Felix Harms und Tanja Struve (Bahrenfeld, 29/31).
  • Felix Harms und Tanja Struve (Bahrenfeld, 29/31).
  • Foto: Florian Quandt

„Da fehlt mir jegliches Verständnis”: Das denken Hamburger über die Bauern-Blockade

Das könnte das richtig große Chaos werden: Am Montag wollen protestierende Bauern ganz Hamburg lahmlegen. Mit ihren Traktoren wollen sie Straßen blockieren und so auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Die MOPO hat sich unter den Hamburgern umgehört: Haben Sie Verständnis? Oder endgültig die Nase voll?

Um das Milliardenloch im Haushalt zu stopfen, wollte die Bundesregierung unter anderem die Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft streichen die Steuerbegünstigung beim Agrardiesel abschaffen. Teile dieser Pläne wurden nach ersten Protesten gestrichen, doch den Landwirten reicht das nicht. Deshalb wollen sie am Montag unter anderem in Hamburg den Verkehr behindern.

Das sagen die Hamburger zum Bauernprotest am Montag

Ralf Winter (63) aus Oldenfelde hält das für „ein bisschen übertrieben“, sagt er. Und weiter: „Die Subventionen sind für die Bauern sehr wichtig, das verstehe ich. Aber die Bundesregierung hat doch schon Zugeständnisse gemacht – kann man nicht weiter miteinander reden, bevor man die ganze Bevölkerung mit reinzieht?“ Er selbst werde am Montag Bahn fahren und den Protest so umgehen.

Ralf Winter (63) aus Oldenfelde Florian Quandt
Ralf Winter (Oldenfelde, 63)
Ralf Winter (63) aus Oldenfelde

 Zu diesem Zweck nimmt Sebastian V. (67) aus Ottensen das Fahrrad. „Ich kann die Einkommenslage der Bauern nicht bewerten“, sagt er. „Allerdings frage ich mich schon, wo bei solchen Protesten die Verhältnismäßigkeit ist.“ 

Sebastian V. (67) aus Ottensen Florian Quandt
Sebastian V. (Ottensen, 67)
Sebastian V. (67) aus Ottensen

Sein Bekannter Christof B. (59), ebenfalls aus Ottensen, sagt: „Ich sehe vor allem mit Sorge, dass die Bewegung von Rechtsaußen unterwandert wird. Das könnte noch gefährlich werden.“

Christof B. (59) aus Ottensen Florian Quandt
Christof B. (Ottensen, 59)
Christof B. (59) aus Ottensen

Felix Harms (29) und Tanja Struve (31) aus Bahrenfeld finden „jede Art von Demonstration gut“, sagen sie und verstehen auch die Beweggründe für die Bauern: „Ohne die Subventionen sind sie ja gar nicht mehr wettbewerbsfähig. Und ich würde gern weiter deutsche Tomaten essen“, so Harms.

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Auch Sally Johnson (57) aus Eimsbüttel unterstützt die Proteste. „Man muss lautstark auf sich aufmerksam machen, wenn man etwas erreichen möchte“, sagt sie. „Allerdings befürchte ich, dass Rechte die Demo ausnutzen.“

Sally Johnson (57) aus Eimsbüttel Florian Quandt
Sally Johnson (Eimsbüttel, 57)
Sally Johnson (57) aus Eimsbüttel

„Ich habe Mitgefühl für jeden, der unter den Protesten leidet“, sagt Jonas Obleser (48), der fürs Wochenende aus Lübeck nach Hamburg gekommen ist. „Das hat doch französische Anmutungen. Es ist wie das Recht des Stärkeren – dafür fehlt mir jedes Verständnis.“

Jonas Obleser (48) aus Lübeck Florian Quandt
Jonas Obleser (48) aus Lübeck
Jonas Obleser (48) aus Lübeck

Anders sehen es Petra (56) und Ulf Sturm aus St. Pauli (57): „Wir werden wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, unsere achtjährige Tochter zur Schule zu bringen“, so der Vater. „Trotzdem halten wir es für gerechtfertigt, denn die Bauern sind arm dran in unserer Gesellschaft.“

Ulf (57) und Petra Sturm (56) aus St. Pauli mit ihrer Tochter (8) Florian Quandt
Ulf und Petra Sturm (St. Pauli, 57/56) mit ihrer Tochter (8)
Ulf (57) und Petra Sturm (56) aus St. Pauli mit ihrer Tochter (8)

In Hamburg werden am Montag nach Angaben der Polizei bis zu 2000 Traktoren erwartet. Auch beim Busverkehr kann es zu Einschränkungen kommen. Die Fahrzeuge sollen am Morgen aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen kommen und zu einer Kundgebung in der Innenstadt fahren. Im Süden werden Kolonnen aus Seevetal erwartet.

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