„Corona trifft uns hart“: Norddeutschlands einzige Parkour-Halle vor dem Aus
HafenCity –
Akrobatik und Sport sind die Grundpfeiler von Parkour, der wohl elegantesten Art der Fortbewegungen. Profis verwandeln Innenstädte in ihre eigenen Spielplätze, fliegen mit gekonnten Sprüngen durch die Luft, ob von Balustraden oder Wände hoch. „Die Halle“ in Hamburg ist Norddeutschlands einzige Halle für Parkour-Begeisterte, um drinnen zu üben. Doch das stark finanziell gebeutelte Projekt steht vor dem Aus – natürlich wegen Corona.
Holz-Hindernisse, teilweise in luftigen Höhen, Matten auf den Böden, Schaumstoff-Bälle – die Halle an der Stockmeyerstraße in der HafenCity simuliert auf sichere Weise den modernen Großstadt-Dschungel mit allen Facetten.
Hamburg: Parkour-Stätte „Die Halle“ vor dem Aus – wegen Corona
„Parkour ist ein Sport von der Straße“, sagt Jette Krauß, Mitarbeiterin bei „Die Halle“. Die 30-Jährige hat selbst einen sportlichen Hintergrund – wie alle Beschäftigen –, tanzte, spielte Uni-Hockey. „Eine Halle bietet eine sichere Möglichkeit, den Sport sicher auszuführen.“
Was den Machern besonders wichtig war: Der Parkour-Community einen Ort der Zusammenkunft zu geben – auch wenn es mal regnet und das Wetter nicht zu Outdoor-Aktivitäten einlädt. „Wir wollten mehr als einen Ort schaffen, wo man Sport treibt. Wir wollen ein Zuhause sein“, sagt Jette, die selbst regelmäßig dort trainiert.
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Seit 2017 gibt es die Halle am Oberhafen, die auch andere Sportarten, darunter Breakdance und Functional Fitness, anbietet. Neben dem Sport werden Theatergruppen geboten und soziale Projekte zur Förderung von Integration mit aufgebaut – mit Chance auf Entfaltung. „Wir wollen auch Menschen unterstützen, die einkommensschwach sind und denen einen niedrigschwelligen Zugang bieten“, so Jette.
Mit Erfolg: Seit Beginn genießt „Die Halle“ großen Zulauf – mehr als 600 Mitglieder zählt der Trägerverein „Parkour Creation e.V.“.
Finanzielle Einbußen dank Corona: „Das trifft uns natürlich hart“
Doch dann kam Corona. Der erste Lockdown, dann der zweite. Indoor-Sport war tabu und bleibt weiter verboten. Für „Die Halle“ ein herber finanzieller Rückschlag: Mitglieder kündigen, weil sie ihre Beiträge nicht mehr zahlen können. Die laufenden Kosten können die Macher nicht mehr alleine decken. „Das trifft uns natürlich hart“, erzählt Mitarbeiterin Jette.
„Die Halle“ vor dem Aus: So kann man den Akrobaten helfen
Die Macher hoffen nun, mit Spenden das Jahr zu überleben und „zuversichtlich ins nächste zu gehen“. Eine eingerichtete Crowdfunding-Aktion samt Spendenseite läuft noch bis Donnerstag. Auch Fördermittel seien schon beantragt worden. Jette: „Von denen haben wir allerdings noch nichts bekommen, keine Gelder.“
Jette hofft, wie alle anderen auch, dass „Die Halle“ bestehen bleibt. Ihr Ziel fürs kommende Jahr: Einen Kurs für Frauen etablieren. „Ich möchte auch Mädchen Zugang zu Parkour ermöglichen. Oft sind viele Jungs in der Halle. Die Kurse wollen wir auch draußen und an Schulen anbieten.“
Denn Jette ist sich sicher: „Unser Sport hat positive Effekte auf das Selbstbewusstsein.“ Und er helfe nicht nur physische Hürden zu meistern – „sondern auch mentale“.