43.000 Todesopfer mahnen: Rassismus, Hass und Hetze niemals tolerieren!
Sie mussten Zwangsarbeit leisten, wurden medizinischen Versuchen unterzogen, wurden erhängt, erschossen und vergast: Während der NS-Zeit kamen im Hamburger Konzentrationslager Neuengamme, dem größten KZ Nordwestdeutschlands, fast 43.000 Menschen ums Leben. Am 3. Mai wird der Opfer gedacht. Viele ehemalige Häftlinge aus ganz Europa sind angereist.
Traditionell findet in Hamburg die Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung der Nazi-Konzentrationslager am 3. Mai statt. Denn es war der 3. Mai 1945, als britische Truppen in die Stadt einrückten und die Kontrolle übernahmen – damit war für Hamburg der Krieg vorbei.
Ehemalige Gefangene des KZ und ihre Angehörigen aus ganz Europa angereist
Das KZ Neuengamme selbst wurde nicht von den Briten befreit – als die englischen Soldaten das Tor zum Lager öffneten, war es längst geräumt. Im April 1945 hatte die SS die letzten Insassen auf sogenannte Todesmärsche geschickt. Ein großer Teil der Häftlinge starb noch in den letzten Tagen des Krieges.
Zur diesjährigen Gedenkfeier im KZ Neuengamme, die an 3. Mai um 16.30 Uhr beginnt, sind aus ganz Europa ehemalige KZ-Häftlinge bzw. ihre Nachfahren angereist, aus Schweden, Israel, Polen, den USA, aus Belgien, Dänemark, Frankreich, Spanien und der Ukraine.
Bürgerschaftspräsident Carola Veit (SPD) erklärt: „Der heutige Gedenktag mahnt uns, Unrecht zu erkennen und es zu benennen. Denn auch in Deutschland haben antisemitische Übergriffe und rechte Gewalt stark zugenommen. Rechte Parteien haben Zulauf. Das dürfen wir nicht tolerieren. Wir müssen uns für unsere Demokratie und ein Miteinander in Freiheit und Toleranz und gegen Rassismus, Hass und Hetze einsetzen.“
- KZ-Gedenkstaette Neuengamme Prozess gegen die SS-Wachmannschaft des KZ Neuengamme 1946 im Curiohaus. Vorne links der ehemalige KZ-Kommandant Max Pauly. Er wurde zum Tode verurteilt.
- KZ Gedenkstätte Neuengamme KZ Neuengamme: Rampe und Kipplore vor dem ehemaligen Klinkerwerk (hinten).
- KZ Gedenkstätte Neuengamme Der sogenannte Arrestbunker des KZ Neuengamme: In dem Gebäude tötete die SS zahlreiche Gefangene, unter anderem mit Zyklon B.
- dpa Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme heben den Stichkanal vom Klinkerwerk zur Dove-Elbe aus.
- MOPO-Archiv Luftaufnahme vom KZ Neuengamme: Mehr als 100.000 Häftlinge aus vielen Ländern Europas waren dort eingesperrt und mussten Zwangsarbeit leisten.
Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Oliver von Wrochem sagt: „Je weniger ehemalige Häftlinge Zeugnis ablegen können, desto wichtiger wird es für uns, die Erinnerung an ihre Erfahrungen als auch ihre Botschaften für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Dieser Auftrag wird mit wachsendem historischem Abstand dringlicher. Nicht nur, weil das historische Geschehen im Bewusstsein vieler Menschen immer mehr verblasst, sondern auch, weil die Verharmlosung und Verleugnung der nationalsozialistischen Verbrechen keine gesellschaftlichen Randphänomene mehr bilden. Vielmehr sind Gedenkstätten zunehmend und von der Verschiebung der politischen Diskurse nach rechtsaußen betroffen und in ihrer Arbeit gefährdet.“
„Verharmlosung und Leugnung der NS-Verbrechen keine Randphänomene mehr“
Dr. Martine Letterie, Präsidentin der Amicale Internationale KZ Neuengamme, erinnert in ihrer Ansprache daran, dass sich die Amicale Internationale KZ Neuengamme bei ihrer Gründung geschworen hat, sich einzusetzen für die »Erhaltung des Friedens, der europäischen Sicherheit, für internationale Entspannung, sowie die Festigung der Völkerfreundschaft und den Kampf gegen neonazistische, neofaschistische und revanchistische Tätigkeit. „Leider hat dieses Ziel nichts von seiner Aktualität verloren. Die Erinnerung lebendig zu halten, bleibt für die Gegenwart von großer Bedeutung.“
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Das KZ Neuengamme war das größte nationalsozialistische Konzentrationslager in Nordwestdeutschland. Mehr als 100.000 Menschen aus ganz Europa waren im Hauptlager und in über 85 Außenlagern inhaftiert. Mindestens 42.900 von ihnen kamen nachweislich ums Leben. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme ist eine der größten Gedenkstätten in Deutschland. Als Gedenk- und Lernort verbindet sie die Erinnerung an die Opfer des SS-Terrors mit vielfältigen Möglichkeiten zur Beschäftigung mit den Ursachen und Folgen der NS-Herrschaft.