• Gerät hoffentlich nicht in Schieflage: Der Michel.
  • Foto: Florian Quandt

Der schiefe Turm von… Hamburg?: Stadt-Wahrzeichen hat einen Riss

Neustadt –

Ein Riss geht durch unseren Michel. Und der ist ziemlich lang, verläuft in einem Treppenhaus über mehrere Stockwerke. Hintergrund ist das unterschiedliche „Setzungsverhalten“ von Turm und Kirchenschiff der Michaeliskirche.

Bei dem 132 Meter hohen Turm und dem Kirchenschiff handelt es sich nämlich um zwei unterschiedliche Gebäude, die allerdings eng beieinanderstehen. Auch die Fundamente wurden nicht gleichzeitig errichtet. Und obwohl die Bodenbeschaffenheit an der Englischen Planke gleich ist, zeigt sich ein unterschiedliches Setzungsverhalten der Bauwerke.

Massiver Riss zwischen Turm und Kirchenschiff

Heißt: Die Bauteile senken sich verschieden schnell und intensiv. Das wird auch durch thermische Einflüsse verstärkt. So kam es über die Jahre zu der massiven Rissbildung in einem Treppenhaus, das nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Es führt zum Gewölbe und zum sogenannten „Herrensaal“.

Riss im Michel

Mit diesem kleinen Gerät werden Veränderungen an dem Riss im Michel registriert.

Foto:

Quandt

Ines Lessing, Sprecherin der Hauptkirche St. Michaelis zur MOPO: „Die Risse werden beobachtet und auch vermessen. Sie laufen in ihrer Entwicklung nicht in eine Richtung, sondern pulsieren.“ Würden sie aber in eine Richtung verlaufen, käme es irgendwann zu einer kritischen Situation und der Boden müsste durch den Einsatz von Verpresspfählen stabilisiert werden. Laut Ines Lessing wurden jüngst einige Risse geschlossen, das sei aber nur „Kosmetik“ gewesen und keine Bausanierung. Grund zur Sorge um Hamburgs Wahrzeichen bestehe nicht, so die Kirchen-Sprecherin.

Wechselvolle Geschichte des Gebäudes

Der aktuelle Michel-Bau stammt aus dem Jahr 1912. Der erste Bau war 1647 errichtet worden und ist 1750 nach einem Blitzschlag abgebrannt. Schon 1751 wurde der Grundstein für den Nachfolgebau gelegt.

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1906 kam es dann erneut zu einem verheerenden Feuer. Dachdecker wollten am Turm Kupferplatten reparieren. Dabei schoben sie eine geteerte Pappe unter eine Kupferplatte. Beim Löten entwickelte sich dann sogenanntes Teergas. Dieses entzündete sich und setzte Holzteile des Turms in Brand. Der Michel brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der Turmwächter starb im Turm, während er per Morsezeichen die Hauptwache der Feuerwehr alarmierte. 1944/45 wurde das Hauptschiff von Bomben getroffen. Die Schäden wurden von 1947 bis 1952 beseitigt.

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