Dietrich Bonhoeffer Gedenktage : Zehntägiges Kulturprogramm in der St. Petri-Kirche
Kunst und Kirche: Aus Kirchbänken wird eine symbolische Zelle.
Foto: Basti Müller
Vor 75 Jahren ist einer der berühmtesten christlichen Widerstandskämpfers, Dietrich Bonhoeffer, von den Nazis ermordet worden. Derzeit erinnern Christen, Künstler und Aktivisten in der Mönckebergstraße an den Widerstandskämpfer und Theologen. Zehn Tage lang gibt es Lesungen aus Bonhoeffers Briefen, Theaterstücke und Livemusik. Eine Vielzahl Hamburger Künstler hatte sich bereit erklärt, die Veranstalter, den Kirchenkreis Hamburg Ost, das KunstHaus am Schüberg und die Kirche St. Petri mit Programmpunkten zu unterstützen.
Kunst und Kirche gegen Rassismus und Rüstungsexporte
Dietrich Bonhoeffer hatte sich 1938 dem Widerstand um Wilhelm Franz Canaris angeschlossen. 1940 erhielt er Redeverbot und 1941 Schreibverbot. Am 5. April 1943 wurde er verhaftet und zwei Jahre später auf ausdrücklichen BefehlAdolf Hitlers als einer der letzten NS-Gegner, die mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wurden, hingerichtet.
In St. Petri hat der Künstler Axel Richter eine „Zelle“ geschaffen, aus vier vertikal aufgestellten Kirchenbänken, die an die Gefangenschaft Bonhoeffers erinnern soll. Zudem ziert die Außenkanzel eine Bleitafel von Uwe Schloen mit der Aufschrift „Hier nicht“; auf dem Boden davor kann man die Übersetzungen in mehr als 20 Sprachen lesen. Auf den Fußwegen sind 90 rote Gewehre aufgemalt, die auf die über 90 Rüstungsgüterfirmen im Hamburger Stadtgebiet aufmerksam machen sollen.
„Kaum etwas ist so aktuell wie die Theologie von Dietrich Bonhoeffer“, sagt Dr. Jens-Martin Kruse, Hauptpastor der St. Petri-Hauptkirche und Veranstalter der Gedenktage. „Das war der Impuls, als Kirche zu sagen: Wir gehen raus, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und darüber zu diskutieren, was unsere Gesellschaft gerade braucht.“
Am Sonntag gehen die Gedenktage zu Ende. Nach dem Gottesdienst sollen die 90 Gewehre von der „Gruppe 9. November“ symbolisch weggeschrubbt werden. Abschließend wird der Trompeter Hinnerk Marschler den christlichen Widerstand „in die Zukunft blasen.“