Er fährt echte Autos am Computer durch Hamburg
Auto bestellen, selber ans Ziel fahren, Auto parken lassen – so einfach soll es gehen! In Hamburg geht bald der weltweit erste Telefahr-Service an den Start. Dabei wird das Fahrzeug zum Teil aus einem Büro heraus gesteuert. Vor allem Hamburger Randbezirke sollen profitieren.
Am Sonntag sitzt ein junger Mann in einem Büro in der HafenCity und schaut auf mehrere Bildschirme. Dabei hat er ein Lenkrad in der Hand und fährt durch den Hamburger Straßenverkehr. Was wie eine Simulation aussieht, passiert gerade allerdings in echt. Hier wird ein Auto aus der Ferne durch Hamburg gelenkt.
Das Büro und die Apparatur gehören dem Unternehmen Vay, das seit Sonntag ganz offiziell mit Hamburg eine Mobilitätspartnerschaft eingegangen ist. Das Unternehmen soll, wenn es nach dem Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) geht, den Carsharing-Markt in der Stadt „revolutionieren”.
E-Autos werden mithilfe von 4G gesteuert
Revolutionär klingt das Konzept tatsächlich: Wer über eine App ein Elektrofahrzeug bucht, bekommt es ohne physisch anwesenden Fahrer direkt an die angegebene Adresse gefahren. Dann steigt man ein und fährt selbst bis zum gewünschten Ziel. Anstatt noch ein paar Mal auf der Suche nach einem Parkplatz um den Block gurken zu müssen, übernimmt dann wieder der Tele-Fahrer aus der Ferne. Der sucht einen Parkplatz oder düst weiter zur nächsten Bestellung.
Die Elektroautos sind mit allerlei Kameras ausgestattet, sodass der Tele-Fahrer jederzeit einen 360-Grad-Überblick hat. Die Telefahr-Technik läuft über den Mobilfunk-Standard4G, wobei immer mehrere Netze genutzt werden, um sicherzustellen, dass es nicht zu Verbindungsfehlern kommt.
Seit mittlerweile zwei Jahren wird die Telefahr-Technologie auf Straßen in Hamburg und Berlin mit Sicherheitsfahrern in den Autos getestet, die zur Not eingreifen könnten. Ab 2022 soll es dann richtig losgehen.
Bergedorf als erster Standort für Tele-Autos
Als Startort wurde Bergedorf erkoren, das zu den Gebieten in Hamburg gehört, wo der ÖPNV noch ausbaufähig ist. Viele Menschen sind hier noch auf ihr eigenes Auto angewiesen und andere Carsharing-Anbieter bieten ihren Service nicht an. Schlicht, weil die Autos dort zu wenig bewegt werden. Das Problem hat Vay jedoch nicht, weil die Autos jederzeit von Tele-Fahrern weiterbewegt werden können.
„Wir wollen immer weiter weg vom Privatauto zum Sharing-System“, so Verkehrssenator Tjarks, der betonte, dass er sich von dem neuen Angebot viel für die Hamburger Randbezirke verspreche.
So viel sollen Fahrten mit dem Car-Sharing von Vay kosten
Einiges zu dem Mobilitätsprojekt ist Stand heute allerdings noch unklar. So ist bisher nicht genau ersichtlich, wie viele Fahrzeuge ab dem kommenden Jahr zu der Flotte gehören werden und wie schnell das Angebot weiter ausgeweitet werden soll. „Wir wollen bald eine dreistellige Flotte stellen“, sagte Gründer Thomas von der Ohe lediglich auf Nachfrage. Auch sind die genauen Formalitäten, wie weit und bis wohin man mit den Autos fahren darf, noch nicht abschließend geklärt. Man wolle erst einmal Erfahrungswerte sammeln, so von der Ohe.
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Ebenfalls noch nicht öffentlich sind die Preise, die das Unternehmen für den Service aufrufen wird. Sie sollen sich jedoch an herkömmlichen Carsharing-Angeboten orientieren. Das Angebot soll ebenfalls mit dem HVV verknüpft werden und über die „switch“-App buchbar sein.