Corona-Verdacht: Hotline völlig überlastet – Arztbesuch schockiert Familie
Bahrenfeld –
Das soziale Leben in Hamburg kommt in vielen Bereichen zum Erliegen – Menschen schotten sich ab. Trotz der Schutzmaßnahmen kommt es jedoch zunehmend zu Corona-Verdachtsfällen innerhalb der Bevölkerung – so auch bei einer Familie aus Bahrenfeld. Der Fall zeigt, dass die zuständigen Institutionen offenbar doch nicht immer ausreichend aufgestellt sind: Die Notfall-Hotline ist völlig überlastet, ein Arzt untersuchte die Familie ohne Schutzkleidung und hatte zudem nicht genug Equipment dabei, um alle Familienmitglieder zu testen.
Die Hansestadt sei sehr gut aufgestellt und habe sich intensiv vorbereitet, heißt es von offizieller Seite. „Wir können auf der Basis unserer Pandemie-Pläne jederzeit bei einer Ausbreitung des Coronavirus alle notwendigen Maßnahmen ergreifen“, erklärte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Dirk Engelmann, Ende Februar gegenüber der MOPO. Doch ist das wirklich so?
Familie aus Bahrenfeld erlebt skurrilen Arzt-Besuch
Eine Familie aus Bahrenfeld, die sich aus Sorge einer möglichen Ansteckung bei der Ärzte-Hotline meldete, erlebte nach eigenen Angaben genau das Gegenteil: Nachdem Tochter und Sohn nach einem Skiurlaub in Tirol und Zwischenstopp in Rheinland-Pfalz an Fieber und Husten erkrankten, riefen sie nach der Rückkehr in Hamburg die Ärzte-Hotline (116117) an.
Nach längerer Wartezeit, großem Wirrwarr und einem zweiten Anrufversuch bekamen sie zugesichert, ein Arzt würde sich der Sache annehmen und sie besuchen – um 22 Uhr stand dieser dann auch mit einer Helferin vor der Tür der Familie.
Corona-Verdacht: Ärzte-Hotline überlastet und schwer erreichbar
Eine Ausnahme, denn die Gesundheitsämter sind überlastet und nur schwer erreichbar. Viele Hamburger meldeten sich bei der MOPO, bestätigten den Umstand. Darunter ein Mann, der aus einem Skigebiet in Italien zurückgekehrt war. „Unter der Hotline-Nummer haben wir niemanden erreicht“, sagte der 55-Jährige.
Ärzte-Hotline: Ein Fall macht Hoffnung
Andere haben mehr Glück. Ein MOPO-Leser berichtet: „Dass es viele Versuche braucht, um an der Hotline durchzukommen, ist unbestritten. Allerdings war nach zweieinhalb Stunden plötzlich eine unglaublich entspannte Dame an der Leitung, die mit ihrer Art alle Zweifel an der Hotline nahm.“
Arzt untersucht Familie ohne Schutzkleidung
Die Familie aus Bahrenfeld kam auch irgendwann am Telefon durch, doch der eigentliche Ärger begann ihrer Schilderung nach erst mit dem Besuch des Arztes. „Als es um 22 Uhr klingelte und ich öffnete, stand ein Arzt sowie eine Helferin vor der Tür. Doch beide standen komplett ohne Schutzkleidung da“, behauptet Familienvater André B. gegenüber der MOPO. „Der Arzt sowie die Helfern hatten keine Handschuhe an. Sie trugen überhaupt keine Schutzkleidung.“
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Trotz der Bedenken wollte sich die Familie untersuchen lassen – schließlich wollten sie Gewissheit. Doch daraus wurde nichts: „Der Arzt wollte uns und unsere Kinder gar nicht testen, nachdem wir ihm die Geschichte erzählten.“ Als Grund soll er genant haben, dass Kinder weniger anfällig seien und kein Test nötig wäre.
Bahrenfeld: Arzt hat nur einen Test dabei
Die Familie ließ sich nicht abschütteln und nach mehrfacher Bitte willigte der Mediziner ein. Allerdings sollte nur eine Person getestet werden, da er nur einen Test dabei habe. „Wir waren natürlich total verwirrt von den Aussagen des Arztes. Wir entschieden uns dann jedoch für unseren Sohn, der am stärksten von Fieber und Husten betroffen war“, erzählt André B.
Arzt in Hamburg: Nicht genug Schutzkleidung vorhanden
Nun warten sie auf das Ergebnis – und hoffen auf einen guten Ausgang. Doch das Verhalten des Arztes ist für die Familie aus Bahrenfeld weiterhin ein Rätsel. Als André B. nach eigenen Angaben den Arzt fragte, warum er ohne Schutzkleidung zu Patienten fahren würde, soll dieser geantwortet haben: Es gebe nicht genug Schutzkleidung für jeden.
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Eine Stellungnahme bei der zuständigen Institution, der kassenärztlichen Bundesvereinigung, ist von der MOPO angefragt und steht derzeit noch aus.