• Nachweis für einen negativen Corona-Test: Tagesticket-Armband der Stadt Tübingen
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Dänemark, Saarland, Tübingen: Mit Tests aus dem Lockdown: So sieht’s in Hamburg aus

Sind Schnelltests die Eintrittskarten in unser so schmerzlich vermisstes normales Leben? Das Saarland will nach Ostern weitgehend aussteigen aus dem Lockdown, Tübingen verteilt Tagespässe, Rostock öffnet sein Stadion, Dänemark kündigt Lockerungen an. Kann Hamburg etwas davon übernehmen? 

Das plant das Saarland

Das kleine waldreiche Bundesland präsentiert sich als Corona-Klassenprimus: Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt stabil unter 70, es gibt 350 Stationen für Gratis-Antigentests und die Impfquote von 11,4 Prozent ist bundesweiter Rekord. Beste Voraussetzungen für das Saarland-Modell, das vorsieht, vom 6. April an unter anderem Kinos, Theater, Fitnessstudios und die Außengastronomie wieder zu öffnen – für alle, die einen negativen Schnelltest vorweisen können, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. 

Bei privaten Treffen und Veranstaltungen im Freien sollen nach dem Osterwochenende im Saarland bis zu zehn Personen erlaubt sein. Auch Kontaktsport im Außenbereich soll dann wieder möglich sein – immer in Verbindung mit einem negativen Test. Wenn alles gut laufe, könne es weitere Öffnungsschritte nach dem 18. April geben – in der Gastronomie, beim Ehrenamt, in den Schulen.

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Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident des Saarlands

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Mehrere Bundesländer (auch Schleswig-Holstein) haben Modellregionen angekündigt. „Wir sind aber das einzige Bundesland, dass das als Ganzes tut. Deswegen nennen wir unser Projekt auch das Saarland-Modell“, sagte Ministerpräsident Tobias Hans (CDU).

Kritik kommt vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach: „Der Kurs des Saarlandes ist fahrlässig. Die Modellregion im Saarland ist ein Experiment, das zu einer schnellen Verbreitung gefährlicherer Mutationen in Deutschland führen kann“, sagte er der „Rheinischen Post“. Das Saarland habe von anderen Bundesländern „mehr Impfstoff gegen Mutanten bekommen und geht jetzt ins Risiko. Das macht keinen Sinn.“

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ist sauer auf das Saarland: „Dafür habe ich kein Verständnis. Solidarität ist keine Einbahnstraße.“

Das plant Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein (Sieben-Tage-Inzidenz 59,8) will ab 19. April touristische Modellprojekte in Gebieten mit niedrigen Corona-Zahlen ermöglichen. Städte und Regionen können sich bewerben. In den ausgewählten Gebieten sollen dann Ferienwohnungen, Hotels und Gastronomie für Gäste öffnen, die in den vergangenen 48 Stunden negativ getestet wurden.

Das plant Dänemark

Dänemark (Sieben-Tage-Inzidenz: 85) will die Corona-Beschränkungen weitgehend aufheben, sobald alle Menschen ab 50 Jahren geimpft sind, was für Ende Mai erwartet wird.

Bis dahin sollen Lockerungen an einen „Corona-Pass“ gebunden werden: Eine Smartphone-App soll anzeigen, ob der Inhaber in den vergangenen  72 Stunden negativ getestet oder geimpft wurde oder eine Corona-Infektionen überstanden hat. Menschen ohne Smartphone bekommen Bescheinigungen auf Papier. Nach Ostern sind Friseurbesuche mit dem Pass möglich, ab dem 21. April soll auch die Gastronomie für nachweislich nicht-ansteckende Menschen wieder geöffnet werden. Einschränkungen für Großveranstaltungen und das Nachtleben bleiben bestehen.

Auch beim Sport wird bei den Nachbarn im Norden gelockert: Die vier EM-Spiele im Parken-Stadion von Kopenhagen sollen im Juni vor mindestens 11.000 bis 12.000 Zuschauern ausgetragen werden, kündigte Kulturministerin Joy Mogensen an. 

So läuft es in Tübingen

Die schwäbisch Uni-Stadt Tübingen (Inzidenz stabil zwischen 20 und 30) hat in der Innenstadt neun Test-Stationen aufgebaut. Wer dort negativ getestet wird, bekommt ein Armband mit einem QR-Code als Tagespass. Das Armband sei mit einem Smartphone – zum Beispiel am Eingang von Geschäften – auslesbar. Mit dem Armband dürfen Läden und Restaurants betreten werden, die in Tübingen – anders als im Rest des Landes – geöffnet sind.

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Das Display eines Smartphones zeigt in einer Tübinger Teststation ein negatives Corona-Testergebnis an.

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Das Modellprojekt läuft seit dem 15. März. In der ersten Woche wurden 30.000 Tests durchgeführt, 75 waren positiv. Das Echo ist überwiegend positiv, auch wenn es an einigen Teststationen zu Wartezeiten kam.

So läuft es in Rostock

Rostock kann seit Monaten eine extrem niedrige Sieben-Tage-Inzidenz melden, die aktuell bei 31,1 liegt. Nach dem Pilotprojekt von Fußball-Drittligist Hansa Rostock mit 702 Zuschauern im Ostseestadion, will Basketball-Zweitligist Rostock Seawolves am 10. April gegen Science City Jena vor 450 Zuschauern spielen, das sind rund zehn Prozent der Kapazität in der Stadthalle Rostock. Auch hier stehen Tests im Zentrum des Konzepts:  Vor dem Spiel müssen sich alle Zuschauer testen lassen. Es besteht Maskenpflicht. Zudem setzen die Veranstalter auf die Luca-App zur schnellen Nachverfolgung bei möglichen Infektionen. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) muss das Vorhaben noch genehmigen.

Die Landesregierung hat sich aber nach dem erfolgreichen Konzept von Hansa Rostock positiv zu weiteren Lockerungen bei Sportveranstaltungen geäußert. Im Volkstheater Rostock steht am Freitag die erste Premiere seit Monaten an – mit Negativtest der Zuschauer.

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Kann Hamburg sich etwas abgucken?

Dutzende baden-württembergische Kommunen und Kreise wollen das Tübinger Modell mit massiven Schnelltests und Tagespass übernehmen. Und Hamburg? Die Hamburger Inzidenz liegt bei 128,6, Tendenz seit Tagen steigend. Welche Rolle die vielen Selbststests bei dem Anstieg spielen, ist noch unbekannt. An den Schulen waren in der vergangenen Wochen von 20.000 Selbststests nur 10 positiv.

Fakt bleibt aber: Wir sind meilenweit entfernt von den Werten der Regionen, die Lockerungen ankündigen. Senatssprecher Marcel Schweitzer zählt auf, was eintreten muss, bevor Hamburg über Lockerungen nachdenken kann: „Wenn die Inzidenz wieder deutlich unter 100 sinkt, wenn der R-Wert unter eins liegt und wenn die intensivmedizinischen Kapazitäten dies erlauben, dann könnten wir über Öffnungsschritte innerhalb des Perspektivplans nachdenken. Erst dann.“

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Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Derzeit steckt ein Corona-Infizierter in Hamburg statistisch mehr als eine weitere Person an. Die Hamburger Intensivstationen sind zu 88 Prozent belegt.

Auch könne der Hamburger Senat nicht einfach einen Bezirk mit niedriger Inzidenz zur Modellregion ausrufen, so Schweitzer: Die Stadtstaaten sind laut Infektionsschutzgesetz als eine Einheit zu bewerten.

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