„Die Regel ist: Kommt ein Mensch mit Messer näher als sechs Meter, wird geschossen“
Der Fall sorgte bundesweit für Schlagzeilen, derzeit läuft der Prozess vor dem Landgericht Dortmund: Der 16-jährige Mouhamed Dramé aus dem Senegal war am 8. August 2022 auf dem Gelände einer Dortmunder Jugendhilfeeinrichtung erschossen worden. Betreuer hatten die Polizei gerufen, weil der Jugendliche sich ein Messer gegen den Bauch hielt, vermutlich in der Absicht, sich selbst zu töten. Polizisten besprühten ihn mit Pfefferspray. Daraufhin bewegte er sich in die angeblich einzig mögliche Richtung – die der Polizisten. Die beschossen ihn zweimal mit einem Taser, direkt danach wurde er von fünf Schüssen aus einer Maschinenpistole getroffen. Während sich der NRW-Innenminister hinter die Beamten stellte, begann die Staatsanwaltschaft zu ermitteln – und fand schnell belastende Beweise gegen die Polizisten. Die MOPO sprach mit dem bekannten Hamburger Polizeiwissenschaftler Rafael Behr über den dramatischen Einsatz, die Grenzen von Gewalt im Dienst, warum es immer wieder zu tödlichen Schüssen bei ähnlichen Situationen kommt – und wie diese zu verhindern wären.
MOPO: Herr Behr, frustriert Sie Ihre Arbeit?
Rafael Behr: Ja, manchmal schon. Ich forsche seit 20 Jahren zu denselben Problemen: Machtstrukturen, Gewalt und Rassismus innerhalb der Polizei. Wir wissen, dass es klares Verbesserungspotenzial gibt. Geändert hat sich in all der Zeit aber wenig.
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