Eklat im Traditions-Verlag: Kampfsportler als Boss vorgestellt – dann wird’s turbulent
Hoheluft –
Der „Jahr Top Special Verlag“ in Hoheluft gibt seit fast 50 Jahren so gediegene Titel wie „Mein Pferd“, „Fliegermagazin“ oder „Tennis“ heraus. Eigentlich kein Ort für Skandale. Doch am 22. Juli änderte sich das.
An diesem Tag stellte Verlegerin Alexandra Jahr den neuen starken Mann im Haus vor: Ardalan Sheikholeslami. Einen Mann, der auch „Persisches Löwenherz“ genannt wurde, der als Kampfsportler gefürchtet war und der in seiner Sportlerkarriere seine Gegner reihenweise zu Boden schickte.
Und dieser „Fighter“ legte bei einer Betriebsversammlung einen Auftritt hin, den es so in der langen Geschichte der Pressestadt Hamburg noch nicht gegeben hat. Der MOPO liegt ein Tondokument der denkwürdigen Veranstaltung vor.
Hamburger Jahr Top Special Verlag: Neuer Boss mit bizarrem Auftritt
Der Name Jahr steht in Hamburg für eine legendäre Verleger-Dynastie. John Jahr senior (1900-1991) schuf bekannte Zeitschriften wie „Brigitte“ oder „Schöner Wohnen“ , war am „Spiegel“ beteiligt und gründete 1965 den Verlag Gruner & Jahr, der bis heute den „Stern“ publiziert.
Alexandra Jahr ist die dritte Unternehmergeneration und die Einzige der Familie, die heute noch verlegerisch tätig ist. Die 55-Jährige ist leidenschaftliche Jägerin, sie reitet und fischt und ist eine recht burschikose Person, die sich jederzeit durchzusetzen weiß. Irgendwann war die Verlegerin der Meinung, etwas für ihre Fitness tun zu müssen, und sie begab sich 2019 in die kundigen Hände von Ardalan Sheikholeslami.
Kampfsportler soll bei Jahr Top Special „Entscheidungen treffen“
Der sieht sich als „Kämpfer- und Trainerlegende“. Der 38-Jährige gab 2018 in einem Kampfsport-Magazin zum Besten: „Ich gewinne durch Knockout. Das ist mein Kampfstil. Jeder Gegner, der bis jetzt vor mir stand, ist am Boden gewesen.“
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Dieser Mann, der auch „The Persian Lionheart“ genannt wird, machte nun also erst die Verlegerin topfit und tauchte dann Anfang dieses Jahres im Verlag an der Troplowitzstraße auf. Ende Juli präsentierte die Verlegerin den 38-Jährigen bei einer Betriebsversammlung den Mitarbeitern von Fachmagazinen wie „Segeln“, „Flieger“ oder „Blinker“. Die Journalisten waren natürlich extrem neugierig auf den muskulösen Mann. Alexandra Jahr stellte Ardalan Sheikholeslami stolz als „genialen Teamplayer mit wahnsinnig guter Menschenkenntnis“ vor und ja, er sei ein geborener „Sieger“.
Muskelmann als Hamburger Verlagschef reagiert gereizt auf Mitarbeiter-Fragen
Auf einer Grafik über die neue Hierarchie im Verlag prangte dann sein Name direkt neben dem von Verlags-Inhaberin Alexandra Jahr. Eine Mitarbeiterin fragte den Kampfsportler: „Du bist doch Profiboxer, was machst du in einem Verlag?“ Sheikholeslami entgegnete: „Ich bin spezialisiert auf Führung …“ Er sei eben da, um Entscheidungen zu treffen. Und dann appellierte der 38-Jährige an die Journalisten, doch Kampfsport zu betreiben: „Euer Leben wird sich verändern …“
Langsam entstand Unruhe. Auch weil der Kämpfer mehrmals die Frage gestellt hatte: „Wer hat Mut? Wer ist mutig? Arme hoch!“ Eine Mitarbeiterin entgegnete zaghaft: „Ich will nicht mutig sein müssen, um zur Arbeit zu gehen.“ Beifall.
Kurzarbeit bei Hamburger Verlag: Neuer Boss fährt Porsche als Dienstwagen
Überhaupt konterte der neue Verlags-Boss kritische Fragen gern mit Gegenfragen. Schwer gereizt war er, als er nach dem Porsche Cayman GTS gefragt wurde, den er angeblich als Dienstwagen nutzte. Es sei nicht sein Niveau, über Materielles zu sprechen. Als ein Mitarbeiter darauf verwies, dass viele in Kurzarbeit seien und über materielle Dinge durchaus sprechen wollten, entgegen Sheikholeslami: „Ich hab keine Kurzarbeit.“ Und im Übrigen seien gute Leute eben teuer.
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Sheikholeslamis Ton wurde zunehmend gereizter. Dr. Lucas von Bothmer, Chefredakteur der Zeitschrift „Jäger“, warf ein, das Verhalten des neuen Chefs erinnere ihn an „Methoden wie bei der Gestapo“. Sheikholeslami sprang auf. Bothmer reagierte entsetzt: „Krieg ich jetzt auf die Fresse?“
Eklat bei Hamburger Verlag: Neuer Boss mit Nazi-Gestapo verglichen
Alexandra Jahr drohte Bothmer mit Rauswurf. Der erfolgte dann wenig später tatsächlich. Gegenüber der MOPO wollte sich der Adlige nicht äußern.
Die Fragesteller bohrten weiter, wollten wissen, was den Kampfsportler qualifiziere, ihren Fachverlag zu führen. Plötzlich sagte Sheikhosleslami: „… bin nicht für Demokratie, sag ich ganz ehrlich“. Demokratie sei nur ein Wort. Heftiger Widerspruch der Journalisten, die ihr neuer Boss dann mit Fragen wie „Was ist der Tod des Glücks?“ verwirrte.
Skandal bei Jahr Top Special – Mitarbeiterin: „Wir hören nur Sprüche“
Eine Mitarbeiterin schimpfte: „Wir wollen Antworten, haben Angst um unsere Zukunft, aber wir hören nur Sprüche.“ Dann sprang Alexandra Jahr ihrem Vertrauten bei: „Ardalan inspiriert mich total, er inspiriert mich jeden Tag.“ Ihr Herz würde sich „achtmal umdrehen“, bei dem was sie gerade erlebe.
Nach der Zusammenkunft folgten Einzelgespräche mit kritischen Fragestellern. Einigen klingt eine Ankündigung von Sheikholeslami noch in den Ohren: „Entweder ihr macht 100-prozentig mit oder ihr stemmt euch dagegen …“