Entsetzen über Neonazi-Block bei Corona-Demo in Barmbek
Mehr als 3000 Menschen haben sich am Wochenende in Barmbek versammelt, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Unter die zahlreichen Querdenker und Impfgegner mischte sich auch ein rund 50 Personen starker Neonazi-Block – offenbar ohne dass sich die Versammlungsleitung davon distanzierte. Bei Beobachtern und Aktivisten gegen Rechts sorgt das für Entsetzen.
„Es stellt eine Zäsur für Hamburg dar, dass organisierte Neonazis ungehindert und akzeptiert von Tausenden auf Hamburgs Straßen laufen können. Es muss endlich eine deutliche Grenze gegen diese gefährlichen Proteste in Hamburg geben“, sagt Kim Uhrig vom Hamburger Bündnis gegen Rechts. Innenbehörde und Verfassungsschutz würden die „verschwörungsideologischen“ Demos mit der Bezeichnung „friedliche Bürgerproteste“ verharmlosen.
Barmbek: Neonazi-Block läuft bei Corona-Demo mit
Wie das Hamburger Bündnis gegen Rechts am Montag mitteilte, sei der Neonazi-Block der Versammlungsleitung der Demo bekannt gewesen. Ein Ordner sei extra von der Organisation gestellt und ein Transparent mit der Aufschrift „NUR WIR können es beenden“ übergeben worden. Es seien eindeutige Parolen wie „Das System ist am Ende, wir sind die Wende“ gefolgt und Infomaterial der NPD-Kampagne „Gegengift“ verteilt worden.
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Holocaust-Relativierungen und Symbole seien auf den Demos keine Einzelfälle, stellte das Bündnis weiter fest. Auch Anspielungen auf das nationalsozialistische Regime und die Einstufung als Opfer in der Tradition der Verfolgten des Nationalsozialismus gebe es regelmäßig.
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Nach Recherchen mehrerer antifaschistischer Gruppierungen nahmen auch einige „prominente“ Vertreter der norddeutschen Neonazi-Szene an der Demo in Barmbek teil. Unter anderem soll auch Hannes Ostendorf, Frontmann der rechtsextremen Band Kategorie C und zuletzt musikalischer Partner von Xavier Naidoo, bei der Demo dabei gewesen sein. Auch Torsten Klebe und Jan-Steffen Holthusen, einst an der Spitze des Hamburger NPD-Landesverbandes, sollen sich unter den Teilnehmern befunden haben.
Dazu seien weitere Vertreter aus den Reihen der NPD-Jugendorganisation Junge Nationalisten (JN) und der rechtsextremen Kleinpartei III. Weg dabei gewesen. Der Auftritt der NPD sei offenbar Teil des Versuchs, deren Ideologie auf den Demos anschlussfähig zu machen, berichtete der freie Journalist Jannis Grosse.
NPD und III. Weg nehmen an Demo in Barmbek teil
Parteisymboliken seien von den Demo-Organisatoren zwar nicht gerne gesehen, um das Antlitz als Protest aus der bürgerlichen Mitte nicht zu gefährden – doch solle niemand ausgeschlossen werden. Stattdessen würden die Neonazis als „Mitstreiter gegen einen phantasierten ‚Corona-Faschismus‘ verstanden“, wie das Hamburger Bündnis gegen Rechts festhält. Die Organisatoren der Demo in Barmbek sind nicht persönlich bekannt, so dass zur Kontaktaufnahme keine Möglichkeit bestand. (fbo)