Demo bei Airbus: „Wir lassen uns nicht zerschlagen!“
Eine rote Faust aus Flugzeugteilen, Fahnen und Spruchbannern: Mit deutlichen Zeichen haben Airbus-Beschäftigte am Donnerstag ihre Wut gegen den geplanten Konzernumbau deutlich gemacht. Mehrere Hundert Menschen kamen zu der Demo vor dem Werktor Ost in Finkenwerder, kurz bevor der Airbus-Aufsichtsrat zusammentrat.
„Die Kollegen und Kolleginnen wollen endlich Schwarz auf Weiß haben, dass ihre Zukunft gesichert ist“, rief Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, den etwa 300 Versammelten zu. Mit der Aktion unmittelbar vor der Aufsichtsratssitzung wolle man deutlich machen, dass die „Geduld am Ende ist“.
Hamburg: Airbus-Beschäftigte protestieren gegen Umbau
Hintergrund des Protests ist ein von Airbus geplanter tiefgreifender Konzernumbau. So soll ein Großteil der Beschäftigten, die in der Montage von Flugzeugrümpfen und -strukturen arbeiten, künftig in zwei Tochtergesellschaften überführt werden. Zudem soll die Teile-Fertigung an einen Investor verkauft werden. Allein in Finkenwerder sind rund 4000 Beschäftigte von den Maßnahmen betroffen.
Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.
IG Metall und Airbus haben in mittlerweile fünf Verhandlungsrunden über die Bedingungen des Umbaus gesprochen – aus Sicht der Gewerkschaft ohne Ergebnis. „Sollten wir nicht zeitnah zu einer Lösung kommen, laufen wir auf einen Großkonflikt zu“, hatte Friedrich noch am Mittwoch gedroht.
Airbus: Warnstreiks an zahlreichen Standorten geplant
Wie ernst es der Gewerkschaft damit ist, zeigte sich nun einen Tag später: Neben der Aktion in Finkenwerder, zu der auch ein Protestmarsch über das Werksgelände gehörte, kam es zu ersten Warnstreiks an den Airbus-Standorten in Varel und Nordenham (Niedersachsen) sowie in Augsburg (Bayern). Von Freitag bis Sonntag wollen sich die Belegschaften von Airbus Operations in Hamburg und Stade anschließen. Bei Airbus und Premium Aerotec in Bremen ist am Freitag ein eintägiger Warnstreik geplant.
- dpa Eine Feuertonne brennt vor dem Airbus-Werk in Augsburg. Zahlreiche Mitarbeiter protestierten auch hier gegen den Konzernumbau.
Airbus wehrt sich gegen die Darstellung. Personalleiter Marco Wagner erklärte im NDR, die Streiks seien „ein falsches Signal“. Man habe der Gewerkschaft „ein attraktives Angebot“ mit Milliardeninvestitionen in die deutschen Standorte, Kündigungsschutz und Standortsicherheit bis 2025 gemacht. Airbus sei weiter verhandlungsbereit.
IG Metall fordert Einschalten der neuen Bundesregierung
Nachdem auch Airbus-Chef Guillaume Faury die Warnstreiks als „unangemessen und respektlos“ bezeichnet hatte, fordert die Gewerkschaft nun die neue Bundesregierung auf, sich in den eskalierenden Konflikt einzuschalten. „Ich erwarte, dass sich die neue Bundesregierung jetzt aktiv einschaltet und die Strategie des Aussitzens der alten Bundesregierung sofort beendet“, erklärte IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner. „Es geht um Interessen Deutschlands, es geht um Arbeitsplätze in Deutschland, die in erheblichem Umfang durch steuerfinanzierte Beteiligung an zivilen und militärischen Luftfahrtprogrammen getragen werden.“
Das könnte Sie auch interessieren: Blohm+Voss – die große Wut der Arbeiter
Kerner verwies auf die schwierige Arbeitssituation und die Belastungen für die Beschäftigten nach anderthalb Jahren Corona-Pandemie. Den Beschäftigten sei es zu verdanken, dass Airbus so gut durch die Krise gekommen ist. „Zum Dank beabsichtigt Airbus, Unternehmen zu zerschlagen, Standorte zu verkaufen und Arbeitsplätze zu vernichten. Tausende Beschäftigte sind zutiefst verunsichert – das ist absolut nicht akzeptabel“, so Kerner. (ng/dpa)