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Endlich erklärt: Wie viel gehamstert wird – und wo das Klopapier eigentlich herkommt

Seit Wochen hat das Coronavirus das öffentliche Leben fest im Griff: Ausgangsbeschränkungen, Kurzarbeit und geschlossene Schulen sind nur einige Konsequenzen, die verdeutlichen: Die Lage ist verdammt ernst. Einer der deutlichsten Indikatoren für die Lage der Nation ist dabei das Klopapier. Wenig scheint uns so viel Angst zu machen, wie im Supermarkt vor einem leeren Klopapier-Regal zu stehen. Zahlen zeigen: Diese Angst ist unbegründet. Sogar der Hamburger Hafen, in dem Papier umgeschlagen wird, erklärt: „Es gibt keine Kopapier-Not!“

Zahlen des Marktforschungsinstituts Nielsen aus Nordrhein-Westfalen zeigen, wie stark die Anfrage nach Klopapier gestiegen ist. In der Kalenderwoche zehn (Anfang März) verzeichnete das Marktforschungsinstitut ein Plus von 76,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Noch deutlicher zeigt es die folgende Kalenderwoche elf: Da stieg die Nachfrage sogar um 118 Prozent.

Bei anderen Produkten wird noch mehr gehamstert: Die Nachfrage nach Desinfektionsprodukten stieg von Kalenderwoche acht auf neun um rekordverdächtige 467 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. 

Klopapier-Krise? Wie heftig gehamstert wird – und warum keiner zu kurz kommt

Weitere, besonders gefragte Produkte: Mehl, Tütensuppe und Tiefkühlkost. Bis zu einem gewissen Maß ist das sogar sinnvoll, befindet sogar das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf seiner Webseite.

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Doch anders als es Bilder von leeren Regalen suggerieren, gibt es laut Hafen Hamburg Marketing (HHM) keinen Grund zur Sorge: „Die Auftragsflut seit Anfang März führt bei Hygienepapier-Herstellern nicht zu Lieferengpässen. Der Hafen, Produzenten, Lieferanten und Händler können die kurzzeitig gestiegene Nachfrage stillen.“

Das sagt der Hamburger Hafen zum Klopapier-Bedarf

Wie es zu leeren Regalen kommt? Die Lagerkapazitäten der meisten Supermärkte sind begrenzt, die Nachfrage derzeit ungleich höher als normal. Daher sind viele Supermärkte tatsächlich mit dem Andrang überfordert. Das bedeutet aber nicht, dass der Handel, was die Produktion von Toilettenpapier angeht, an seine Grenzen stößt.

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Vielmehr ist es laut Hafen Hamburg Marketing eine logistische Herausforderung, die Ware aufgrund der gesteigerten Nachfrage rechtzeitig in die Filialen zu bekommen.

So versandte der schwedische Konzern Essity allein aus seinem Mannheimer Werk kürzlich innerhalb einer Woche über 66.000 Paletten Toilettenpapier, erklären die Hafenmanager. In anderen Unternehmen würde derzeit im Zweischichtsystem und am Wochenende gearbeitet. 

„Durch das plötzliche Nachfragehoch gerät die bedarfssynchrone Logistikkette durcheinander: es kommt zu Verschiebungen. Aufgrund seines geringen Gewichtes und Kaufpreises ist der Lkw-Transport von Hygienepapier erst bei kurzen Anfahrtswegen zum Verbraucher von bis zu maximal 500 Kilometern profitabel. Daher braucht es viele Produktionsstätten“, klären die Hafenbetreiber auf.

Hafen Hamburg stellt klar: „Deutschland leidet nicht unter Klopapier-Not“

Deutschland selbst habe Europas größte Papierindustrie und sei deshalb gut aufgestellt. Der Absatz an Hygienepapier in Deutschland habe allein im Januar 129.000 Tonnen betragen. Wichtigster Rohstoff sei Altpapier und stamme größtenteils von hier. Zellstoff wird dagegen meist importiert, vorwiegend aus Brasilien und Schweden.

Und da kommt der Hamburger Hafen ins Spiel: Der schlage pro Jahr rund acht Millionen Tonnen Pappe, Papier und Papierprodukte um. „Deutschland leidet nicht unter Klopapiernot“, erklärt Hafen Hamburg Marketing daher.  

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