Vorne ein Mann im orangen Pullover, dahinter ein lachender Mann

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) lieferte sich einen unterhaltsamen Schlagabtausch mit N-Klub-Gastgeber Lars Meier. Foto: dpa | Marcus Brandt

Daniel Günther zum Berliner Politikstil: „Wer will mit solchen Idioten arbeiten?“

Er möchte nicht nach Berlin, erklärte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (51, CDU) bei seinem Besuch im Hamburger N-Klub, führte mit Verve aus, was ihn am Politikstil im Bund so unfassbar nervt – und was er sich angesichts seines üppigen Gehaltes manchmal fragt. Das Publikum im Opernloft in Altona erlebte einen höchst unterhaltsamen Mittwochabend.

„In Berlin, das ist ein Gräuel“, antwortete Günther auf die Frage des Gastgebers Lars Meier, ob er nicht von einem Ministeramt träume: „Da sitzen sechs Leute zusammen, haben Vertraulichkeit vereinbart und es dauert keine halbe Stunde und einer hat etwas durchgestochen. Wer will mit solchen Idioten zusammenarbeiten?“ In Schleswig–Holstein säßen sie seit siebeneinhalb Jahren zusammen, jeden Montag, 15 Leute: „Und da ist noch nie eine Zeile nach draußen gedrungen“. Günther regiert das Land seit 2017, erst mit Grünen und FDP, seit 2022 nur noch mit den Grünen, bemerkenswert geräuschlos.

Von totaler Transparenz halte er nichts: „Alle Gespräche, jede Akte öffentlich? Das ist für’n Arsch! Man muss doch auch Räume haben, um mal die Gedanken spielen zu lassen, ohne dass gleich jede Sau durchs Dorf getrieben wird!“ Wie in Berlin mit seinem früheren grünen Landwirtschaftsminister Robert Habeck umgesprungen wird, politisch und medial, das habe ihn „angewidert“, sagt Günther: „Ich habe auch gemerkt, wie Berlin an Robert genagt hat, und das, obwohl er im Gegensatz zu mir immer Bock auf Bundespolitik hatte. Nee, ich fasse Berlin nur mit spitzen Fingern an.“

Handball gucken mit Robert Habeck

Er erzählt, wie er einmal mit Habeck Handball-EM geguckt und ein gemeinsames Selfie gepostet hat: „Da gab’s tausend Kommentare, die Leute schrieben, wie kannst du nur, der hat unser Land zugrunde gerichtet und was nicht alles. Aber wo kommen wir hin, wenn man nicht mal mehr zusammen zum Handball gehen und für Deutschland klatschen kann, nur weil man politisch andere Auffassungen vertritt?“

Dass der CDU-Mann gerne Brücken baut (und auf schmissige Partyhits steht), ist derzeit eindrücklich in einem Video von der Verleihung des „Ordens wider den tierischen Ernst“ (ab Minute 27) an den SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil zu sehen: Nach der Laudatio griff der Ordensträger zur Gitarre – und ein parteiübergreifender Chor aus Daniel Günther, Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Gregor Gysi (Linke) und Mona Neubaur (Grüne) schmetterte leidenschaftlich schief „Atemlos wie noch nie, kämpfen für Demokratie“. Der Ministerpräsident: „Wir wollten zeigen, dass uns für die Demokratie nichts zu peinlich ist.“

Dritte Amtszeit angepeilt

Die Frage, ob nicht mal das Kanzleramt ihn reizen würde, beantwortet der Ministerpräsident allerdings mit einem vielsagenden Lächeln. Ein Nein ist das nicht, aber erstmal könne er sich eine dritte Amtszeit in Kiel vorstellen: „Bei der nächsten Wahl bin ich 53, da kann man ja noch mal antreten.“

Das könnte Sie auch interessieren: Schleswig-Holsteins Regierung: Darum bleiben wir weiter auf X

Was man da so verdient, erkundigt sich Lars Meier. Offenherzige Antwort: „Ich kriege 11.000 Euro jeden Monat überwiesen.“ Dann fügt er nachdenklich hinzu: „Ich frage mich immer, was Leute, die noch mehr verdienen als ich, sich von dem ganzen Geld kaufen. Das kann doch nur Quatsch sein.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp