Als Hannelore Hoger wutentbrannt in die MOPO-Redaktion stürmte
Sie war Theaterstar, brillierte im Kinohit „Rossini“, eroberte als Bella Block ein Millionenpublikum: Mit Hannelore Hoger hat die Stadt Hamburg eine ihrer größten Schauspielerinnen verloren. Wie am Freitag bekannt wurde, starb sie am 21. Dezember in ihrer Heimatstadt – ihr genaues Alter ist nicht bekannt. Wie viel von ihrer Paraderolle als raubeinige ZDF-Ermittlerin Block in der gebürtigen Hamburgerin steckte, erlebte die MOPO-Redaktion einmal hautnah.
Es begann mit einem Abend mit Hoger im St. Pauli Theater vor rund 20 Jahren. Der MOPO-Autor Christoph Forsthoff schrieb in einer durchaus nicht nur unfreundlichen Kritik, dass Hannelore Hoger sicher viele Talente habe, dass das Singen aber offenbar nicht dazu gehöre.
Am nächsten Tag rauschte die Künstlerin am Empfang der MOPO-Redaktion an der Griegstraße vorbei und drei Treppen hinauf in die Kulturredaktion. Dort beschwerte sie sich lautstark bei der einzigen gerade anwesenden Redakteurin des Ressorts über diese ihrer Meinung nach ungerechtfertigte Kritik und verlangte Wiedergutmachung.
Hamburger Schauspiel-Star Hannelore Hoger galt als „schwierig“
Ein weiterer MOPO-Redakteur machte als Kind Mitte der 90er seine Erfahrung mit der aufbrausenden Seite Hogers. Im Alter von zehn Jahren klingelte er gemeinsam mit einem Freund an ihrer Tür. Als er sich durch die Gegensprechanlage als Junge aus ihrer Ottensener Nachbarschaft vorstellte und um ein Autogramm bat, wurde Hoger laut und drohte damit, die Polizei zu holen.
Dass die Künstlerin mit ihrer eigenen, direkten Art gelegentlich als „schwierig“ galt, war in der Branche bekannt. „Rigide selbstbewusst“, formulierte es das renommierte Fachmagazin „Theater heute“, das sie bereits 1975 zur „Schauspielerin des Jahres“ ernannte. Sich selbst beschrieb Hoger in Interviews mit den Worten „keine Diva-Allüren, kein Primadonnengehabe, nicht eitel und eigentlich ziemlich faul“.
Hannelore Hoger: Eine der größten Hamburger Darstellerinnen
Die Welt der Schauspieler lernte die Hamburgerin früh kennen, da ihr Vater als Inspizient am Ohnsorg-Theater arbeitete. Schon 1958 – also im Teenager-Alter – begann sie eine Ausbildung an der heutigen Hochschule für Musik und Theater. Ihr erstes Engagement fand sie 1961 am Theater Ulm bei dem stilbildend innovativen Intendanten Kurt Hübner (1916-2007).
Und mit den Stationen Bremen, Stuttgart, Köln, Berlin, Bochum und Hamburg verlief eine Karriere, in der sich die junge Darstellerin zu einer der wichtigsten Bühnenkünstlerinnen der 1970er und 1980er Jahre entwickelte. Herausragend geriet vor allem ihre Zusammenarbeit mit den kühnen Spielleitern Zadek („Die Geisel“) und Fernandes. Häufig wirkte sie in Arbeiten Alexander Kluges mit, eines wichtigen Repräsentanten des Neuen Deutschen Films, der einige Jahre ihr Lebensgefährte war.
Hogers Paraderolle: Die unkonventionelle Bella Block
Die Rolle der unkonventionellen Kommissarin Block, die Hoger zwischen 1994 und 2017 auf dem Bildschirm verkörperte, gab sie schließlich auf eigenen Wunsch ab. „Ich bin Schauspielerin und 20 Jahre älter geworden“, erklärte die auch sozial engagierte Künstlerin, die nie geheiratet hat, Ende 2014. „Solange ich es kann, möchte ich mich noch anderen Rollen und Themen zuwenden.“
Die Schauspielerin las etliche Hörbücher ein und ging auf Lesereisen. In ihrer Biografie „Ohne Liebe trauern die Sterne“ (Rowohlt) hat Hoger 2017 auch ihre Gedanken über den Tod formuliert: „Über uns schwebt das Damokles-Schwert. Je weiter das Leben voranschreitet, umso enger wird es. Aber wir wissen, dass wir dem nicht entgehen können, auch wenn wir es vielleicht möchten. Ich möchte, dass es dann schnell geht und dass man ohne Siechtum zum anderen Ufer kommt.“
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Wie alt Hoger geworden ist, bleibt unklar, denn die zweifache Grimme-Preisträgerin fand die Frage nach ihrem Alter zeitlebens „uncharmant“. So schwanken die Angaben zu ihrem Geburtsjahr zwischen 1940 und 1943. Vermutlich kam Hoger am 20. August 1941 in Hamburg auf die Welt. Dort starb sie am 21. Dezember nach schwerer Krankheit. (rd/tst/dpa)