Eine Frau lässt sich in einem Corona-Schnelltest-Zentrum mit einem Nasenabstrich auf das Coronavirus testen.
  • Eine Frau lässt sich in einem Corona-Schnelltest-Zentrum mit einem Nasenabstrich auf das Coronavirus testen.
  • Foto: picture alliance/dpa/Daniel Reinhardt

Fast alle positiven Corona-Tests falsch: Daran liegt’s

Friseur, Fitnessstudio, Innengastronomie: Für viele Aktivitäten in Hamburg braucht es immer noch einen negativen Antigen-Schnelltest. Die falsch-positiven Ergebnisse häufen sich allerdings immer öfter. Wie kommt das und vor allem: Wie viel Sinn ergibt ein Test noch, der dauernd falsche Ergebnisse anzeigt?

Der Anteil der falsch-positiven Schnelltest-Ergebnisse steigt seit Monaten an: Im April erwiesen sich noch rund ein Drittel der positiven Ergebnisse in Hamburg als falsch. In der ersten Mai-Wochen waren es bereits etwas über die Hälfte und in der zweiten Juni-Woche hatten sogar 80 Prozent der Menschen mit einem positiven Schnelltest-Ergebnis doch keine Infektion. Das ergibt sich aus den Antworten des Senats auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion.

Immer mehr falsch-positive Schnelltests in Hamburg

Den Angaben zufolge wurden in der zweiten Juni-Woche in den Schnelltestzentren fast 308.000 Tests gemacht, in den Kitas knapp 29.000, in den Schulen rund 382.000 und in den Pflegeheimen circa 34.000. Von den 218 positiv gemeldeten Ergebnissen seien schließlich nur 44 bestätigt worden.

Das könnte Sie auch interessieren: Satter Millionenbetrag: So viele Schnelltests wurden in Hamburg abgerechnet

Der sozialpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Andreas Grutzeck, nannte den hohen Anteil an falschen Ergebnissen für die Betroffenen zumindest kurzfristig beunruhigend. Es stelle sich „die generelle Frage, wie aussagekräftig Schnelltests tatsächlich noch sind.“

Falsch-positive Ergebnisse: Wie sicher sind Schnelltests?

Das Robert-Koch-Institut (RKI) kennt das Problem schon lange und weist auf der Website darauf hin, dass die Aussagekraft der Antigen-Schnelltests stark vom Anteil der Infizierten unter den getesteten Personen sowie von der Sensitivität und der Spezifität der Tests abhängt.

Heißt also konkret: Die Inzidenz in Hamburg ist seit Wochen sehr niedrig.Trotzdem lassen sich aufgrund der Test-Pflicht viel mehr Menschen testen, als noch vor ein paar Monaten. Wenn sich aber sehr viele Menschen testen lassen, von denen nur sehr wenige tatsächlich positiv sind, kann es zu statistischen Verzerrungen kommen.

Antigen-Schnelltests: Was sind Spezifität und Sensitivität?

Hinzu kommen die Sensitivität und die Spezifität, die beschreiben, wie gut ein Test ist. Die Spezifität ist der Anteil der Personen mit negativem Testergebnis unter den Nicht-Infizierten. Die Sensitivität ist der Anteil der Personen mit positivem Testergebnis unter den Infizierten, die im Durchschnitt bei 80 Prozent liegt. Die Spezifität liegt mit 99,7 Prozent höher – deshalb sind falsch negative Personen viel seltener.

Das könnte Sie auch interessieren: Corona-Chaos auf Sylt: 240 positive Schnelltests – aber wo sind die Proben hin?

Grutzeck bedauert, dass der Senat erst im Juni begonnen habe, die vielen Testzentren zu kontrollieren. Dabei hab es zu dem Zeitpunkt schon Betrugsvorwürfe gegeben. Stand 23. Juni gab es in Hamburg 404 Testzentren. 25 davon seien zumindest temporär unter anderem wegen hygienischen Mängeln geschlossen worden.

Hamburg: Schnelltest-Ergebnisse fließen nicht in Corona-Zahlen

Corona-Schnelltests für den Einzelhandel, die für öffentliche Einrichtungen wie Innengastronomie keine Gültigkeit haben, sind Ladenhüter geworden. Das schlägt sich in den Preisen nieder: Fünf Schnelltests der Marke „Boson“ gibt es bei Amazon für 3,75 Euro – das entspricht nur noch 75 Cent pro Stück. Und auch der Anbieter „Clungene“ verlangt lediglich 1,60 Euro pro Test.

Die positiven Schnelltest-Ergebnisse fließen übrigens nicht in die von der Sozialbehörde veröffentlichten Corona-Zahlen ein, sondern nur die verifizierten PCR-Ergebnisse. Letztlich bieten die Schnelltests eine gewisse Sicherheit für den Moment – aber sie sind eben nicht das Maß aller Dinge. (aba/dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp