• Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) wollte sich eigentlich bereits zur Ruhe gesetzt haben.
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Corona-Krisenmanagerin: Hamburg kann froh sein, dass diese Frau noch im Amt ist

Hamburg kann froh sein. Froh, dass Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) weiter im Amt ist. Die Gesundheitssenatorin hatte im Februar angekündigt, sich aus der Politik zurückziehen zu wollen. Ein Glücksfall für unsere Stadt, dass dieser Abschied noch nicht stattgefunden hat.

Dabei war das Thema eigentlich durch. Unmittelbar nach der Bürgerschaftswahl verkündete die 63-Jährige, dass sie dem neuen Senat nicht mehr angehören werde. Sie habe nicht mitten in der Legislaturperiode gehen wollen und sich stets gewünscht, selbstbestimmt aufhören zu können. Der Regierungswechsel schien ihr da der richtige Zeitpunkt zu sein.

Corona in Hamburg: Neuem Senator hätte Erfahrung gefehlt

Bei den Koalitionsverhandlungen ihrer Partei habe sie aber noch dabei sein wollen, schilderte sie. Das war am 25. Februar. Wenig später wurde der erste Corona-Fall in unserer Stadt bekannt – keinen Moment zu früh.

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Hätte das Virus Hamburg nur ein wenig später erreicht, dann hätte die Elbmetropole wohl vor einem Problem gestanden. Denn: Möglicherweise wären die Koalitionsverhandlungen dann bereits abgeschlossen gewesen – und ein neuer Senator oder eine neue Senatorin im Amt.

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Wie Hamburgs Krisenmanagement ausgesehen hätte, wenn ein „Frischling“ plötzlich die Gesundheitsbehörde geleitet hätte, lässt sich nur mutmaßen. Klar ist: Die jahrelange Erfahrung von Cornelia Prüfer-Storcks hätte gefehlt. Seit 2011 leitet sie ein Ressort, mit dem man wenig gewinnen aber viel verlieren kann. Jedes Klinik-Skandälchen sorgt im Fachausschuss direkt für ein Kreuzverhör. Und wenn aus dem jährlichen Suchtbericht hervorgeht, dass weniger Jugendliche zur Flasche greifen, dann mäkelt die Opposition rum, dass nun mehr Personen E-Zigarette rauchen.

Hamburg: Prüfer-Storcks beherrscht die Corona-Krise

Und die Senatorin? Die hält das aus, besticht durch stoische Ruhe – und kann auch auf Erfolge verweisen. Im Verbraucherschutzbereich ist sie zuletzt mit harter Hand gegen den Skandal-Labor-Betreiber LPT vorgegangen, hat dem Unternehmen die Erlaubnis entzogen, weiter Tiere zu halten. Und auch aus der schweren EHEC-Krise vor neun Jahren hat sie Hamburg hinausmanövriert.

Video: Jugendliche niesen Hamburger an – Senator droht

Auch deswegen gilt sie längst als eine der profiliertesten Gesundheitspolitikerinnen in der Bundesrepublik, bringt sich auch in Berlin immer wieder mit Bundesratsinitiativen ein. Dafür erhält sie auch über die Parteigrenzen hinaus Anerkennung – genauso wie jetzt. Ihr Umgang mit der Corona-Krise nötigt auch Oppositionspolitikern Respekt ab, weil sie keinen parteipolitischen Alleingang macht, sondern auf die Meinung von Experten vertraut und wie eine Löwin dafür kämpft, dass Hamburgs Kliniken sowie Alten- und Pflegeheime endlich mehr Ausrüstungen bekommen.

Ihr Nachfolger – wann auch immer er oder sie dann das Amt beerbt – wird in große Fußstapfen treten und sich an dieser Leistung messen lassen müssen.  

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