Corona-Silvester: Droht in Hamburg ein Böllerverbot?
Wie werden wir unter Corona-Bedingungen Weihnachten feiern? Das ist noch völlig unklar, genau wie die Frage, nach dem privaten Silvester-Feuerwerk zum Jahreswechsel.
Lautes Krachen, funkelnde, bunte Sterne am Himmel, wildfremde Menschen, die sich mit guten Neujahrswünschen in den Armen liegen – der Jahreswechsel ist für viele Hamburger die Partynacht des Jahres. Doch dass die Silvesterfeiern in diesem Jahr wie gewohnt stattfinden können, Tausende Menschen Hamburgs Straßen bevölkern und vergnügt Raketen in die Luft jagen, ist Stand heute kaum denkbar.
Bereits im vergangenen Jahr hat es in Hamburg eine Böller-Verbotszone gegeben, so durften in der Innenstadt an der Binnenalster keine Knaller gezündet werden. Grund waren die Idioten, die in der Vergangenheit an diesem beliebten Treffpunkt Feuerwerkskörper in die Menge geschossen hatten. Nun kommt auch noch Corona dazu – große Menschenansammlungen sind derzeit tabu. Selbst ein Zusammentreffen mit mehreren Nachbarn zum gemeinsamen Böllern und Pyro-Gucken wäre unter den derzeit geltenden Regeln nicht erlaubt.
Niederlande verbietet Böller an Silvester
In den Niederlanden appellierten Ärzte und Polizei dafür, ein allgemeines Böllerverbot auszusprechen. Angesichts der Pandemie sei es unverantwortlich, für eine Mehrbelastung der Krankenhäuser durch Feuerwerksverletzungen zu sorgen. Außerdem sei die Einhaltung der Corona-Regeln durch Sicherheitskräfte kaum zu gewährleisten. Die Regierung hörte auf die Warnungen und erließ früh ein landesweites Verbot.
Bitter für alle Raketen-Fans und vor allem auch für die Feuerwerkshersteller. Bei Weco, einem der größten Produzenten Europas, ist man noch einigermaßen entspannt: „Für Deutschland sind uns Pläne wie in den Niederladen nicht bekannt. Wir gehen davon aus, dass alles so läuft wie vorgesehen“, so Sprecher Oliver Gerstmeier. Die Verträge mit dem Handel bestünden sowieso schon seit einem Jahr. Dass es in diesem Jahr absehbar keine Großveranstaltungen in der Silvesternacht geben wird, hält auch er für richtig. „Das private Feuerwerk ist dafür sehr coronakonform im kleinen Kreis“, meint Gerstmeier.
Silvester mit Böllerverbot: Feuerwerksbranche unter Druck
Sollte allerdings ein Böllerverbot kommen, dürfte die Branche extrem hart getroffen werden. Schon jetzt seien Anbietern, die sich auf Großveranstaltungen das ganze Jahr über spezialisiert haben, sämtliche Einnahmen seit März weggebrochen, merkt Klaus Gotzen vom Verband der pyrotechnischen Industrie an. „Hauptumsatzträger ist das Silvesterfeuerwerk, wenn das nicht abgebrannt werden darf, dann sieht es in der Branche katastrophal aus.“ Man wünsche sich, dass im privaten Umfeld mit Beachtung der Hygieneregeln geknallt werden dürfe.
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Naturgemäß anders sieht das die Deutsche Umwelthilfe. Die fordert ein Verbot von privaten Silvesterfeuerwerken. „Luftbelastung ist Ursache für eine Vielzahl von Krankheiten, insbesondere von Atemwegserkrankungen. Dies wirkt sich in Zeiten von Corona besonders negativ aus, denn auch der Virus greift die Atemwege an“, heißt es in einer Mitteilung.
Böllerverbot? Hamburger Senat hält sich bedeckt
Der Hamburger Senat hält sich derweil noch bedeckt, was die konkreten Pläne für Silvester angeht. „Die Erörterungen über die Feiertage sind noch nicht abgeschlossen“, heißt es auf MOPO-Anfrage. Lockerungen seien aber nur möglich, wenn das Infektionsgeschehen deutlich reduziert werde. Fraktionsübergreifend geht die Politik aber davon aus, dass Großveranstaltungen definitiv nicht stattfinden werden.
Böllerverbot in Hamburg: Das sagt die CDU
Die Christdemokraten sprechen sich aber gegen ein pauschales Böllerverbot aus. Man müsse Menschenansammlungen vermeiden, „dass heißt für uns aber nicht, das private Silvesterfeuerwerk zu verbieten“, so Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU. Der Senat müsse einen Silvester-Corona-Plan vorlegen. Sympathien für zumindest ein erweitertes Verbot finden sich bei den Linken. „Feuerwerk ist ein lautes, umweltschädliches und gefährliches und zudem teures ‚Vergnügen‘“, sagte Stephan Jersch, Umweltsprecher der Linksfraktion.
Polizei und UKE wollen noch keine Stellung beziehen. Es sei noch zu früh, um beurteilen zu können, wie sich die Lage entwickele und was das für das Silvesterfest bedeute.