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Ermittlungen zu NSU 2.0: Spuren führen auch nach Hamburg

In den Ermittlungen im Fall „NSU 2.0“ gibt es neue Spuren. In Frankfurt und Wiesbaden waren persönliche Daten von Polizeicomputern abgerufen worden, bevor die Betroffenen Drohbriefe von einem Absender mit dem Namen „NSU 2.0“ erhalten haben. Bisher liefen alle Indizien ausschließlich in Richtung der hessischen Polizei – doch offenbar hat es auch in Hamburg und Berlin dubiose Abfragen nach Daten von Drohmail-Empfängern gegeben.

Vor zwei Jahren begannen die rechtsextremistischen Drohungen, die mit dem Namen „NSU 2.0“ unterzeichnet sind. Unter den Adressaten der Drohbriefe waren die Kabarettistin İdil Baydar und die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz. Die Juristin hatte im Münchner Prozess um die Morde des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) Opferfamilien vertreten.

Ermittlungen zu NSU 2.0: Spuren führen auch nach Hamburg

Die Spuren führten zunächst zur hessischen Polizei: Über Basay-Yildiz, Baydar und die hessische Linken-Fraktionschefin Janine Wissler waren persönliche Daten von Polizeicomputern in Frankfurt und Wiesbaden abgerufen worden. Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ und des WDR laufen nun auch in Hamburg und Berlin interne polizeiliche Ermittlungen.

So sollen von Hamburger Polizeicomputern Daten von Hengmah Yaghoobifarah, einer „taz“-Kolumnistin, abgerufen worden sein. Sie war zuvor scharf für ihre Kolumne kritisiert worden, in der sie vorgeschlagen hatte, Polizisten auf die Mülldeponie zu verbannen. Nur kurze Zeit später tauchte ein Drohbrief auf, der an die Autorin adressiert war.

NSU 2.0: Datenabfragen bei der Hamburger Polizei

„Es ist zutreffend, dass es im Zusammenhang mit der genannten Journalistin Datenabfragen bei der Polizei Hamburg gegeben hat“, bestätigte ein Sprecher der Hamburger Polizei auch gegenüber der MOPO – und zwar „unmittelbar nach Erscheinen“ der Onlineberichterstattung über die taz-Kolumne vom 15. Juni. Ob es einen dienstlichen Grund dafür gegeben hat, werde noch geprüft.

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Ähnliches geschah in Berlin: Dort sollen im März Daten der Künstlerin Idil Baylar abgerufen worden sein – an demselben Tag wie in Wiesbaden. Und auch hier konnte bislang kein dienstlicher Grund festgestellt werden. Dass auch idil Baydar daraufhin ein Drohschreiben erhielt, ist bekannt.

Hessen: Ermittlungen gegen Drohmail-Absender bisher erfolglos

Das Netz des Drohmail-Absenders „NSU 2.0“ scheint verstrickter zu sein als bisher angenommen. In Hessen blieben die Ermittlungen bislang erfolglos: Die Spur zu einem ehemaligen Polizeibeamten und seiner Ehefrau aus Landshut führten in eine Sackgasse: Er hatte die Anschuldigungen vehement abgestritten und es gab keine Anhaltspunkte dafür, dass einer der beiden mit den Datenabfragen im Zusammenhang stand.

„Der Gedanke, dass Hamburger Sicherheitsbehörden in rechte Bedrohungen involviert sein könnten, ist unerträglich“, erklärt hierzu Deniz Celik, innenpolitischer Sprecher der Linksfraktion in Hamburg. „Wir erwarten vom Senat, dass er alles tut, um aufzuklären, inwieweit rechte Netzwerke in den Hamburger Sicherheitsbehörden verankert sind und welche Verbindungen zum NSU 2.0 bestehen könnten.“ (mhö/dg)

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