Selbsttest: Ärger und Frust mit Luca-Anhängern in Hamburg
Die Luca-App gehört seit einigen Monaten zu unserem Alltag. Durch die einfache Registrierung in Geschäften und Lokalitäten entfällt das umständliche Eintragen der persönlichen Daten per Hand. Für alle Menschen, die kein Smartphone besitzen, wurde das analoge Gegenstück, der Luca-Schlüsselanhänger entwickelt. Doch der funktioniert nicht, wie er soll.
In Deutschland sind etwa 2,5 Millionen Luca-Anhänger im Umlauf, davon ungefähr 100.000 in Hamburg. Die Idee ist gut, die Umsetzung eigentlich einfach, aber in vielen Geschäften ist es leider nicht möglich, damit einzuchecken. Menschen ohne Smartphone haben dann nur noch die Möglichkeit sich händisch einzutragen – das sorgt für Frust.
Hanna S. (89), Seniorin aus Bramfeld, hat den Luca-Schlüsselanhänger durch ihre Enkelin bei der zuständigen Behörde besorgen und online registrieren lassen. Beim nächsten Besuch im Einkaufszentrum wollte Hanna S. in ihrem Lieblingsladen nach Kleidung gucken und sich mit ihrem Schlüsselanhänger einchecken. Doch das funktionierte nicht: Die benötigte Technik war nicht vorhanden.
Das Personal sagte ihr, sie solle sich per Hand eintragen. Darauf hatte die Seniorin aber keine Lust und trat verärgert den Heimweg an. Gegenüber der MOPO sagt sie, dass sie sich schon etwas veräppelt fühle.
Luca-Schlüssel-Anhänger: Der Selbsttest der MOPO
Im Alstertal-Einkaufszentrum (AEZ) in Poppenbüttel macht die MOPO den Test. Die Mall verfügt über 240 Läden – ideal, um ausgiebig einkaufen zu gehen.
Bei unserer Tour versucht der Reporter unter anderem bei „H&M“, „Douglas“, „Görtz“ und „Rituals“, mit dem Schlüsselanhänger reinzukommen. Überall das gleiche Problem: kein Zutritt ohne Luca-App oder die manuelle Registrierung. Ganz schön frustrierend und nervig.
Luca-Anhänger funktionieren im AEZ in Hamburg fast nirgendwo
Auf Nachfrage wird den MOPO-Reportern erzählt, dass nur die großen Kaufhäuser wie „Peek & Cloppenburg“ und „Galeria Kaufhauf“ die Luca-Schlüsselanhänger einscannen würden. Und tatsächlich: Hier kommen wir mit unserem Schlüsselanhänger ohne Probleme rein. Insgesamt sind wir aber ziemlich enttäuscht vom Ergebnis des Selbstversuchs.
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Die Thematik ist besonders ärgerlich, weil die Anhänger noch Anfang Juni vom Hamburger Senat beworben wurden und die technische Umsetzung für die Läden einfach ist. Der QR-Code auf dem Schlüsselanhänger kann per Scanner oder noch einfacher durch ein Tablet oder Smartphone eingescannt werden.
Der Handelsverband Nord sagt der MOPO, dass die Mitglieder darauf hingewiesen wurden, dass Luca-Schlüsselanhänger ausgegeben werden. Die Entscheidung, ob die Händler dies anbieten, liegt jedoch bei jedem Geschäft selbst.
Behörde verweist auf Eigenverantwortung seitens der Betreiber:innen
Dies unterstreicht auch die Hamburger Finanzbehörde und teilt der MOPO auf Anfrage mit: „Die Teilhabe am öffentlichen Leben muss aus Sicht des Senats allen Hamburgerinnen und Hamburgern offenstehen, völlig unabhängig davon, ob sie ein Smartphone besitzen oder nicht. Daher hat die Stadt die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auch Menschen ohne Smartphone Luca nutzen können. Es liegt jedoch entscheidend in der Hand der Betreiberinnen und Betreiber, die jeweils gewählte Art der Kontaktnachverfolgung sachgerecht und inklusiv umzusetzen.“
Des Weiteren verweist die Finanzbehörde darauf, dass „explizit kein spezielles Gerät, kein Scanner o.Ä. für die Nutzung des Luca-Anhängers notwendig“ ist und die Registrierung per Handy oder Tablet möglich ist. BetreiberInnen können sich jederzeit bei Fragen zur Anwendung der Luca-App, bei einer Hotline oder per Mail melden.
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Insgesamt ist die Idee der Luca-Schlüsselanhänger eine gute. Die meisten Geschäfte bieten aber nur die Registrierung per Luca-App oder Zettel an – der Schlüsselanhänger bleibt dadurch nutzlos. Menschen ohne Smartphone bleibt daher nur, sich immer wieder auf Zetteln zu verewigen.