Der „Run“ auf Hamburgs Geschäfte: Trotz aller Appelle – Mega-Andrang vorm Lockdown
Der harte Lockdown rückt näher. Ab Mittwoch schließen sämtliche Geschäfte außer die des täglichen Bedarfs. Das macht sich in Hamburg bemerkbar: An einzelnen Punkten in der Stadt bildeten sich an diesem Montag lange Schlangen vor den Läden – trotz der dringenden Appelle, unter anderem von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), genau das eben nicht zu tun.
Wer am Montag ins schon in gewöhnlichen Zeiten hoch frequentierte „Billstedt Center“ will, muss sich auf eine längere Wartezeit einstellen. Vor dem Eingang bildeten sich am frühen Nachmittag Schlangen von mehreren hundert Metern.
Corona in Hamburg: Großer „Run“ auf die Einkaufscenter
„Die Frequenzen sind deutlich höher als an einem gewöhnlichen Montag“, sagt Christian Langsdorff vom Center-Management auf MOPO-Nachfrage. Er schätzt die Frequenz um etwa 20 Prozent höher als üblich ein. „Durch die Allgemeinverordnung dürfen wir nur 3000 Besucher gleichzeitig einlassen“, fährt er fort. „Wir überwachen das, indem wir kontrolliert die Türen schließen, damit die Einhaltung der Abstände gewährleistet werden kann.“
Das könnte Sie auch interessieren: Einzelhändler in Panik – Lockdown wäre das „Ende der Innenstädte“
Ähnlich sieht das Frank Klüter, Center-Manager vom „Wandsbek Quarree“. „Es ist definitiv mehr los als in den vorherigen Wochen und an einem gewöhnlichen Montag.“ Am Wochenanfang seien die Center meistens leer. „Heute ist es gefühlt eine Freitag- oder sogar Samstag-Frequenz.“ Derzeit dürfen 1500 Leute gleichzeitig im „Wandsbek Quarree“ einkaufen gehen.
Das könnte Sie auch interessieren: Kostenlose FFP2-Masken – so soll die Verteilung in Hamburg laufen
Ein anderes Bild im „Elbe-Einkaufszentrum“. „Es ist wirklich sehr entspannt“, so Center-Manager Gerhard Löwe. „Wir sind auch heute unter der Frequenz des Vorjahres geblieben. Im Höchststand waren wir bei 1800 Besuchern gleichzeitig, wir dürfen aber bis zu 3200 reinlassen.“ Zusätzlich öffneten die Geschäfte und das Zentrum heute und morgen länger, um für Entspannung zu sorgen.
Trotz aller Appelle: Läden in der Hamburger Innenstadt voll
Aber nicht nur in den Einkaufszentren sind mehr Leute als an einem gewöhnlichen Montag unterwegs, auch in der City ist es voller. „Wir haben beobachtet, dass es heute bereits ab 10 Uhr Betrieb in der Innenstadt gibt und dass die Menschen gezielt mehrere Artikel kaufen“, so Brigitte Engler vom City Management zur MOPO. Auch in Einkaufsstraße wie der Ottenser Hauptstraße ist spürbar mehr Betrieb, vor den einzelnen Läden stehen die Kunden bis weit auf die Straße in der Warteschlange.
Erst am Sonntag hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) vor einem Ansturm auf die Geschäfte gewarnt und an die Bürger appelliert, die verhängten Maßnahmen ernst zu nehmen. Es dürfe am Montag und Dienstag nicht zu einer „Black-Friday-Situation“ kommen. Eine Überlastung des Einzelhandels könnte Folgen für das Infektionsgeschehen haben.
Friseure vor dem Lockdown: „Fünfmal so viel Kunden wie sonst“
Aber vergeblich: Auch die Friseure erleben wieder einen „Run“ – müssen doch auch sie am Mittwoch erst mal wieder schließen. „Heute Morgen war gleich ab 9 Uhr Telefon-Alarm. So viele Kunden haben angerufen, um einen Termin zu machen“, erzählt Behcet Algan, Inhaber des Friseur-Salons „Algan“ in Ottensen. „Wir haben die Kunden jetzt auf die verbleibenden zwei Tage verteilt, arbeiten jeweils eine Stunde länger. Es sind fünfmal so viel wie gewöhnlich.“
Den Lockdown halte er für die richtige Entscheidung, wirtschaftlich würde das aber viele an den Rand des Ruins treiben. „Mit den staatlichen Hilfen können wir zwar den Monat die Unkosten decken, länger halten wir aber nicht durch und müssten dann Leute entlassen.“
Das könnte Sie auch interessieren: Alle Infos zu Corona in Hamburg gibt’s in unserem Ticker!
Corona in Hamburg: Für den Handel eine Katastrophe
David Erkalp, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter und Sprecher für Handel und Tourismus sowie Kaufmann im Einzelhandel spricht von einem katastrophalen Jahr. „Viele haben die erste Lockdown-Phase noch überlebt. Dann war es im Sommer besser, die Leute haben wieder Mut bekommen. Aber dann kam die zweite Welle.“
Viele Händler hätten keine Perspektive, wüssten nicht, wie es weiter geht. Die jetzigen Wochen vor Weihnachten seien die umsatzstärksten im Jahr. „Die Gesundheit steht aber natürlich über allem“, betont Erkalp. Auch er und Familienmitglieder hatten bereits Corona — teilweise mit schweren Verläufen.