„Du kriegst bald auf die Fresse“: „Anzeigenhauptmeister“ auf Streife in Hamburg
Es ist offiziell: „Anzeigenhauptmeister“ Niclas M. war tatsächlich in Hamburg auf Streife. Der Youtuber Leon Machère hat am Sonntag ein Video veröffentlicht, in dem er den selbsternannten Ordnungshüter auf einer Tour durch die Innenstadt begleitet. Die Reaktionen der Hamburger Passanten waren erstaunlich wohlwollend – vor allem bei den Jüngeren kam Niclas M. gut an. Doch so manche Beschimpfung steckte der Teenager dann doch ein.
Manche lieben ihn, viele hassen ihn – doch alle kennen ihn: Niclas M. hat es seit Jahresbeginn zu allgemeiner Bekanntheit gebracht. Ein „Spiegel TV“-Film über sein Hobby, Falschparker anzuzeigen, sorgte ab Februar für eine Welle der Berichterstattung über den Teenager aus Sachsen-Anhalt. Eigenen Angaben zufolge meldete M. allein im Jahr 2023 mehr als 4000 Verstöße gegen die Verkehrsordnung – und das bundesweit. Unablässig tourt er dafür durch Deutschland. Das selbsterklärte Ziel: In jeder deutschen Stadt mindestens eine Ordnungswidrigkeit zu melden.
Hamburg: „Anzeigenhauptmeister“ auf Streiftour durch die City
Zuletzt war Hamburg an der Reihe. Am Hauptbahnhof traf er sich mit Youtuber Leon Machère, der passend zu M.s „Arbeitskleidung“ mit einem neongelben Overall und einem Fahrradhelm ausstaffiert war – wenn auch ohne eigenes Rad. Doch schon bevor es überhaupt losgehen konnte, war ein Gruppenfoto mit einer Gruppe Jungs fällig.
Auf Tour fotografiert Niclas M. nahe des Hansaplatzes (St. Georg) den ersten Übeltäter: Ein weißer Opel steht mit Warnblinker am Straßenrand. „Missbrauch von Warnzeichen“, bemerkt der „Anzeigenhauptmeister“. Auf dem Steindamm steht ein Lieferwagen auf der Fahrbahn. Niclas M. macht das nächste Foto. „Schickst du das der Polizei?“, fragt Machère. „Ordnungsamt“, antwortet M.
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Immer wieder fragen Menschen nach einem Foto mit dem „Anzeigenhauptmeister“. Routiniert und fast ein bisschen desinteressiert schaut Niclas M. in die Kamera.
Als die beiden auf dem Steintorplatz einen Wildpinkler maßregeln, entbrennt eine kurze Diskussion. Der Delinquent beruft sich darauf, nur gegen einen Baum uriniert zu haben. „Nicht auf Beton“, verteidigt er sich. „Wir machen mal eine Ausnahme“, versucht der Youtuber zu vermitteln.
„Du kriegst bald auf die Fresse“, raunt ein Passant ihnen im Vorbeigehen zu. Dann will eine Seniorin zuerst ein Foto. Doch ein Fan ist sie nicht. M.s Verhalten finde sie unmöglich. „Können Sie überhaupt noch ruhig schlafen, bei dem, was Sie den Leuten antun?“ „Ja“, kommt knapp die Antwort.
„Anzeigenhauptmeister“: Auch seine eigene Mutter würde er anzeigen
„Würdest du eigentlich auch deine eigene Mutter anzeigen?“, will Machère an einer Stelle wissen. „Ja“, sagt M. wieder, „vor dem Gesetz ist jeder gleich“. Später lässt sich sogar ein Streifenpolizist mit dem „Anzeigenhauptmeister“ ablichten, wünscht ihm noch „frohes Schaffen“.
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Gegen Ende werden die beiden dann noch Zeugen eines Unfalls: Ein DHL-Lastenrad kippt plötzlich auf die Seite und kommt auf der Straße zum Liegen. Youtuber Machère eilt zur Hilfe, gemeinsam mit anderen Passanten richtet er das umgestürzte Gefährt wieder auf. Der „Anzeigenhauptmeister“ kommt mit seinem Fahrrad gemächlich zur Unfallstelle geschlendert – anzuzeigen gab es hier nichts. (doe)