Hamburgs Kliniken mit dem Rücken zur Wand – Dachverband warnt vor Schließungen
Inflation und Energiepreise machen Hamburgs Kliniken zu schaffen. Die Einsparmöglichkeiten sind gering, dafür sind die Kostensteigerungen enorm. Die Krankenhausgesellschaft warnt schon vor Klinik-Schließungen.
Hamburgs Krankenhäuser stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand – so die Einschätzung der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft. „Unser Problem ist, dass wir ein Auseinanderklaffen haben zwischen den realen Kostenentwicklungen und den gedeckelten Preissteigerungen, die wir den gesetzlichen Krankenversicherungen in Rechnung stellen dürfen“, sagt Geschäftsführerin Claudia Brase. So hätten die Kliniken im vergangenen Jahr zwar Preissteigerungen von 2,32 Prozent weitergeben können. Doch dem stehe eine Inflation von fast acht Prozent gegenüber. Und in diesem Jahr stünden Kostensteigerungen von 4,32 Prozent einer Inflation von wohl ebenfalls rund acht Prozent gegenüber.
Auch bei den Sachkosten sehe es nicht gut aus. Lebensmittel, Dienstleistungen, Medikamente, Medizinprodukte – alles sei teurer geworden. Da bleibe einfach eine Lücke, die erst geschlossen werden müsse, „damit wir nicht schon mit einem großen Defizit und in wirtschaftlicher Not in die Krankenhausreform hineinlaufen“. Brase verwies zudem darauf, dass auch noch voraussichtlich hohe Tarifabschlüsse hinzukämen, und warnte, dass Kliniken das nicht überstehen könnten, sollte kein zusätzliches Geld ins System kommen. Einsparmöglichkeiten gebe es kaum.
Hamburgs Kliniken müssen sparen
Schließlich könne die Temperatur in Krankenzimmern nicht einfach auf 18 Grad runtergedreht werden. Und auch die medizinischen Geräte könnten nicht ohne weiteres abgestellt werden, sagte Brase. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) erklärte: „Die erheblichen Mehrkosten durch die Corona-Pandemie, die hohe Inflation und die gestiegenen Energiepreise sind eine große Belastung für das UKE und müssen entsprechend ausgeglichen werden.“ Die Sprecherin betonte aber auch, das UKE sei als Teil der kritischen Infrastruktur auf die momentane Situation gut vorbereitet. Die Versorgung der Patienten „ist zu keiner Zeit gefährdet“.
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Ein Sprecher der Immanuel Albertinen Diakonie, sie betreibt in Hamburg vier Krankenhäuser, sagte, bei der Lebensmittelbeschaffung seien die Kosten im vergangenen Jahr teilweise um bis zu 20 Prozent gestiegen – ohne dass es eine angemessene Gegenfinanzierung gegeben hätte. „Wir haben deshalb versucht, Kosten vor allem durch die Optimierung von Prozessen zu reduzieren.“ Das betreffe unter anderem die Analyse und Reduzierung von Lebensmittelabfällen, die Bedarfsplanung und den optimierten Einkauf von Lebensmitteln. Auch sei der Anteil an fleischlosen Gerichten erhöht worden.
„Butter erhalten unsere Patientinnen und Patienten nach wie vor“, betonte der Sprecher jedoch. Er reagierte damit auf Medien-Berichte, wonach die Asklepios-Kliniken in Hamburg aus Kostengründen Butter durch Margarine ersetzt haben. Ein Asklepios-Sprecher sagte dazu: „Jede Patientin, jeder Patient in den Hamburger Asklepios Kliniken erhält auf Wunsch auch weiterhin Butter.“ Das werde über den Stationsbedarf abgedeckt. (dpa)