Hamburger Drag Queen Valery Pearl

Nur fürs Foto still: Valery Pearl nutzt die Aufmerksamkeit als Drag Queen, um den Mund aufzumachen. Foto: Olivier Hase

Darum geht es bei der „Wähl Liebe“-Demo auf dem Spielbudenplatz

Die Uhrzeit symbolisch, das Motto ein Appell:  In rund 45 deutschen Städten wollen queere Menschen am Samstag für ihre Rechte demonstrieren. In Hamburg startet die Kundgebung um fünf vor zwölf auf dem Spielbudenplatz. Mit der Kampagne „Wähl Liebe“ fordert die Bewegung um den Christopher Street Day (CSD) einen stärkeren Schutz von Minderheiten – und die Verteidigung der Demokratie. Drag-Ikone Valery Pearl moderiert. Sie hat einen klaren Wunsch.

„Dass überall in Deutschland am gleichen Tag zur gleichen Zeit queere Menschen und ihre Verbündeten auf die Straße gehen, hat es so in der Geschichte der CSD-Bewegung noch nicht gegeben“, sagen Jenny Saitzek und Christoph Kahrmann, die Co-Vorsitzenden von „Hamburg Pride“, die allein in der Hansestadt mehrere Tausend Teilnehmende erwarten.

Vor der Wahl: Winter-CSDs in ganz Deutschland

Einerseits: ein starkes Zeichen für Zusammenhalt. Andererseits würde die queere Community eine Woche vor der Bundestagswahl nicht so geschlossen protestieren, wären ihre Befürchtungen nicht groß: Darüber, dass die Gleichberechtigung von Minderheiten politisch mehr und mehr unter Druck steht und vor allem trans* Personen Anfeindungen und rechtliche Rückschritte drohen. „Wähl Liebe“ heißt für die Aktivistinnen und Aktivisten: Die liberale Demokratie an der Wahlurne zu verteidigen.

„Rechte können uns wieder weggenommen werden“, das sagt auch Valery Pearl, die die Kundgebung am Samstag moderiert und bei allen Sorgen mit Vorfreude auf den Protest blickt:  „Ich liebe die Energie in unserer Stadt. Das ist bei jeder Demonstration zu spüren, bei der sich die Hamburgerinnen und Hamburger für die Demokratie zusammentun.“

Drag-Ikone Valery Pearl moderiert die Kundgebung

Energie, das ist Pearls Wunsch, die die Demonstrierenden mit nach Hause nehmen und die sie motivieren können, politischen Unzufriedenheiten entgegenzutreten, selbst aktiv zu werden, mit andersdenkenden Menschen ins Gespräch zu gehen. Auf Miteinander auch in einem Wahlkampf zu setzen, den nicht nur die Drag Queen als verhärtet erlebt. „,Wähl Liebe‘“, sagt Pearl, „das ist natürlich auch ein ganz bewusst gewähltes Motto, um dem Hass durch rechtsextreme Kräfte entgegenzuwirken.“

„Ich kann jeden einzelnen Menschen verstehen, der aktuell verunsichert ist“, ergänzt sie. „Aber wenn ich mich informiere, kann ich die Verunsicherung ablegen.“ Und dann? „Wählen gehen, aber bitte nicht rechtsextrem.“ Pearl selbst hat ihre Briefwahlunterlagen schon ausgefüllt und abgegeben, die lange Schlange der Wartenden, die Atmosphäre vorm Wahllokal haben ihr Mut gemacht. Sie hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung und darauf, dass bei den Wahlentscheidungen Akzeptanz und Toleranz eben doch eine entscheidende Rolle spielen: „Wir als Wählende haben es in der Hand.“

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