Er lebte am Schulterblatt: Obdachloser Kalle über Neujahr gestorben
Er wurde Kalle genannt, war um die 40 bis 50 Jahre alt und lebte bis zuletzt unter der Eisenbahnbrücke am Schulterblatt. Am Sonntag fand eine Anwohnerin den Obdachlosen reglos unter seinen Decken und wählte den Notruf – doch es war schon zu spät: Kalle war bereits tot. Eine Obduktion soll jetzt die Todesursache klären.
Die 43-jährige Jasmin Wolff kannte Kalle. „Ich bin erst seit einigen Wochen wieder zurück in Hamburg. Dann habe ich ihn zum ersten Mal bei einer Gassi-Runde unter der Brücke liegen sehen und direkt gefragt, ob ich ihm helfen kann“, erzählt sie der MOPO. „In eine Notunterkunft wollte er nicht, weil er schlechte Erfahrungen damit gemacht habe.“
Hamburg: Obdachloser stirbt an Neujahr am Schulterblatt
Essen habe er nicht gebraucht, davon habe er genug bekommen. „Deshalb habe ich ihn dann mit warmen Getränken versorgt“, berichtet die Hamburgerin. „Bei der morgendlichen Gassi-Runde habe ich ihm einen Kaffee gebracht, abends dann immer einen Tee.“ Sie beschreibt ihn als sehr freundlichen Menschen.
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An Neujahr sei sie dann wie immer dort entlang gelaufen, da war die Decke komplett über seinen Kopf gezogen. „Einen Tag später lag er immer noch in der gleichen Position und die Füße schauten aus dem Schlafsack raus“, sagt Wolff. Sie habe sich nicht getraut, ihn direkt anzusprechen, wollte aber etwas unternehmen und rief die Polizei. „Eine Stunde später sagten die Beamten mir, dass er verstorben sei.“
Die Leiche wurde ins Institut für Rechtsmedizin gebracht
Die Polizei Hamburg bestätigt der MOPO gegenüber den Tod von Kalle, der am Sonntagnachmittag aufgefunden worden sei. „Seine Identität ist noch unklar, er wurde mit dem Vornamen Kalle gerufen und war zwischen 40 und 50 Jahre alt“, sagt Sprecher Florian Abbenseth. Unter der Brücke hielten sich noch zwei andere Menschen ohne Obdach auf, diese seien von den Einsatzkräften befragt worden. „Zu ihm selbst konnten sie nicht viel sagen“, so Abbenseth. „Laut ihnen habe der Mann am 1. Januar noch etwas gesagt. Zwischen diesem Zeitpunkt und dem Eintreffen der Frau muss er dann verstorben sein.“
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Die Todesursache ist bislang noch ungeklärt, der Leichnam des Verstorbenen wurde ins Institut für Rechtsmedizin gebracht. Die Polizei geht davon aus, dass es eine Sektion geben wird, das heißt, die Leiche wird rechtsmedizinisch geöffnet und untersucht.
Jasmin Wolff ist unsagbar traurig. „Ich wünsche mir, dass wir noch mehr hinschauen, helfen und Mitgefühl geben“, sagt sie.
Obdachlosigkeit in Hamburg: So können Sie helfen
Besonders bei kälteren Temperaturen ist es wichtig, nicht wegzusehen. Zwischen 19 und 24 Uhr fährt der Hamburger Kältebus durch die Stadt. Etwa 70 freiwillige Helfer bringen Menschen in Notünterkünfte und geben Schlafsäcke und Isomatten aus. Zu erreichen ist der Kältebus unter der Nummer 0151 65 68 3368. Tagsüber steht die Hotline der Stadt unter 040 428 28 5000 zur Verfügung. Ist die Person nicht mehr ansprechbar, dann die 112 wählen!