Dahinter steckt eine tolle Aktion: Diese lange Schlange in Hamburg macht traurig
Sternschanze –
Eine warme Suppe von Tim Mälzer, liebevoll gepackte Einkaufstaschen mit gespendeten Lebensmitteln, ein Kiosk voller Geschenke für Kinder – es ist eine imposante Weihnachtsaktion, die viele freiwillige Helfer im Kulturhaus „Schroedingers“ am Schanzenpark auf die Beine gestellt haben. Hunderte Gäste warteten bei kalten Temperaturen geduldig in einer langen Schlange. Ein Umstand, der auch traurig macht – zeigt er doch, wie viele Menschen derzeit in Not sind.
„Das war eine Atmosphäre, ich bekomme jetzt noch Gänsehaut“, sagt John Schierhorn, Betreiber des „Schroedingers“ zur MOPO. In der Schlange: Viele bekannte Gesichter, die auch zu den wöchentlichen Lebensmittelausgaben kommen, aber auch neue Gäste, zur Feier des Tages schön gekleidet, ganze Familien mit Großeltern und Kindern: „Viele, die in der Gastro beschäftigt sind, sind durch die Krise abgerutscht”, so Schierhorn.
Kulturzentrum Schrödingers in Hamburg: Aktion an Weihnachten
Für Bettler und Obdachlose ist es wegen des Lockdowns fast unmöglich geworden, ein paar Euro zu bekommen. Für John Schierhorn ist das keine anonyme Warteschlange: „Vor uns standen mehr als 500 wundervolle Individuen.“
Weil Mahlzeiten nur noch „to go“ ausgegeben werden dürfen, bekamen die Wartenden die heiße Suppe von TV-Koch Tim Mälzer in der Schlange serviert.
Hamburg: Weihnachtsbraten und ärztliche Versorgung kostenlos
Später gab es drei Tüten mit Lebensmittelspenden plus ein Weihnachtsmenü zum Mitnehmen, vegetarisch oder bestehend aus Braten mit Rotkohl und Knödeln. Tierhalter konnten sich am Stand der Tiertafel mit Futter für ihre Gefährten versorgen.
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Neben Mälzer unterstützte auch Holger „Stani“ Stanislawski die rund 120 ehrenamtlichen Helfer von der Hamburger Tafel, dem ASB sowie Hanseatic Help. Der Ex-St.Pauli-Trainer und Supermarktbetreiber steuerte Nützliches und Leckeres für die Tüten bei.
Hamburg: Weihnachtsspenden für Kinder
Die meisten Tränen aber flossen am „Kinderkiosk“, wie Schierhorn erzählt: „Nicht nur bei den Kindern vor Freude, sondern auch bei den Helfern, so rührend waren die Szenen.“ Tolle Geschenke waren gespendet worden: Spiele, Kinderfahrräder, Hula Hoop-Reifen.
Sogar ein Iphone hatte ein Spender zur Verfügung gestellt. Das bekam ein Teeanger-Mädchen, das eigentlich nur um ein Geschenk für die kleine Schwester gebeten hatte: „Sie wollte es erst gar nicht annehmen, dann hat sie sich gefreut wie verrückt“, sagt Schierhorn: „Überhaupt waren die Kinder wahnsinnig bescheiden und dankbar.“
Diese lange Schlange in Hamburg macht traurig
Auf der Facebook-Seite des „Schroedingers“ wird die Aktion gefeiert – und kritisiert, dass die Armut in einer reichen Stadt so groß ist, dass so eine lange Schlange von Bedürftigen entsteht. „Ja, der Anblick der Schlange ist traurig“, sagt John Schierhorn, „wir kriegen die Armut nicht von der Straße, das muss an anderer Stelle passieren. Wir können die Armut aber lindern.“ Dazu trägt auch das Arztmobil Hamburg bei, das die Besucher kostenlos medizinisch versorgte.
Seit Anfang der Corona-Krise betreibt das Kulturhaus jeden Montag zwischen 13 und 15 Uhr eine Lebensmittel-Ausgabe unter dem Titel „Liebe in Tüten“. Die Weihnachtsaktion läuft noch am 26., 28. und 30. Dezember.
Pleite wegen Corona: Spenden für Hamburger Helfer
Wer die Arbeit des „Schroedingers“ unterstützen will: Selbst kleinste Spenden sind willkommen. „Wir sind wegen der Pandemie mehr als pleite“, sagt John Schierhorn. Hier ist ein Spendenknopf zu finden. Die Empfängeradresse über paypal lautet: info@schroedingers.social