Dringender Appell: Altkleider-Tsunami: Stilbruch platzt aus allen Nähten
Altona –
Schuhe, Hosen, Bücher, Fahrräder oder Teller – bei Hamburgs Secondhand-Kaufhaus „Stilbruch“ gehen jedes Jahr 400.000 Teile über den Tresen. Für die Teams der Standorte in Altona, Wandsbek und Harburg kein Problem. Bisher. Aber jetzt erstickt Stilbruch regelrecht in Altkleidern. Betriebsleiter Roman Hottgenroth appelliert an die Hamburger: „Bitte sortieren Sie noch genauer aus, bevor Sie uns Kleidung bringen.“
Während der Corona-Monate haben die Hamburger offenbar viel Zeit gehabt, um ihren Hausrat zu entrümpeln: 20 bis 30 Prozent mehr Möbel, Geschirr und Bücher landeten in dem Kaufhaus für Gebrauchtwaren – plus all dem Kram, der sich sonst noch so in Hamburger Schränken und Kellern anfand. „Wir mussten sogar zwei zusätzliche Hallen anmieten, um Platz für die ganze Ware zu bekommen.“
Gleichzeitig waren die Stilbruch-Kaufhäuser in Altona, Wandsbek und Harburg wegen Corona geschlossen und es wurden keine Waren verkauft. Viel rein, nichts raus. Das kann nicht lange gut gehen.
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Stilbruch Hamburg: Container für Altkleider überfüllt
Zuletzt quollen die Altkleider-Container auf dem Gelände über: Die Stadtreinigung ist seit einigen Wochen dabei, ihre 120 Altkleider-Container überall in der Stadt abzubauen. Und auch das Rote Kreuz, die DLRG und andere haben ihre Container gesperrt. Da haben noch mehr Hamburger ihre abgetragenen Klamotten zu Stilbruch gebracht.
Doch die enorme Flut an Altkleidern ist nicht mehr zu bewältigen. Der Markt für Secondhand-Kleidung ist regelrecht eingebrochen.
Secondhand-Kaufhaus Stilbruch muss Altkleider abgeben
Bei Stilbruch mussten jetzt übers Wochenende unzählige knallvolle Säcke mit Altkleidern an einen Entsorger gegeben werden: 4,5 Tonnen! Doch auch für diese Drittverwerter lohnt sich das Geschäft kaum noch: Die Qualität der Stoffe ist oft zu schlecht, um die Kleidung noch zu verkaufen. Hottgenroth zur MOPO: „Und niemand braucht so viele Putzlappen und Dämmstoffe.“
Grund ist der fatale Trend zur Wegwerfmode. Es wird so viel in so schlechter Qualität produziert und nach kurzer Zeit weggeworfen, da sind am Ende die Kosten für die Verwertung höher als der Nutzen. Der Handel mit Alt-Textilien ist regelrecht am Ende.
Nur ein Drittel der Altkleider ist in gutem Zustand
Bei Stilbruch können etwa ein Drittel der abgegebenen Altkleider noch verkauft werden. Der größere Teil ist aber in zu schlechter Qualität oder in zu schlechtem Zustand. Hottgenroth: „Man kann da nicht nur den Verbraucher in die Pflicht nehmen, weil er billige Kleidung einkauft.“
Wer von Hartz IV lebe, der müsse auf günstige Kleidung gucken. Zudem kommen auch viel qualitativ hochwertige Produkte nach kurzer Tragezeit bei Stilbruch an.
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Natürlich möchte Hottgenroth auch in Zukunft in den Stilbruch-Läden Hosen, Blusen und Schuhe anbieten. Die Hamburger sollen gern weiterhin vorbeikommen. Aber: „Bitte schauen Sie die Kleider noch genauer an.“ Und was zu verschlissen, verzogen oder verschmutzt ist – lieber gleich zu einem der Recyclinghöfe der Stadtreinigung.