• Hamburg: Zahlreiche Kunden stehen kurz vor der Öffnung vor einer Filiale eines Aldi- Discounters. Aus Angst vor dem Coronavirus decken sich Kunden mit Desinfektionsmitteln aus dem Aktionsangebot ein.
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Coronakrise in Hamburg: Woher die Angst kommt und wie man damit umgehen kann

Selten hat die Ausbreitung einer unbekannten Krankheit so viel Angst ausgelöst wie das Coronavirus: Menschen decken sich mit Lebensmitteln und Desinfektionsmitteln ein, einige stehlen gleich ganze Paletten aus Krankenhäusern. Eine gewisse Sorge ist durchaus berechtigt, findet Psychologin Prof. Dr. Tania Lincoln von der Uni Hamburg. Sie erklärt der MOPO, wie man mit dieser Angst besser umgehen kann. 

Die letzte große Grippewelle ist gerade einmal zwei Jahre her. Psychologin Tania Lincoln erinnert sich noch genau an den Winter 2017/2018, denn sie ist in jenem Winter selbst an der Influenza erkrankt. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts gab es in jener Grippesaison 25.000 Tote in Deutschland. Panik war keine zu spüren – ganz im Gegensatz zu heute, wo einige in eine regelrechte Hysterie wegen des Coronavirus verfallen. Aber was ist jetzt anders?

Angst vor dem Coronavirus: Hamburger Psychologin klärt auf

Tania Lincoln vermutet, warum die Angst vor dem Coronavirus so groß ist. „Ich denke es liegt daran, dass wir nicht gut darin sind, Risiken einzuschätzen. Wir überschätzen Risiken von Gefahren, wenn diese gerade im Fokus der Aufmerksamkeit sind. Das kennt man ja auch von anderen Phänomenen: Wenn beispielsweise gerade ein Flugzeug abgestürzt ist und darüber in den Medien berichtet wird. Wir haben dann die Tendenz, das Risiko weiterer Abstürze zu überschätzen“, erklärt die Psychologin. 

Die Psychologin Prof. Dr. Tania Lincoln von der Uni Hamburg hat Tipps, wie man mit der Angst vor dem Coronavirus umgehen kann.

Die Psychologin Prof. Dr. Tania Lincoln von der Uni Hamburg hat Tipps, wie man mit der Angst vor dem Coronavirus umgehen kann. 

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Universität Hamburg

Auch die „Hamsterkäufe“ – wobei sie den Begriff als sehr negativ empfindet – kann sich Lincoln erklären. „Das gibt den Menschen ein Gefühl von Kontrolle. Man kann ja nicht viel tun und jeder ist froh, wenn es etwas gibt, was einem dieses Gefühl zurückbringt. Hygienemaßnahmen sind eine Sache, Hamsterkäufe haben wahrscheinlich einen ähnlichen Effekt.“ Irrational findet die Hamburgerin die Vorratskäufe nicht, sondern durchaus nachvollziehbar. 

Coronavirus in Hamburg: Wie viel Angst ist gerechtfertigt?

Obwohl sie die Sorgen der Menschen verstehen kann, plädiert sie dennoch dafür, nicht in Hysterie zu verfallen. „Es ist wichtig, einen gesunden Mittelweg zu finden. Ein zu lockerer Umgang mit dem Thema kann dazu führen, dass man unvorsichtig wird und zur Verbreitung des Virus beiträgt. Zu viel Angst ist allerdings auch ungünstig, da man sich damit selbst stresst.“ Das wiederum wirke sich negativ auf das eigene Immunsystem aus – das ist natürlich kontraproduktiv, wenn man eine Ansteckung verhindern will.

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Doch wie schafft man es, gelassener mit dem Thema umzugehen? Sätze wie „Mach mal nicht so ’ne Panik“ helfen da jedenfalls nicht. Zum einen rät die Expertin, sich die Fakten und Zahlen vor Augen zu führen, um die Entwicklung des Virus – auch im Vergleich zur Influenza – besser einordnen zu können. „Für den Einzelnen ist es sicherlich auch hilfreich, sich nicht permanent damit zu beschäftigen. Man muss nicht alle fünf Minuten aufs Handy gucken, sondern sollte seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken“, so Lincoln.

Coronavirus: So kann man mit der eigenen Angst umgehen

Es gibt also durchaus Wege, einen Umgang mit der Angst vor der neuartigen Krankheit zu finden. Eine gewisse Sorge und Aufmerksamkeit sind gut und können dabei helfen, den Virus nicht durch unüberlegte Handlungen weiter zu verbreiten. Mehr als sich an die Empfehlungen und Anweisungen zu halten, kann man aber leider momentan nicht tun. Auch wenn es eine Ansteckung nicht mit Sicherheit verhindern kann, kann es durchaus helfen – und man selbst damit das Gefühl von Kontrolle zurückgewinnen.

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