Neuzugang in Hagebecks Tierpark. Ein kleines Sechsbinden-Gürteltier läuft über Erde und schaut in die Kamera
  • Neuzugang in Hagenbecks Tierpark: Die Gürteltiere Amelie und Falko ziehen ein.
  • Foto: © Lutz Schnier & © Hagenbeck

Eine tierisch-coole WG: Neuzugang bei Hagenbeck

Eine internationale Liebesbeziehung findet ihren Weg in den Tierpark Hagenbeck. Die Zutaten für die Liebes-Soap: Zwei Gürteltiere, ein neues Gehege, Süßkartoffeln und kuriose Mitbewohner. Und dazu kommt noch: Die Außenwelt darf zuschauen.

Vorsichtig setzt Reviertierpfleger Tobias Taraba den kleinen Falko auf die Erde seines neuen Geheges. Kaum berührt das Tier mit seinen Pfoten den Boden, läuft es los. Erst einmal im Kreis, dann huscht es hinter sein Versteck, eine künstliche Steinwand, und schaut erst wieder hervor, als seine Mitbewohnerin hinzukommt. Amelie und Falko sind die neuen Gürteltiere im Hamburger Zoo Hagenbeck. Sie kommt aus Dänemark, er aus Paris. Jetzt leben die beiden gemeinsam mit den 15 Grünflügelaras in einem neu sanierten Gehege, neben ihnen die Schlangen. Eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft.

Für das besondere Paar ein besonderes neues Gehege

21 Gürteltierarten gibt es weltweit, hauptsächlich verbreitet sind sie in Südamerika, leben dort in offenen Wäldern. In Hagenbeck wohnt nun ein Pärchen der Gattung Sechsbinden-Gürteltier, auch Weißborstengürteltier genannt. Ihr Panzer besteht aus Knochensplittern, überzogen mit einer Hornhaut. Die Borsten, so Tabara, fühlen sich an wie bei einem Wildschwein. Sie dienen auch als Tasthaare, damit die Tiere, trotz ihrer harten Schale, merken, was um sie herum geschieht.

Warum diese Art? Das hat überwiegend damit zu tun, dass sie tagsüber aktiv sind. Viele Gürteltierarten sind nachtaktiv und verbringen die hellen Stunden des Tages in Höhlen. Das wäre in einem Zoo, der täglich von 9-18 Uhr offen hat, kontraproduktiv.

Durch die Sanierung des Geheges – bei der auch neue Heizungen installiert wurden – soll ein angenehmes und natürlicheres Klima für die Tiere geschaffen werden. Die neue Innenanlage der Tiere biete neben vielen Versteckmöglichkeiten, Schlafhöhlen und Felsen auch eine dicke Bodenschicht, um das natürliche Buddelverhalten der Tiere zu ermöglichen, so Hagenbeck. Wie aktiv Amelie und Falko sein können, stellen sie bei ihrem ersten Auftritt vor den öffentlich-rechtlichen Medien, an diesen Morgen zur Schau. Eifrig folgen sie der Spur aus Futter. Besonders gefallen ihnen Süßkartoffeln und Mehlwürmer.

Von anfänglichem Kuscheln bis zum möglichen Nachwuchs

Dass sich das Pärchen versteht, scheint eindeutig. Sie hätten bei der ersten Begegnung direkt gekuschelt, erzählt Tabara. Mittlerweile sind sie schon ein paar Schritte weiter. Laut den Mitarbeiter:innen des Zoos kam es schon zu einer ersten Paarung der Tiere. Da das acht Monate alte Weibchen und das neun Monate alte Männchen bereits geschlechtsreif sind, könnte Nachwuchs ab einem unbestimmten Zeitpunkt zu erwarten sein. Trächtig sind die Weibchen für 63 Tage, so Taraba. Wenn Gürteltiere sich fortpflanzen, kommen dabei in der Regel zwei Jungtiere zur Welt.

