• Der Traum vom eigenen Haus: Sorgt die Corona-Krise für einen Preisrutsch auf dem Markt? (Symbolfoto)
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Corona-Krise auf Hamburger Wohnungsmarkt: Schlägt die Stunde der Schnäppchenjäger?

Kurzarbeit oder sogar Jobverlust aufgrund der Corona-Pandemie bringen viele Hamburger in Existenznot. Vor allem jene, die jetzt auch noch ein Eigenheim abbezahlen müssen. Schlägt jetzt die Stunde der Schnäppchenjäger, wenn Immobilienkäufer wegen der Krise ihre Raten nicht mehr zahlen können?

„Bald wird eine große Welle von Zwangsverwertungen über Deutschland schwappen“, prophezeit Axel Mohr vom Wirtschaftsinformationsdienst Argetra in der „Welt“, weil „viele Haus- und Wohnungsbesitzer ihre Finanzierungen nicht mehr tragen können“. Und Thomas Beyerle von der Immobilienberatungsgesellschaft Catella befürchtet im selben Artikel eine „Verkaufswelle“ in Großstädten wie Hamburg, wenn Anleger ihre vermieteten Eigentumswohnungen loswerden müssen, um schnell an Geld zu kommen.

Corona-Schnäppchen auf Hamburger Immobilienmarkt?

Alexander Krolzik, Immobilienexperte der Verbraucherzentrale Hamburg, ist skeptisch. „Die Preisentwicklung ist noch nicht absehbar“, sagt er im MOPO-Gespräch. „Im Moment ist eine leichte Stagnation zu sehen. Es kann Schnäppchen geben, aber nicht viele.“ Denn eng würde es seiner Einschätzung nach nur für einige Kreditnehmer werden.

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„Es wird diejenigen treffen, die schon vor der Krise am Straucheln waren“, erklärt er, „nicht die, die solide dastehen. Viele Finanzierungen sind so aufgebaut, dass es für den Kreditnehmer gerade so aufgeht. Wenn dann Gehaltseinbußen durch Kurzarbeit dazukämen, kämen viele in Bedrängnis.“

Corona-Hilfe: Kreditraten für Wohneigentum aussetzen

Doch zur Zeit können Kreditraten aufgrund der Corona-Krise unter bestimmten Bedingungen für drei Monate ausgesetzt werden, ohne dass dem Kreditnehmer Nachteile entstehen. Diese Stundung hat die Bundesregierung in ihrem Corona-Hilfspaket verfügt. Und so lange rechnet Krolzik auch nicht mit Notverkäufen von Hausbesitzern, denen das Wasser bis zum Hals steht.

„Wir hatten in unserer Beratung bisher noch keinen Totalausfall eines Immobilienkredits“, so der Verbraucherschützer, „nur Stundungsanträge. Und da zeigen sich die Banken sehr flexibel.“

Immobilienkredite in Hamburg: Banken halten sich zurück 

Ein weiteres Problem für Kaufinteressenten auf der Suche nach dem Top-Angebot: Ein Eigenheim-Schnäppchenjäger müsste in den meisten Fällen selbst einen Kredit aufnehmen – und das könnte schwierig werden. „Die Banken sind derzeit sehr zurückhaltend“, sagt Krolzik. „Die Haspa zum Beispiel hat das Baufinanzierungsgeschäft für Neukunden komplett eingestellt.“

Sein Blick in die Zukunft ist aber dennoch optimistisch: „Ich glaube, dass sich alles schnell wieder einpendelt, wenn sich die Verhältnisse normalisiert haben und die Leute wissen, wo sie finanziell stehen“, sagt er.

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Die LBS-Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg rechnet damit, dass wegen der Corona-Krise in Hamburg und Schleswig-Holstein vorübergehend weniger Wohnungen und Häuser auf den Markt kommen. „Welchen Einfluss die Covid-19-Pandemie auf die Entwicklung der Immobilienpreise nehmen wird, ist derzeit schwer vorhersehbar“, teilte Jens Grelle, Vorstandsvorsitzender der Bausparkasse.

Immobilienmarkt in Hamburg: Angebot geht deutlich zurück

Erste Marktanalysen hätten deutliche Angebotsrückgänge von gut 15 bis 25 Prozent auf den Bestandsmärkten im Norden ergeben. Solange der Wohnungsmarkt als Folge der Pandemie stagniert, werde sich an den Preisen kaum etwas verändern.

Für die zukünftige Preisentwicklung werden aus Sicht des LBS-Chefs die Dauer der Corona-Krise und die wirtschaftlichen Auswirkungen wichtige Faktoren sein. Trotzdem bleibe Hamburg für viele Menschen ein attraktiver Ort zum Arbeiten und Wohnen. Das Angebot – gerade im preiswerteren Bereich – werde die Nachfrage in Hamburg weiterhin nicht decken.

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