Warum lasst ihr euch jetzt erst impfen? Ansturm auf Aktion in der Eimsbüttler Apostelkirche
  • Vor der Apostelkirche in Eimsbüttel hat sich eine lange Schlange von Impfwilligen gebildet.
  • Foto: Florian Quandt

Darum lassen wir uns jetzt erst gegen Corona impfen

Eine so lange Schlange gab es vor der Apostelkirche in Eimsbüttel selten: Fast 30 Menschen stehen an und warten geduldig. Die Leute sind hier, um sich eine Corona-Impfung abzuholen. Die MOPO will wissen, warum sie das erst jetzt tun.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich in Hamburg impfen zu lassen. Auf der Webseite der Stadt sind knapp 40 zentrale Einrichtungen wie Jobcenter, Bürgerhäuser und Kirchen aufgeführt, in die man spontan zum Piksen kommen kann. Trotz kleiner Hürden waren am Dienstag gerade einmal 66,8 Prozent der Hamburger doppelt, 70,7 Prozent einfach geimpft.

Lange Schlangen vor Impfstellen in Hamburg

Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den Ungeimpften um eine unumstimmbare Masse von Impfverweigerern handelt. Die Vakzine werden bereits seit knapp neun Monaten verabreicht: genügend Zeit, sich um einen Impftermin zu bemühen.

Dementsprechend verwundert sind wir, als wir die lange Schlange vor der Apostelkirche sehen. Die Masse ist bunt gemischt: Da sind junge und alte Menschen, Pärchen, Eltern, Deutschstämmige und Menschen mit Migrationshintergrund.

Der 69-jährige Rentner Reinhardt Hupe hat die Impfung trotz seines fortgeschrittenen Alters lange hinausgezögert. Er war verunsichert: Von der kurzen Forschungszeit bei den Impfstoffen und von Meldungen über Nebenwirkungen wie Blutgerinnsel.

Rentner Reinhardt Hupe (69) waren die Impfstoffe nicht geheuer. Doch die 2G-Regelung hat ihn zu einer Impfung bewegt. Florian Quandt
Warum lasst ihr euch jetzt erst impfen? Ansturm auf Aktion in der Eimsbüttler Apostelkirche Hier: Reinhardt Hupe, 69, Rentner
Rentner Reinhardt Hupe (69) waren die Impfstoffe nicht geheuer. Doch die 2G-Regelung hat ihn zu einer Impfung bewegt.

Doch dann kam 2G. „Ich will wieder in die Kneipe gehen können!“, sagt Reinhardt Hupe. „Man darf ja plötzlich so vieles nicht mehr ohne Impfung.“ Seine Angst vor Nebenwirkungen ist inzwischen nicht mehr so groß: „Die Forschung ist ja vorangeschritten.“ Die Angst vor Nebenwirkungen und die kurzen Testphasen sind laut einer Cosmo-Studie die beiden häufigsten Gründe dafür, die Impfung noch aufzuschieben.

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Demzufolge ist sich etwas mehr als die Hälfte aller Ungeimpften aktuell sicher, sich nicht impfen lassen zu wollen. Etwa ein Viertel der Ungeimpften sei noch unentschieden und der Rest impfbereit.

Wirtschaftliche und gesundheitliche Gründe

Eine 37-jährige Krankenpflegerin, die ihren Namen nicht nennen möchte, kommt wegen ihres Kinderwunsches erst jetzt zum Impfen. „Ich habe mich von Frauenärzten beraten lassen und gewartet, bis die Studienlage sicherer ist“, erklärt sie der MOPO. „Das Impfen ist mir sehr wichtig“, betont die Krankenpflegerin.

Die selbstständige Kosmetikerin Nadine Chmilewski hat die Impfung aus wirtschaftlichen Gründen aufgeschoben. „Nach dem Lockdown wollte ich erst einmal den Sommer durcharbeiten. Ich konnte es mir nicht leisten, durch mögliche Impfnebenwirkungen auszufallen.“ Nun sei das Geschäft angelaufen und Chmilewski bereit für den Piks.

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Am Ende der Schlange steht der 22-jährige Student Calvin Habben. Er erzählt von einer Operation nach einem Leistenbruch. Davor habe er das Impfen aufgeschoben. „Das war verantwortungslos von mir. Ich hätte mich früher kümmern können“, gibt er zu.

Der 22-jährige Student Calvin Habben musste wegen einer Operation mit dem Impfen noch warten. Florian Quandt
Warum lasst ihr euch jetzt erst impfen? Ansturm auf Aktion in der Eimsbüttler Apostelkirche Hier: Calvin Habben, 22, Student
Der 22-jährige Student Calvin Habben musste wegen einer Operation mit dem Impfen noch warten.

Unter den ungeimpften Hamburgern sind noch einige Impfbereite und solche, die man mit kleinen Anreizen umstimmen könnte. Ein solcher war die Impfaktionswoche ab dem 13. September. Da warb zum Beispiel die „WunderBar“ auf dem Kiez mit einer Gratis-Pizza für jeden Geimpften ­– und lockte damit 250 Menschen an einem einzigen Abend. Insgesamt wurden in der Woche mit 9212 Hamburgern immerhin 888 mehr in dezentralen Einrichtungen gepikst als in der Woche zuvor.

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