Er lebte auch schon in Hamburg: Das ist Super-Virologe Drosten
Deutschlands bekanntestem Virologen Christian Drosten war vor allen anderen klar: Sars-CoV-2 könnte eine Pandemie auslösen. Er berät die Regierung, forscht zum neuartigen Virus – und informiert die Bevölkerung so, dass sie es versteht.
„Wir können das noch schaffen“, sagt Christian Drosten, obwohl die Aussichten zum Verzweifeln sind. Viele, die ihm zuhören, bekommen das Gefühl, alle Hoffnung für ein Ende der Pandemie gehe von der Expertise dieses Mannes aus. In den sozialen Medien erwächst bereits eine große #Drosten-Fangemeinde. Manch einer fragt sich, ob der hagere Mann mit den Locken das Zeug zum neuen Kanzler hätte.
Die To-do-Liste von Deutschlands prominentestem Virologen ist lang: Impfstoffe, Tests, Medikamente entwickeln, die Bundesregierung bei Maßnahmen zur Eindämmung beraten, konkrete Zukunftsprognosen einschätzen – und nicht zuletzt: das Virus Sars-CoV-2 zu verstehen.
Christian Drosten klärt auf über Coronaviren
Christian Drosten kann das alles auf einmal und verliert dabei anscheinend nicht die Nerven. Was bedeutet die neue Studie aus London? Was brauchen die Kliniken? Sind Schulschließungen wirklich nötig? Was bedeuten die Kurven und wieso spielt Immunität eine so große Rolle? All diese Fragen werden Christian Drosten gestellt.
Trotz übervollem Terminkalender nimmt sich der Wissenschaftler Zeit, erklärt unaufgeregt und geduldig die Sprache der Viren. Mit dem Fahrrad hetzt er in Berlin von Termin zu Termin bei Bundesministerien, sitzt in Forschergruppen, spricht bei Konferenzen, im Fernsehen, jeden Tag im NDR-Podcast und twittert zur aktuellen Lage. Da bleibe selbst die Lektüre jüngster Studien etwas auf der Strecke, räumte er vor Kurzem ein.
Wissenschaft als Hoffnungsträger während der Pandemie
Europa beginnt erst zu begreifen, was eine Pandemie bedeutet. Für Christian Drosten ist schon lange klar, dass das Virus auch auf Deutschland zukommt. Im RND-Interview warnte er bereits im Januar vor einem realistischen Pandemieszenario. Seit dem Ausbruch im chinesischen Wuhan macht Drosten darauf aufmerksam, dass sich die Kliniken hierzulande nicht ausreichend auf die Corona-Krise vorbereiten. Er selbst ließ keine Zeit verstreichen. Im Labor entwickelte sein Team in erstaunlichem Tempo einen Schnelltest auf das neuartige Coronavirus. Der wird jetzt auf der ganzen Welt angewandt.
Christian Drosten ist Vater eines zweieinhalb Jahre alten Sohnes. In Kneipen greift er wegen womöglich schlecht gespülter Gläser seit Jahren nur zu Flaschenbier (Viren!). Auch in Krisenzeiten findet Drosten die Zeit, an die frische Luft zu gehen. Er wuchs auf einem Bauernhof im Emsland auf, studierte Medizin in Frankfurt am Main, machte Station in Hamburg und war schon bei der Sars-Epidemie von 2003 daran beteiligt, eines der tückischen Coronaviren zu entschlüsseln.
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Dann rief die Hauptstadt: Seit 2017 forscht der Virologe an der renommierten Berliner Uniklinik. In einem Interview sagte er einmal, die Charité sei “sicher kein sanftes Ruhekissen, sondern ein Ort, wo man etwas bewegen muss – aber auch kann und darf.“ Da ahnte der Virologe wohl noch nicht, in welchem Ausmaß. (dpa)