Die Dauer-Kritiker vom Flughafen – und was sie am meisten stört
Tausende Beschwerden, häufige Verspätungen bis in die Nacht: Die Bilanz der Umweltbehörde zum Thema Fluglärm ist ernüchternd. Warum es 2023 zwar etwas weniger Nachflüge als im Vorjahr gab, das Problem aber trotzdem nicht behoben ist.
Das bietet immer noch Konfliktpotenzial: 809 verspätete Flüge starteten oder landeten 2023 zwischen 23 und 24 Uhr am Hamburger Flughafen. Das teilte die Umweltbehörde nun in ihrer jährlichen Bilanz zum Luftverkehr, zu Nachtflügen und Beschwerden am Dienstag mit. Im Schnitt sind das mehr als zwei am Tag – und das zu einer Zeit, in der eigentlich eine Nachtflugbeschränkung gilt.
Nachtflüge in Hamburg: Deshalb waren es nicht noch mehr
Damit ging die Zahl von Verspätungen zwischen 23 und 24 Uhr im Vergleich zu 2022 (873) zwar etwas zurück, waren aber immer noch deutlich häufiger als noch 2019 mit 678 Flügen. Ab Mai waren die Zahlen sogar wieder in ähnliche Höhen geschossen wie im Rekordjahr 2018, mit 1174 Starts und Landungen verspäteter Flugzeuge, so die Behörde – wie schon im Jahr 2022. Dass die Nachtflüge 2023 insgesamt trotzdem etwas seltener als noch im Vorjahr waren, liegt vor allem an den nächtlichen Pistenarbeiten im Juni und September, für die der Flughafen pünktlich um 23 Uhr geschlossen wurde.
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Auch die Gründe für die Verspätungen sind denen im Vorjahr ähnlich: Personalengpässe, Luftraumbeschränkungen und das Wetter. Derzeit werde versucht, neues Personal zu gewinnen, um die Situation 2024 zu verbessern, so die Behörde.
Hamburg Airport: etwas mehr Flüge als 2022
„Seit dem Wiederanlaufen nach Corona gibt es an verschiedenen Stellen noch immer Unregelmäßigkeiten, die am Standort Hamburg allein nicht kompensiert werden können“, erklärt eine Sprecherin des Hamburg Airports. „Zudem gibt es aufgrund des Ukraine-Krieges Einschränkungen im Luftraum, bei denen Umwege geflogen werden müssen.“ Auch viele Starkwetterereignisse und herausfordernde Verkehrs-Peaks hätten das Jahr 2023 geprägt.
Unterdessen sind mit 120.000 Flügen zwar wieder etwas mehr Flüge in Hamburg gestartet oder gelandet, das Vor-Corona-Niveau ist aber noch nicht erreicht. 2019 gab es 155.462 Flugbewegungen – das sind rund 22 Prozent mehr als 2023.
39.000 Beschwerden gegen den Flughafen eingereicht
Mit 39.000 Beschwerden gingen Betroffene 2023 besonders stark gegen den Flughafen vor (2022 waren es 32.000). 21.836 Beschwerden davon wurden namentlich abgeben, rund 18.000 aus Hamburg. Auffällig: Dahinter steckten 1178 Personen, die sich gleich mehrfach beschwerten.
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Die Spitzenreiter: 40 Bewohner Poppenbüttels reichten rund 8000 Beschwerden ein – im Schnitt also rund 200 pro Person im Jahr. In Barmbek-Süd beschwerten sich 138 Personen 422 Mal, in Hamm 99 sogar 1961 Mal. Dass es 2023 viele Beschwerden aus dem Gebiet zwischen Alsterdorf und Hamm gab, wird damit begründet, dass die Langenhorn-Piste des Flughafens zeitweise gesperrt war und Flüge somit über die Gebiete gelenkt wurden, in denen Anwohner den Lärm nicht gewohnt sind. Doch auch im Umland gab es Unzufriedene: Weniger als fünf Bewohner Großhansdorfs beschwerten sich sogar 1600 Mal.
Die häufigsten Gründe für den Unmut: In zwei Dritteln der Fälle ging es um die Häufigkeit der Flüge, in jeder vierten Beschwerde um Fluglärm während der Nachtruhe. (ncd)