Sie scheint ein bisschen neugieriger zu sein als er, kommt nah an die Glaswand heran und erkundet das Gehege. Doch hinter den Kulissen scheint er der Wildere zu sein. „Vor allem beim Wiegen ist es oft so, dass er da meistens keinen Bock drauf hat und dann halt auch versucht, sich mit Strampeln wieder runter zu werfen“, erzählt Taraba der MOPO. Gewogen werden die Tiere zweimal in der Woche, genauso wie ihr Futter, um einen Überblick zu haben wie sich ihr Gewicht entwickelt. „Falko ist gerade gut im Futter, da müssen wir ein bisschen aufpassen.“

Gürteltier-Paar Amelie und Falko beim Kuscheln © Lutz Schnier & © Hagenbeck
Gürteltier-Paar Amelie und Falko beim Kuscheln
Gürteltier-Paar Amelie und Falko beim Kuscheln

Zum Sommer 2025 kommt ein Fleckchen Privatsphäre für Amelie und Falko

Wie die Tiere nach Hamburg gekommen sind, erklärt der Reviertierpfleger: „Das ist ja so, dass jeder Zoo natürlich Nachzuchten von den Tieren hat. Und es gibt sogenannte Abgabelisten, wo man dann zum Beispiel sieht, dass ein Gürteltier auf einer Abgabeliste steht. Da wir jetzt überlegt hatten, hier etwas reinzusetzen zu den Aras, damit hier im Sommer auch ein bisschen was los ist, ist dann die Wahl auf die Gürteltiere gefallen.“

Während die Gürteltiere erstmal nur im Innenbereich sind, können die Aras durch zwei Löcher in der oberen Wand von der Voliere in den Innenbereich wechseln. Bei dem aktuell guten Wetter halten sich die Aras meist draußen auf, daher gab es bisher keine Begegnungen der Tiere. Zum Sommer 2025 wird für die Gürteltiere ein Außenbereich angelegt, der allerdings keine Einsicht für Besucher:innen bietet. Ein bisschen sonnige Privatsphäre. „Hätten wir die Ara-Voliere auch für die Gürteltiere nutzen wollen, hätten wir die ganze Voliere ausgraben und mit einem Netz sichern müssen, weil sie sehr gut graben. Da wären die Gürteltiere ratzfatz weg gewesen.“ so der zoologische Direktor Hagenbecks, Dr. Guido Westhoff, zur MOPO.

„Ich gehe davon aus, dass sie bei den Kindern große Fans haben werden.“

Auf Nachfrage der MOPO, ob die neuen Bewohner für bestimmte Altersgruppen interessanter sein könnten, als für andere, antwortet Dr. Westhoff: „Also ich glaube, dass gerade Kinder die spannend finden. Es sind die einzigen Säugetiere, die eine Panzer haben, sie sehen so kompakt aus, haben kurze Beinchen, sind eher unten am Boden, somit also sowieso eher auf Kinderhöhe. Sie sehen niedlich aus mit ihren kleinen Öhrchen. Also ich gehe davon aus, dass sie bei den Kindern große Fans haben werden.“

Ob es Fütterungszeiten geben wird, bei denen Besucher:innen die Tiere zu Gesicht bekommen, ist bisher unklar. „Vielleicht können wir eine Vorstellungsrunde machen, aber Fütterungszeiten würden bedeuten, dass ich an einem bestimmten Punkt die Tiere dann füttere, und die verfetten relativ leicht. Vielleicht wäre es besser, dass man Futter verteilt und die Tiere dann herumlaufen und sich das dann suchen müssen.“ Gürteltiere fressen mehr als sie benötigen und tendieren dazu zu verfetten. Da Besucher:innen bei Fütterungszeiten sehen wollen, wie die Tiere fressen, würde das die Verfettung der Tiere womöglich provozieren. „Das könnte dann kollidieren mit dem Gewichtszustand der Tiere“, sagt Dr. Westhoff schmunzelnd.

Die Gürteltiere sind nicht die einzigen Neuheiten im Zoo

Die Freude über die neuen Zoo-Bewohner ist groß. „Wir freuen uns, eine ganz neue Tierart im Tierpark zeigen zu können und vor allem eine Säugetiergruppe zu präsentieren, die wir bisher noch gar nicht bei Hagenbeck thematisiert haben – die Nebengelenktiere, zu denen auch Ameisenbären oder Faultiere gehören“, so Dr. Westhoff.

Neben den Gürteltieren gibt es weitere Neuheiten im Zoo. So wurden vier für Besucher:innen zugängliche Innenbereiche in den vergangenen Monaten umgebaut, für ein verbessertes Tierwohl und eine modernere Gehegegestaltung. Erneuert wurden nicht nur die Wasser-,Heiz- und Lichtsysteme im Mandrill-,Ibis- und Grünflügelara-Haus und der Innenbereich des Haustierrevieres, sondern es gibt auch neue Bodenbereiche, Kunstkulissen, Wandbemalungen und Fachwerkverkleidungen.

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Ein Besuch um die besonderen neuen Bewohner kennenzulernen, lohnt sich allemal. Und wer weiß, vielleicht trappeln in ein paar Monaten mehr Füßchen durch das Gehege. (esk)

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