Dreiste Fake-Kontrollen in Hamburger Imbissen: Bezirk geht gegen Influencer vor
Hamburgs Gastro-Szene wird derzeit von einer fiesen Masche heimgesucht: Falsche Kontrolleure besuchen die Lokale, machen Bilder in den Küchen und brüsten sich damit bei Instagram. Das Bezirksamt Altona warnt vor den Betrügern – und hat einen von ihnen jetzt angezeigt.
Die Filmchen sind gezielt auf Effekthascherei angelegt. So stellt sich einer der Fake-Kontrolleure, der sich zur Tarnung auch noch einen weißen Kittel angezogen hat, bei einem vietnamesischen Imbiss-Besitzer mit den Worten vor: „Guten Tag, mein Name ist Benjamin Blümchen. Das ist mein Kollege Alice Weidel.“
Gastronom wird herabgewürdigt
Anschließend lässt er sich von dem Gastronomen die Küche zeigen und erteilt dem Mann in scharfem Ton Befehle, was er wegzuschmeißen habe. Ebenfalls zur Tarnung hält er ein Temperaturmessgerät über die Produkte. Besonders herabwürdigend wird es, als „Benjamin Blümchen“ sich von dem Mann die Toilette zeigen lässt und ihn fragt, wie er Pipi macht – sitzend oder stehend.
In einem anderen Video stellt sich der gleiche Influencer einer asiatischen Imbiss-Betreiberin als „Ted Bundy“ und seinen Kollegen als „Dr. Manfred Stuhlgang“ vor. Bei seinem Rundgang durch das Lokal offenbart der falsche Kontrolleur seine rassistischen Anschauungen, als er die Inhaberin als „Frau Schießmichtot“ betitelt, ihre „schlechten“ Deutschkenntnisse anprangert, die Einrichtung des Lokals als „Schweinkram“ bezeichnet und ihr schließlich auch noch den abfälligen Ratschlag gibt: „Sie sollten mal einen Zahnarzt aufsuchen, wenn ich Ihnen mal einen Tipp geben kann.“
Das Bezirksamt Altona reagiert entsetzt auf die illegalen Machenschaften. „Altonas Lebensmittelkontrolleur*innen handeln nach Recht und Gesetz und zum Wohl der Bürger*innen – und nicht, um Menschen bloßzustellen und sich auf Kosten Dritter zu belustigen“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.
Bezirksamt Altona rät Imbiss-Betreibern, sich Dienstausweise zeigen zu lassen
Das Bezirksamt verurteile das Vorgehen der Fake-Kontrolleure, die sich „in völlig unangemessener Weise abwertend und persönlich beleidigend“ gegenüber den Betroffenen äußerten, in aller Schärfe und habe nun gegen einen der Influencer Strafanzeige wegen Amtsanmaßung erstattet.
Gleichzeitig fordert das Bezirksamt Geschäftsinhaber dazu auf, wachsam zu sein und sich bei Kontrollen die amtlichen Ausweise zeigen zu lassen, auf deren Rückseite das Hamburg-Logo als Wasserzeichen abgebildet ist. Die echten Lebensmittelkontrolleure würde man daran erkennen, dass sie sich korrekt verhalten und nur in Einzelfällen und ausschließlich von Gegenständen Foto- oder Videoaufnahmen anfertigen würden – niemals aber von Personen. Sollten Zweifel an der Echtheit eines vorgelegten Ausweises bestehen, könnten Geschäftsinhaber den HamburgService unter der Telefonnummer (040) 428 28 0 oder (040) 115 anrufen, um den Besucher überprüfen zu lassen.
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Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) betont: „Das Vertrauen der Öffentlichkeit in ein ordnungsgemäßes Handeln der Verwaltung ist ein hohes Gut. Dieses Vertrauen wird nicht nur durch Personen erschüttert, die sich unter Vorspiegelung einer entsprechenden Amtsstellung behördliche Kontrollbefugnisse gegenüber Bürger*innen anmaßen, sondern auch dadurch, dass diese Personen sich gegenüber den Bürger*innen in beschämender, herabwürdigender Art und Weise verhalten und dem Ansehen und der Autorität staatlichen Handelns in der Bevölkerung dadurch einen schweren Vertrauensschaden zufügen können. Das werden wir nicht dulden.“
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