Die wichtigsten Fakten: Hamburgs Impf-Strategie: Wer, wann, wo?
Die ganze Welt wartet sehnsüchtig auf ihn: den Impfstoff gegen Corona. Doch es stellt sich eine Reihe an Fragen, die mit den geplanten Impfungen verbunden ist. Die MOPO erklärt alles rund um den künftigen Impf-Ablauf:
Wann ist der Impfstoff verfügbar?
In Großbritannien startet in dieser Woche die große Impfoffensive, in Deutschland wird es noch bis mindestens Ende des Jahres dauern. Spätestens im Januar soll es dann aber losgehen.
Wer wird zuerst geimpft?
In Deutschland erarbeitet die Ständige Impfkommission des RKI den Plan, wer als erstes gegen Corona geimpft werden soll. Seit Montag gibt es einen Vorschlag, der an die Bundesländer und medizinische Fachgesellschaften zur Diskussion rausgeschickt wurde. Demnach gibt es sechs verschiedene Stufen. Eine „sehr hohe Priorität“ wird Bewohnern von Heimen und Menschen über 80 zugeschrieben. Dazu kommt noch Personal, das einem besonders hohem Risiko in medizinischen Einrichtungen, wie Notaufnahmen auf Corona-Stationen, ausgesetzt ist oder als Betreuungspersonal in Heimen arbeitet. Die Gruppe umfasst rund 8,6 Millionen Menschen.
Eine „hohe Priorität“ haben dann Menschen zwischen 76 bis 80 Jahren und Gesundheitspersonal, das zum Beispiel auf Infektionsstationen, als Zahnärzte oder im Transport von Notfallpatienten arbeitet. Auch Menschen mit Demenz oder einer geistigen Behinderung gehören zu der Gruppe.
Die dritte Kategorie „moderate Priorität“ umfasst Menschen im Alter von 71 bis 75, Personen mit Vorerkrankungen und deren engsten Kontaktpersonen, sowie Bewohner von Asyl- und Obdachlosenunterkünften. Ebenfalls in der dritten Kategorie angesiedelt sind enge Kontaktpersonen von Schwangeren.
Die vierte Kategorie „erhöhte Priorität“ schließt Menschen zwischen 66 und 70 ein, Menschen mit Vorerkrankungen aber moderatem Risiko, sowie Lehrer und Erzieher. Auch Menschen mit prekären Arbeits- und Lebensbedingungen, beispielsweise Saisonarbeiter oder Beschäftigte der Fleischindustrie, sind in dieser Gruppe zu finden.
Die fünfte Kategorie „gering erhöhte Priorität“ betrifft Menschen zwischen 60 und 65, Beschäftige im Einzelhandel, politische Akteure in Schlüsselpositionen sowie Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur (Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei, Nahverkehr, usw.).
Die restlichen Menschen, rund 45 Millionen, gehören zur untersten Kategorie „niedrige Priorität“ und werden als letztes geimpft. Es kann aber auch noch zu Veränderungen des derzeitigen Plans kommen.
Wie lange dauert es, bis alle Menschen geimpft sind?
Das ist bislang noch nicht genau zu beantworten. Derzeit ist auf jeden Fall klar, dass zunächst nur eingeschränkt Impfdosen verfügbar sein werden – deshalb auch die klare Priorisierung der Impfreihenfolge. Im kommenden Jahr werden mehrere Impfstoffhersteller vermutlich zugelassen werden, was die Zahl der verfügbaren Dosen erhöhen wird. Es braucht aber natürlich auch genug medizinisches Personal, das die Impfungen durchführt. Prognosen zufolge könnte es sein, dass im Herbst/Winter 2021 wieder Normalität einkehrt. Andere Schätzungen sind da pessimistischer und glauben nicht an eine ausreichende Durchimpfung noch im Jahr 2021.
Wie viele Menschen müssen geimpft werden, um einen allgemeinen Bevölkerungsschutz zu gewährleisten?
Herdenimmunität wird laut Impfexperten bei Sars-CoV-2 bei einer Impfung von rund 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung erreicht. Ob die neuen Corona-Impfstoffe eine Übertragung der Krankheit auf andere Menschen verhindert, ist bislang noch nicht klar. Es gilt aber als eher unwahrscheinlich, dass sie nur gegen den Ausbruch bei der geimpften Person schützt, diese dann aber trotzdem infektiöse Viren verteilt.
Wo wird geimpft?
In Deutschland soll in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt zunächst mindestens ein Impfzentrum verfügbar sein. Bislang gibt es deutschlandweit 306 Impfzentren. In Hamburg konzentriert man sich auf die Messehallen (Halle A3). Hier sollen täglich 7000 Menschen geimpft werden. Zusätzlich gibt es noch rund 20 mobile Impfteams in der Hansestadt. Die Kosten für das Impfzentrum und den Betrieb werden auf 15 bis 30 Millionen Euro geschätzt.
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Woher weiß ich, dass ich mit der Impfung an der Reihe bin?
Eine Registrierung für einen Impftermin wird in Hamburg telefonisch oder online möglich sein. Dann muss man nachweisen, dass man zum entsprechenden Zeitpunkt für die Impfung berechtigt ist. Die Hamburger Gesundheitsbehörde wird voraussichtlich zumindest die Altersgruppen, die an der Reihe sind, anschreiben.
Wie oft muss ich mich impfen lassen und gibt es Nebenwirkungen?
Stand heute wird man zwei Mal in einem Abstand von drei bis vier Wochen zueinander zur Impfung müssen. Wie lange die Wirkung bei den Impfstoffen anhält und wann aufgefrischt werden muss, ist allerdings noch nicht klar. Die bislang führenden Impfstoffe von Biontech und Moderna lösten bei den Probanden zumeist nur leichte Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Schlappheit aus. Lediglich zwei Prozent hatten ernstere Nebenwirkungen wie hohes Fieber. Über mögliche Langzeitfolgen ist jedoch noch nichts bekannt, dafür gibt es sie einfach noch nicht lang genug.
Muss ich für die Impfung bezahlen?
Nein, Impflinge müssen nicht selbst für die eigene Dosis aufkommen.
Muss ich mich impfen lassen?
Eine Impflicht steht laut Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht zur Debatte. Auch sollen nicht geimpfte Menschen keine Benachteiligungen im täglichen Leben zu spüren bekommen. Die Impfbereitschaft ist laut Umfragen in Deutschland jedoch hoch.