Der traurigste Semesterstart aller Zeiten: „Man hat sich das etwas anders vorgestellt“
Rotherbaum –
Seit Montag hat die Universität Hamburg ihr zweites Online-Semester während der Corona-Pandemie gestartet. Besonders für die vielen Erstsemester, die in Hamburg traditionell im Winter ihr Studium beginnen, ist das eine sehr traurige Situation: Die MOPO sprach mit einem von ihnen.
„Irgendwie hat man sich das Ganze etwas anders vorgestellt“, sagt Jannik Maier. Der 22-Jährige hat zum Wintersemester sein Medizinstudium begonnen und sitzt seitdem die meiste Zeit in seinem Zimmer vor dem Laptop. Vor ein paar Wochen ist er neu in die Stadt gezogen, kennt erst sehr wenige Menschen in Hamburg.
Uni Hamburg: So läuft das zweite Digital-Semester an
„Als ich im September die Zusage für das Studium bekommen habe, konnte ich das erst einmal gar nicht richtig realisieren“, erinnert sich Maier. „Ich hatte mich schon mehrmals dafür beworben, war aber immer wieder abgelehnt worden.“ In der Zwischenzeit habe er als Rettungssanitäter gearbeitet.
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„Im September war die zweite Welle noch nicht so schlimm, deshalb habe ich mir über ein komplettes Online-Semester noch gar keine Gedanken gemacht“, fährt er fort. „Natürlich war aber klar, dass es keine vollen Hörsäle geben würde und einige Sachen digital stattfinden.“
Wintersemester Uni Hamburg: Bereits als Hybrid-Semester geplant
Besonders der Modell-Studiengang Medizin zeichne sich durch praktische Kurse aus, viele davon seien aber erstmal verschoben. Tatsächlich war das Wintersemester an der Uni Hamburg bereits im Vorfeld als Hybrid-Semester aus Präsenz- und Online-Veranstaltungen angekündigt worden. Bis jetzt finde es laut Pressesprecherin Claudia Sewig bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich digital statt.
Der 22-jährige Jannik steht voll und ganz hinter den neuen Einschränkungen, um die Zahl der Neuinfektionen zu senken. „Trotzdem ist man natürlich enttäuscht“, sagt er. „Man stellt sich das Studieren ja schon so vor, dass man zusammen mit seinen Kommilitonen in einen Hörsaal geht, das fehlt natürlich komplett.“ Die Vorlesungen könne er sich als Dateien herunterladen, die als vertonte Power-Point-Präsentationen bereitständen. „Der Prof hat zu Hause als Audio-Datei das aufgenommen, was er in der Uni live erzählt hätte.“
Studienbeginn in Hamburg: Wegen Corona alles digital
Wenigstens in der Einführungswoche habe es noch ganz vereinzelte Präsenzveranstaltungen gegeben. „Allerdings nur mit höchstens zehn Leuten und großem Sicherheitsabstand“, sagt er. Insgesamt seien sie um die 380 Leute im Studiengang, größere Veranstaltungen seien da natürlich nicht möglich gewesen. Aber so habe man wenigstens ein paar Kommilitonen kurz kennen gelernt.
Insgesamt gab es für das Wintersemester an der Uni Hamburg für alle Bachelor- und Masterstudiengänge 41.181 Bewerbungen. Das sind fast 2000 mehr als im letzten Oktober. Die Hochschule hat laut eigenen Angaben allerdings nur 14.478 Studienplätze zur Verfügung.
Wintersemester an der Uni Hamburg: Mehr Bewerbungen als sonst
„Mit dem Ziel der Reduktion von Infektionen auf ein möglichst minimales Maß gilt ähnlich wie am Beginn der Pandemie: Kontakte sind zu reduzieren“, sagte der Präsident der Universität, Dieter Lenzen zum Semesterstart. „Es ist unsere Aufgabe als öffentliche Institution, dazu unseren soweit wie möglich gehenden Beitrag zu leisten.“
Und solange bleibt es dann erst einmal beim Studieren vor dem Laptop, Maier sieht es gelassen. Bei so einem langen Studium wie dem der Medizin würde es schon irgendwann wieder normale Präsenz-Veranstaltungen und Praxis-Kurse vor Ort geben.