• Die Bäume im Sterben, die Wiese ausgedörrt: Das könnte Hamburg blühen, wenn die Prognosen der Meteorologen zutreffen. 
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Dramatische Klimaprognosen: Was das für Hamburgs Zukunft bedeutet

Überschwemmungen, Stürme und Hitzewellen: Der Klimawandel ist bereits spürbar. Und es wird noch schlimmer: Laut aktuellem UN-Zwischenbericht ist es immer unwahrscheinlicher, dass wir es schaffen, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius bis zum Jahr 2100 gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hält sogar ein Plus von bis zu vier Grad für denkbar! Dann hätten wir in Hamburg irre heiße Sommer mit bis zu 40 Grad im Schatten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Versagen die Staaten beim Kampf gegen den Klimawandel?  

Die aktualisierten Klimapläne des Pariser Abkommens sind enttäuschend: Viele Länder haben ihre Ziele viel zu niedrig gesteckt. UN-Generalsekretär António Guterres spricht von „Alarmstufe Rot für den Planeten“. In dem Abkommen verpflichten sich fast alle Staaten der Welt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, besser 1,5 Grad zu begrenzen.

Doch was das konkret bedeutet, darf jedes Land selbst festlegen. Was dabei herauskommt, zeigt sich jetzt: Laut UN-Bericht würde der CO2-Ausstoß bis 2030 nur um ein Prozent im Vergleich zu 2010 reduziert werden. Nach Berechnungen des Weltklimarats wären für das 1,5-Grad-Ziel aber 45 Prozent und für das 2-Grad-Ziel 25 Prozent weniger Emissionen nötig. Davon ist die Welt meilenweit entfernt.

Können die Klimaziele noch erreicht werden?  

Der DWD ist wenig optimistisch und hält das 2-Grad-Ziel bis zum Jahr 2100 für unerreichbar. „Leider sieht es im Moment sogar nach einem Plus von drei bis vier Grad aus“, erklärt DWD-Präsident Gerhard Adrian. Trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie würden CO2-Emissionen weiter ansteigen. 2020 sei weltweit das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen.

Die Politökonomin Maja Göpel, Direktorin der Hamburger Denkfabrik The New Institute, plädiert für eine radikale Wende zu nachhaltigem Wirtschaften. Gegen Klimakrise und Umweltzerstörung, die Entwaldung, das Absinken der Grundwasserspiegel oder das rasante Artensterben sei die Corona-Pandemie „pillepalle“. 

Wie wird sich das Klima in Hamburg ändern? 

„Ich stehe hinter der Aussage des DWD, dass wir bis Ende des Jahrhunderts mit einem Temperaturanstieg von vier Grad rechnen müssen“, erklärt Meteorologe Alexander König im Gespräch mit der MOPO. Er rechne mit extremen Wetterereignissen wie Starkniederschlägen und längeren Trockenphasen. Ob es künftig mehr Tornados geben könnte, sei noch unklar.

Klar sei aber: Die Winter werden künftig wärmer. „Trotzdem wird es auch mal Kälte und Schnee geben – nur seltener. Die Anzahl der Sommertage in Hamburg mit über 25 Grad würden sich erhöhen, es werde auch mehr extrem heiße Tage geben. „Das bedeutet allerdings nicht, dass wir in Hamburg immer Sommer mit durchgehender Hitze erleben werden. Den guten alten verregneten Sommertag werden wir so schnell nicht los.“

Um extrem niedrige Wasserstände wie andernorts müsse sich die Stadt immerhin keine Sorgen machen: „In Hamburg leben wir an der Tideelbe und haben durch die Nordsee Hoch- und Niedrigwasser“, erklärt König. Die Auswirkungen würden aber auch davon abhängen, wie gut die Stadt darauf vorbereitet ist: „Auch andere Einflüsse als das Wetter spielen eine Rolle. Wichtig ist beispielsweise, dass Wasser bei starkem Niederschlag gut abfließen kann.“ Dafür könnten steigende Meeresspiegel eine existenzielle Gefahr für Hamburg und ganz Norddeutschland werden.    

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf Hamburgs Flora und Fauna?  

Der Grundwasserspiegel ist abgesunken, Feuchtgebiete sind trockengefallen – mit verheerenden Folgen für die Flora und Fauna. „Amphibien können im Frühjahr nicht mehr ablaichen, wenn kleine Tümpel und Moorflächen ausgetrocknet sind“, erklärt Ilka Bodmann vom Naturschutzbund Hamburg. Kröten, Frösche und Molche seien durch Lebensraumverlust ohnehin gefährdet – in Hamburg stünden fast alle Arten auf der Roten Liste.

Auch Pflanzen sind betroffen: Durch Hitzestress seien Bäume anfälliger für Pilze und Insektenschädlinge wie den Borkenkäfer. Junge Straßenbäume hätten zudem noch kein ausgeprägtes Wurzelwerk und können das Grundwasser nicht erreichen, wenn Regen länger ausbleibt. „Sie überstehen vielleicht einen heißen Sommer, aber keine langanhaltenden Dürre“, so Bodmann. Nicht zuletzt seien Bäume als Luftfilter und Schattenspender auch für die Lebensqualität wichtig.  

Im Bergedorfer Gehölz haben die trockenen Sommer schon Spuren hinterlassen. „Dichte geschlossene Baumkronen, wie man sie von früher kennt, sieht man nicht mehr“, sagte Revierförster Tim Laumann der MOPO. Oft würden nur noch einzelne Triebe nach oben schießen. Zudem drohen viele Bäume abzusterben – erkennbar an der regelmäßigen Produktion von Samen. Doch es gibt auch Hoffnung. „Der Wald wird sich durch den Klimawandel verändern – doch nicht aussterben.“ In Zukunft müssen wärmeliebende Baumarten wie die Eiche oder Roteiche gepflanzt werden.  

Was unternimmt die Stadt, um sich auf den Klimawandel vorzubereiten?  

Schon jetzt muss Hamburg viel Geld investieren, um sich dem Klimawandel anzupassen. Die Stadt verbreitert nach eigenen Angaben die Regenwassersiele und pflanzt in Wäldern, Parks und an Straßen nur noch Bäume, die dem Klimawandel trotzen.  

Ein wichtiges Thema ist auch der Hochwasserschutz. Die von Sturmfluten ausgehende Gefahr für Hamburg schätzt die Umweltbehörde aufgrund des guten Hochwasserschutzes als gering ein. Damit das auch so bleibt, sei das Thema auch in Zukunft wichtig. Aktuell etwa wird die gesamte Deichlinie erhöht.  

Zum Schutz vor Überflutungen ist auch ein mehrere Kilometer breites Sperrwerk in der Elbmündung im Gespräch. „Was bisher als Jahrhundert-Sturmflut galt, wird uns wohl bald häufiger ereilen. Darauf müssen wir uns an der Elbe und in Hamburg einstellen – mit immer höheren Deichen und Flutschutzbauwerken“, sagt Umweltsenator Jens Kerstan. Ab Mitte des Jahrhunderts könnten diese Strategien laut Kerstan aber an ihre Grenzen stoßen. 

Welche Klimaziele hat Hamburg? 

Hamburg hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. „Deutlich vor 2050 wollen wir klimaneutral sein und den CO2-Ausstoß bis 2030 um 55 Prozent senken. Das wird große Anstrengungen erfordern“, erklärt Björn Marzahn, Sprecher der Umweltbehörde, der MOPO. Um das zu erreichen, setzt die Stadt unter anderem auf den Ausbau erneuerbarer Energien, das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen und die Förderung des Fahrrad- und öffentlichen Nahverkehrs. 

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