Die Restaurant-Retter von Hamburg: „Pony Waldschänke“ wird radikal erneuert
Rissen –
Im Hamburger Westen kennt sie jedes Kind: Die „Pony Waldschänke“ ganz tief im Forst Klövensteen in Rissen. Die Gaststätte mit dem benachbarten Ponyhof hatte Anfang des Jahres für negative Schlagzeilen gesorgt – jetzt steht sie vor grundlegenden Veränderungen.
„Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben!“, erzählt Jorrit Hanke, während er mit einer ausholenden Geste auf die Noch-Küche der „Pony Waldschänke“ im Forst Klövensteen deutet. Dort sind Löcher in den Tischen, teilweise fehlen die Türen, die Fliesen sind abgebrochen. Hanke ist einer der beiden neuen Besitzer des 90 Jahre alten Traditionslokals in Rissen. Und das soll jetzt ein komplett neues Design bekommen.
„Pony Waldschänke“ in Rissen: Eine komplette Kernsanierung
Sein Geschäftspartner Dennis Ulrich ist es, der vor etwa zwei Jahren auf die Gaststätte mitten im Wald aufmerksam wurde. Direkt neben dem Lokal befindet sich ein Ponyhof mit etwa 30 Tieren und einem Streichelzoo. Hühner laufen frei über das Gelände auf der Suche nach ein paar Körnern.
„Damals war ich mit meiner Tochter hier Ponyreiten“, erzählt Ulrich im Gespräch mit der MOPO. Das Hauptgebäude ist derzeit noch voll im Umbau. Dort hängt ein großes Plakat mit grünen Buchstaben: „Wir renovieren“.
„Die Gaststätte war zu dieser Zeit noch offen und gut besucht. Mir hat die Location gleich gefallen und ich dachte, das ist ein interessantes Objekt“, fährt Ulrich fort. 2020 sieht er dann die Gelegenheit, als zwischen den Vormietern und den damaligen Pächtern ein Streit um die Immobilie entfachte. Das Ehepaar Glogovac, das die „Pony Waldschänke“ zehn Jahre lang betrieb, und der Verpächter wurden sich nicht mehr einig – der Gasthof stand zum Verkauf an.
Nach Streit um die „Pony Waldschänke“: Neue Besitzer krempeln um
Um diese unschöne Geschichte wollen sich die beiden Köche allerdings keine Sorgen machen. „Wir hatten mit den Vormietern so gut wie keinen Kontakt“, erzählt Ulrich, „wir distanzieren uns auch davon und wollen nach vorne blicken.“
Zum 1. Juli hat auch der Vermieter gewechselt, mit ihm planen sie jetzt die notwendigen Umbauarbeiten. „Das Objekt muss kernsaniert werden“, berichtet Hanke, „die Küche ist in desolatem Zustand, die Küchenmöbel sind halb funktionstüchtig. Das muss alles rausgerissen werden, die Wände werden neu gemacht. Das ganze Haus soll damit ins Hier und Jetzt geholt werden.“
Auch der Restaurantbereich wird umgeplant. Mehr Licht soll rein, die dreifach verglasten Fenster raus. „Natürlich wollen wir die Tradition des Lokals auch aufrecht erhalten“, betont Ulrich. „Akzente werden bleiben, zum Beispiel der Kachelofen.“
Und auch die Speisekarte soll ihren Wurzeln treu bleiben. „Wir behalten die deutsch-österreichische Linie bei“, erzählt Hanke, „wollen aber auch die Klassiker neu interpretieren und somit die jüngere Generation, also Ü30, ansprechen.“
„Pony Waldschänke“ Hamburg-Rissen: Speisekarte soll überarbeitet werden
Die beiden Köche werden ihr Zepter nicht aus der Hand geben und sowohl Küchenchefs als auch Geschäftsführer sein. „Im Abendgeschäft wollen wir mehr auf internationale Küche setzen und aus unseren Kollektionen ein Angebot erschaffen“, so Hanke. Ulrich sei im asiatischen Bereich gut aufgestellt, Hanke dafür im orientalischen und veganen.
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„Das heißt nicht, dass wir daraus ein veganes Restaurant machen wollen“, betont Hanke. „Aber zumindest wollen wir diesem Publikum auch ein oder zwei nette Gerichte bereitstellen.“ Die Traditionsgerichte wie Ente und Gulasch sollten auf gar keinen Fall verschwinden.
Die „Pony Waldschänke“ und der daneben gelegene Ponyhof gelten als eines der beliebtesten Ausflugsziele für Familien in Rissen. Geburtstage werden hier gefeiert, Familienfeiern und vieles mehr. Das wollen die neuen Besitzer jetzt noch mehr etablieren.
„Der Spielplatz soll neu gebaut werden“, erzählt Hanke und zeigt auf die wenigen Spielgeräte. „Am Abend wollen wir dann eine beliebte Anlaufstelle werden, da Lokalitäten hier im Umkreis nicht allzu dicht gesät ist.“
„Pony Waldschänke“ in Rissen: Die neuen Pläne für das Traditionslokal
Aber auch für Verlobungsfeiern und Hochzeitsfeiern soll die Waldschänke ein Anlaufpunkt werden. Ein separater Zugang soll diese Gesellschaften dann von den restlichen Gästen abschirmen, ein eigener Auffahrtsweg ist in Planung. „Wir wollen alle 15.000 Quadratmeter nutzen“, so Hanke. „Vielleicht stellen wir im Winter auch ein paar Buden auf und gestalten ein Weihnachtsdorf.“
Derzeit ist nur die „Pony-Tränke“ geöffnet, wo man sich Essen to Go holen, sich aber dann damit in den alten Festsaal oder vor das Hauptgebäude setzen kann. „Die Gäste freuen sich, dass die Waldschänke wieder teilweise geöffnet hat“, berichtet Ulrich, „viele haben sehnsüchtig darauf gewartet.“ An den Wochenenden grillen sie dann auch persönlich – wenn das Wetter mitspielt.
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Für zehn Jahre haben die beiden den Vertrag unterschrieben, – ein langfristiges Projekt mit Option auf Verlängerung. „Wir wollen das Objekt jetzt nicht intensiv aufbauen und dann setzt sich ein anderer ins gemachte Nest“, so Hanke. Die „Pony Waldschänke“ ist das erste gemeinsame Projekt der Beiden. Es sei immer ihr Traum gewesen ein eigenes Restaurant führen und leiten zu können.
Neue „Pony Waldschänke“: Schrittweise Eröffnung ab Oktober
Eigentlich wollten sie sich erst nächstes Jahr selbstständig machen, dann verloren sie wegen Corona ihre Jobs in einem Partyunternehmen. „Dann ging auf einmal alles ganz schnell“, berichtet Ulrich, „es war jetzt oder nie, und wir haben uns für jetzt entschieden.“ Die beiden Köche aus Lüneburg und Flensburg leben seit vielen Jahren in Hamburg. Seit 2015 kennen sie sich und arbeiten seit zweieinhalb Jahren intensiv zusammen.
Ab Oktober ist die schrittweise Öffnung des Restaurants geplant, die große Eröffnung soll allerdings erst nächstes Jahr stattfinden. Bis dahin wird es aber nicht leise bleiben.
„In ein paar Tagen haben wir einen Kindergeburtstag mit zehn Leuten“, erzählt Hanke. Die Party soll im alten Festsaal gefeiert werden. „Und da decken wir dann auch schön, dekorieren und lassen Helium-Ballons steigen“, fährt er fort, „eben alles, was man sich als Kind so wünscht.“