Einige Stücke sind umstritten: In diesem Hamburger Museum kann man Exponate kaufen
„Harrys Hafenbasar“ klingt wie ein maritimer Kiosk mit Klimbim. Doch es ist vielmehr ein Museum – mit vielen exotischen Exponaten aus allen Ländern der Welt. Manche davon sind umstritten.
Gleich am Eingang von „Harrys Hafenbasar und Museum“ auf einem historischen Schwimmkran in der Hamburger HafenCity werden die Besucher von meterhohen Holzfiguren indigener Völker und afrikanischen Skulpturen begrüßt. „Weltreise für 5 Euro“ und „Bestaunt tolle Seemannsschätze“ steht auf Schildern daneben.
„Harrys Hafenbasar“: Hier können Exponate gekauft werden
Am Tresen empfängt Carolin Uhde die Gäste – neben historischen Schiffsmodellen, afrikanischen Masken und einem Foto von Harry Rosenberg, dem Gründer des kuriosen Museums, das eigentlich ein Basar ist, denn viele Exponate können die Besucher auch käuflich erwerben. „Es sei denn, es klebt ein roter Punkt an dem Exponat. Dann ist es leider unverkäuflich, weil es besonders selten oder wertvoll ist“, sagt die 36-Jährige.
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Auf knapp 200 Quadratmetern in 33 Kammern unter Deck können die Besucher exotische Exponate aus allen Ländern der Welt bestaunen. Den Anfang machen afrikanische Masken und Figuren, die meisten aus Holz. „Viele von ihnen sind Schutzgeister, die an der Tür stehen, um das Böse fernzuhalten oder Ritualfiguren, die zum Beispiel für eine gute Ernte sorgen sollen“, erklärt Uhde. Die meisten der mehr als 300.000 Exponate stammen von deutschen Seeleuten aus den 1970er und 1980er Jahren. „Bei uns können sie eine Weltreise machen, ohne dafür ins Flugzeug steigen zu müssen“, sagt die 36-Jährige.
Exotische Exponate aus allen Ländern der Welt
Gründer Harry Rosenberg (1925-2000) hatte 1952 einen Briefmarken- und Münzhandel auf St. Pauli eröffnet. Sein Geschäft hatte Rosenberg mit Mitbringseln aus seiner Seemannszeit und dem Nachlass von Käpt’n Haase, der eine „Museumskneipe“ auf der Reeperbahn betrieb, dekoriert.
Während das eigentliche Geschäft nicht besonders gut lief, bewunderten die Kunden seine Exotika und kauften auch einiges davon. Rosenberg schwenkte um und begann, 1954 von Seeleuten Exotika zu kaufen und sie in seinem Laden auszustellen, zu tauschen und zu verkaufen. „Die Seeleute wussten: Wenn man nach Hamburg kommt, kann man exotische Mitbringsel zu Harry bringen“, erklärt Uhde.
Mehrere Umzüge und finanzielle Probleme
1996 zog sich Harry Rosenberg notgedrungen zurück und übergab das Geschäft an seine Tochter Karin. Nach mehreren Umzügen war das Museum finanziell stark angeschlagen. Als Karin Rosenberg 2011 starb, übernahm der ehemalige HNO-Arzt und Entwicklungshelfer Gereon Boos den Hafenbasar und organisierte den Umzug in den Traditionshafen in der HafenCity. Mit 47 Jahren starb Gereon Boos an einem Hirntumor. „Im Hospiz musste ich ihm versprechen, dass ich auf seinen Hafenbasar aufpasse“, sagt Uhde, die Grafikdesignerin ist und den Internet-Auftritt des Museums erstellt hat. Zunächst wurde der Hafenbasar als Verein und mittlerweile als Stiftung weitergeführt. „Jetzt stecke ich mein Herzblut hinein“, sagte Uhde, die sich ehrenamtlich um das Museum kümmert.
„Mich faszinieren die Geschichten, die hinter den Exponaten stecken“, erklärt Uhde ihre Leidenschaft. So erzählen farbenfrohe Galionsfiguren und alte Positionsleuchten von ihren Fahrten über die Meere. Pfeile aus Knochen zeigen, wie früher gejagt wurde und zahllose Buddha- und Tempelfiguren berichten von religiösen Bräuchen aus der Welt Asiens. Besonders ausgefallen sind die zahllosen ausgestopften Tiere – von Schimpansen über Leoparden bis hin zu einem Eisbären.
Stärkeres Bewusstsein gegenüber sensiblen Inhalten
Besonders gruselig sind zwei echte Schrumpfköpfe, die den Hafenbasar einst international bekannt machten. Sie wurden von einigen indigenen Stämmen in Südamerika als Trophäen getragen, um potenzielle Gegner abzuschrecken.
Sie sind nicht zu verkaufen und nicht die einzigen in Hamburg. Auch in den Beständen des „Museums am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt“ befinden sich sogenannte Schrumpfköpfe oder Tsantsas aus Südamerika – die allerdings nicht mehr der Öffentlichkeit gezeigt werden, wie Direktorin Barbara Plankensteiner sagte.
An den Museen habe sich im Rahmen aktueller Debatten ein verstärktes Bewusstsein gegenüber den sensiblen Inhalten in ihren Sammlungen entwickelt, „gerade auch im Umgang mit menschlichen Gebeinen“. Der Deutsche Museumsbund hat Plankensteiner zufolge zum Beispiel 2013 einen ersten Leitfaden mit Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen publiziert.
„Wir befürworten eine angemessene, wissenschaftliche Auseinandersetzung insbesondere im Gespräch mit den Herkunftsgesellschaften, um einen geeigneten und respektvollen Umgang zu finden“, sagt die Museumsdirektorin weiter. Es gebe derzeit auch ein internationales Forschungsprojekt, das sich diesem Thema widme und auch den Handel mit Tsantsas beleuchte. Für diesen Handel seien auch zahlreiche Kopien mit tierischen Überresten geschaffen worden, „um die Schaulust der Betrachtenden zu befriedigen“