In Lüneburg greifen nun härtere Corona-Regeln.
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Die Gefahr der Superspreader-Events: Geht es Hamburg bald so wie Lüneburg?

Plötzlich ging es ganz schnell: Innerhalb von nur drei Tagen stieg die Lüneburger Inzidenz um fast das Vierfache rasant von 13 auf 51. Was ist passiert? Und blüht uns das Gleiche auch in Hamburg?

Es war ein Superspreader-Event, das Lüneburg aus dem Corona-Gleichgewicht brachte: Bei der kommerziellen „Abi-XXL-Feier“ in Bardowick feierte unter den rund 500 Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch mindestens eine mit der hochansteckenden Delta-Variante infizierte Person. Rund eine Woche nach der Feier stiegen die Fallzahlen rapide, am vergangenen Dienstag lag die Inzidenz bei 59,7 und ist damit nach Solingen bundesweit am zweithöchsten.

Mögliches Superspreader-Event in Hamburg: Bis zu 500 Personen könnten sich angesteckt haben

„Das Ausbruchsgeschehen ist nachvollziehbar“, sagt die Sprecherin des Landkreises, Katrin Holzdamm, zur MOPO. Mittlerweile machten Kontaktpersonen der Partygäste, besonders Familienmitglieder, die Mehrheit der neuen Fälle aus. „Da sich diese Personen in Quarantäne befinden, gehen wir davon aus, dass das Infektionsgeschehen in den kommenden Tagen wieder abflacht“, sagt Holzmann. Ab Mittwoch greifen in Lüneburg dennoch die Corona-Regeln für eine Inzidenz über 50 mit verschärften Kontaktbeschränkungen. Ausnahmen von der 50er-Inzidenz-Verordnung gibt es aber unter anderem im Einzelhandel und bei Beherbergungen, weil sich dort kaum Menschen infizieren.

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Der Vorfall verdeutlicht, wie schnell die Corona-Lage kippen kann – und wie wichtig gerade dann die Kontaktnachverfolgung ist. Und in Hamburg? Auch hier gab es am Wochenende ein mögliches Superspreader-Event: Eine mit dem Virus infizierte Person besuchte die Bar „Sands“ am Dammtor, wo sich bis zu 500 Personen angesteckt haben könnten. Die Partygäste sollen ausgelassen gefeiert haben. Ein- bis zweihundert von ihnen konnte die Gesundheitsbehörde aber wegen fehlender Kontaktdaten nicht erreichen. Wenn sich die Betroffenen nicht selbstständig melden, erschwert das eine zügige Eindämmung erheblich.

Hamburgs Corona-Verordnung: Senat beschließt keine Verschärfungen

Schon jetzt liegt die Inzidenz in Hamburg bei 30,6, der Hamburger Senat sieht aber keinen Grund, Corona-Regeln zu verschärfen.

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Denn zum einen werden laut Senatssprecher Marcel Schweitzer neben der Inzidenz auch der R-Wert und die Auslastung der Krankenhäuser in die Beurteilung der Corona-Lage einbezogen. Zum anderen passieren die meisten Ansteckungen zurzeit gar nicht in der Stadt: Über 100 Menschen haben sich in der vergangenen Woche im Ausland infiziert, so die Gesundheitsbehörde. Wenn sich herausstelle, dass sich das Infektionsgeschehen mehrheitlich hier in Hamburg abspiele, werden möglicherweise neue Einschränkungen erforderlich, so die Behörde.  

Behörde: Hamburgs Gastronomien bleiben geöffnet

Auch an der geöffneten Gastronomie hält die Stadt fest: Zwar entstünden immer wieder Situationen, in denen im Verlaufe eines möglicherweise feucht-fröhlichen Abends die Regeln in den Hintergrund treten, sagt Helfrich zur MOPO. Mehrheitlich würden sich die Gastronomen aber sehr große Mühe geben, das Angebot korrekt auszugestalten. Ein Wirt könne kaum verhindern, dass eine unerkannt infizierte Person bei ihm zu Gast sei, „aber durch ein akkurates und sorgsam umgesetztes Hygienekonzept kann er seine anderen Gäste vor Ansteckungen und auch Unannehmlichkeiten wie drohenden Quarantänen bewahren.“

Am Samstag im „Sands“ klappte das allerdings nicht. Jetzt soll eine Reihentestung am Donnerstag das Ausmaß des möglichen Ausbruchs klären.

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