So könnte sie einmal aussehen: Die U5-Haltestelle in Bramfeld.
  • So könnte sie einmal aussehen: die U5-Haltestelle in Bramfeld.
  • Foto: Hochbahn

„Jahrhundertprojekt U5”: Scharfe Kritik an Klimaschutz-Konzept des Senats

Klimaschonend und vollautomatisch: Die neue Bahnlinie U5 soll Hamburgs Mobilitätswende einen großen Schritt nach vorn bringen. Für Deutschlands längste vollautomatische Linie soll auch das erste Mal bei einem deutschen Infrastrukturprojekt eine CO2 Bilanz gezogen werden. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) stellte die Pläne am Dienstag gemeinsam mit Hochbahn-Chef Henrik Falk und Klaus Uphoff, dem technischen Geschäftsführer der U5 GmbH, vor.

Die U5 soll in Zukunft Fahrgäste von Steilshoop über die City Nord nach Winterhude/ Uhlenhorst, über die Universität Hamburg und schließlich zum UKE und Beiersdorf führen. Die neue U-Bahnlinie könnte dann 180.000 Hamburger:innen einen Zugang zur U-Bahn ermöglichen.

U5: Die klimaschonendste U-Bahn Deutschlands

Beim konventionellen Bau der U5 würden 2,7 Millionen Tonnen CO2 entstehen. Um möglichst viele dieser Emissionen einzusparen, will die Stadt nicht nur die vor Ort entstehenden CO2-Emissionen betrachten, sondern auch den kompletten Planungsprozess, die Baustoffe und ihre Lieferketten.

Auf diese Weise soll die klimaschonendste U-Bahn Deutschlands entstehen. So soll etwa durch angepasste Bauprozesse Material eingespart werden, Aufträge werden nur an nachhaltig produzierende Unternehmen vergeben und selbst die Tunnelbohrmaschine läuft mit Ökostrom. „Wir wollen das ganze jährlich monitoren, um so die größtmögliche Transparenz zu schaffen“, sagte Klaus Uphoff, technischer Geschäftsführer U5 GmbH.

CO2-Emissionen um 70 Prozent gesenkt

Verkehrssenator Anjes Tjark sprach von einem „Jahrhundertprojekt“. „Gemeinsam mit den Partnern aus der Industrie sollen so die CO2-Emissionen beim Bau um 70 Prozent gesenkt werden und während der Bauzeit pro Jahr durchschnittlich weniger als 0,4 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes Hamburgs ausmachen“, so Tjarks.

Senator Anjes Tjarks mit einem Plan des ersten Abschnitts der U5 von Bramfeld bis in die City Nord picture alliance/dpa/Georg Wendt
Die U5 steht in den Startlöchern – aber ist das genug, um viele Hamburger vom ÖPNV zu überzeugen?
Die U5 steht in den Startlöchern, Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) verspricht sich viel von ihr – aber ist das genug, um viele Hamburger vom ÖPNV zu überzeugen?

Das soll vor allem dadurch geschehen, dass ab 2025 C02-reduzierter Stahl genutzt wird und ab 2028 nur noch Zemente mit anteiliger CO2-Abscheidung im Herstellungsprozess verbaut werden. Die Bahnlinie selbst soll anschließend ebenfalls zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben werden und mit 270.000 potentiellen Fahrgästen täglich rund 105 Millionen Pkw-Kilometer pro Jahr einsparen.

Kritik von Umweltschutzverbänden

Kritik am Bau der U5 kam von den Umweltschutzverbänden BUND und NABU. Die CO2-Abscheidung und Verpressung bei den Zementherstellern sei zum Beispiel weder ausreichend erforscht noch würde sie in die Hamburger Klimabilanz eingehen, kritisierte Lucas Schäfer, Chef des BUND Hamburg. Dazu komme, dass die Technik selbst große Mengen an zusätzlicher Energie verbrauche und damit deren Klimabilanz verschlechtere.

Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, kritisierte: „Die Chancen, die klimafreundlicheres Bauen potentiell ermöglichen, dürfen jedoch nicht dazu führen, dass weiterhin auf Kosten von Umwelt und Natur Flächen in Anspruch genommen werden – nur weil es klimaneutral ist.“ Der Kröte sei es im Zweifel egal, ob ihr Lebensraum von klimaneutralem oder konventionellem Beton zugepflastert wird.

Kosten für U5 noch unklar

Was der Bau der U5 am Ende kosten wird, darauf gab Hochbahn-Sprecher Henrik Falk am Dienstag keine Antwort. Erst mit der Antragstellung für den Bau werde die Summe bekannt gegeben, mit einer Steigerung der Kosten aufgrund der CO2-Sparmaßnahmen rechnet Falk jedoch nicht.

Das könnte Sie auch interessieren: „Nicht hinnehmbar“: Fragen zur U5 bleiben seit Monaten unbeantwortet

Aktuell werden die Leitungen für den ersten Abschnitt von Bramfeld in die City Nord als vorbreitende Maßnahmen gelegt. Am 30. September erfolgt der erste Spatenstich für Hamburgs neue U-Bahnlinie. Der Probebetrieb auf dem ersten Abschnitt ist für 2027 geplant.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp