Einzelzimmer in Hotels: So läuft die Unterbringung von Obdachlosen
Ein Bett und eine Heizung: Das bringt Bewohner durch den Winter.
Foto: Patrick Sun
Seit Monaten fordern Obdachlosen-Initiativen die Unterbringung von wohnungslosen Menschen in Einzelzimmern von Hotels. Zum einen, um die Betroffenen vor Kälte und der derzeitigen Pandemie zu schützen, zum anderen, um den Menschen Perspektiven zu geben. In einigen Hamburger Hotels konnten Dank privater Initiativen mehrere Obdachlose aufgenommen werden. MOPO hat nachgefragt, wie die Situation vor Ort ist.
Viele Menschen, die schon länger auf der Straße leben, sind es gar nicht mehr gewohnt, von vier Wänden umgeben zu sein, wie Susanne Groth von Leben im Abseits e.V. erzählt. Ist die Unterbringung in Hotelzimmern also sinnvoll?
Hamburg: Hotelzimmer für Wohnungslose gefordert
Finanziert durch Spendengelder bringen Vereine wie „Leben im Abseits e.V.“ und „CaFée mit Herz“ schon seit Anfang der Pandemie wohnungslose Menschen in Einzelzimmern von Hotels und Privateigentümern unter. Im A&O Hostel an der Spaldingstraße (Hammerbrook) sind mittlerweile 30 Wohnungslose beherbergt. Annemarie Knaup, General Managerin des Hostels, sagt: „Die Unterbringung von Menschen in Not, zum Beispiel von Obdachlosen ist für unser Team Motivation und Bestätigung: Es ist ein wirkungsvolles Angebot für Hilfsbedürftige. Gleichzeitig gibt es unserer Arbeit Sinn und Bedeutung.“
A&O Pressesprecherin Petra Zahrt berichtet, dass die Hotelkette in mehreren deutschen Städten ähnliche Projekte unterstützt. Sie sagt, dass es viele positive Rückmeldungen sowohl von den Mitarbeitern als auch von den Obdachlosen gebe. „Die Leute sind in der Regel froh, dass sie unterkommen und nehmen das Angebot wirklich gerne an.“
Sozialarbeiter stünden den Untergebrachten als direkte Ansprechpartner zur Seite und würden für die Einhaltung von Regeln wie dem Alkoholverbot sorgen. Das scheint zu funktionieren: „Alles läuft sehr gut und diszipliniert. Die Menschen sind froh, eine verlässliche Unterkunft zu haben und A&O ist dankbar, unterstützen zu können“, berichtet Zahrt.
Doch es geht nicht nur um eine Unterkunft, sondern auch um eine Perspektive. In Gesprächen werde geschaut, was die nächsten Schritte in ein selbstbestimmtes Leben sein könnten, wie etwa ein Entschluss zum Entzug oder das Beantragen von Hartz-IV. „Nur so bringen wir Leute wirklich unter“, erklärt Susanne Groth.
Obdachlosigkeit in Hamburg: Ein Paradigmenwechsel ist nötig
Groth meint: „Es muss ein Paradigmenwechsel stattfinden. Es ist wichtig, dass Obdachlosigkeit ganz anders behandelt wird. Man darf Obdachlose nicht nur ,verwahren‘, sondern muss sich fragen: Wie kann man Obdachlosigkeit vielleicht generell verhindern? Wie kann man bezahlbaren Wohnraum schaffen?“ Mittlerweile gibt es zahlreiche Initiativen in Hamburg, die sich beim Thema Obdachlosigkeit zusammengeschlossen haben. Diese hoffen auch auf die Unterstützung Politik.
Initiativen in Hamburg: Mahnwache für Obdachlose
Seit dem 5. Februar findet daher täglich von 10 bis 20 Uhr auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz eine „Mahnwache für Obdachlose“ statt. Diese Mahnwache erinnert an die 13 Menschen, die in diesem Winter auf Hamburgs Straßen verstorben sind. Sie fordert die Politik zum Handeln auf. Unterstützt wird die Aktion von den Linken.
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Stephanie Rose, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft dazu: „13 obdachlose Menschen sind bereits verstorben. Ohne den Druck der Straße und das Engagement der vielen Helfer, hätte sich der Senat vermutlich gar nicht bewegt und nicht mal die wenigen Einzelzimmer zur Verfügung gestellt.“
Cansu Özdemir, Vorsitzende der Linksfraktion, ergänzt: „Ich kann nicht verstehen, wieso der Senat an alten Konzepten festhält und nicht mit den Initiativen kooperiert, die schon jetzt Betroffene in Hotels unterbringen. Wir unterstützen die Forderungen der Initiative und möchten uns solidarisch zeigen.“
Spendenaktion: FC St.Pauli animiert Fans zum Spenden
Ebenfalls engagiert ist der FC St.Pauli, der seine Fans zu einer Spendenaktion aufrief und insgesamt 67.500 Euro sammelte. 50.000 Euro davon ermöglichen zehn Personen im Hotelprojekt von Alimaus, Hinz&Kunzt, Diakonie und Caritas bis Ende April den Winter zu überstehen – inklusive Verpflegung und professioneller Beratung und Betreuung.
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17.500 Euro gehen an „Leben im Abseits“, die obdachlose Personen, die aufgrund psychischer oder physischer Krisen dringend eine Ruhepause benötigen, für einige Wochen in Hotels unterbringen und dort betreuen.