Femizide in Hamburg: „Jede Tote ist eine zu viel!“
Frau getötet, Bruder festgenommen, 22-Jährige von Stalker erschossen, Mann sticht Ex-Freundin vor den Augen ihres Kindes nieder – auch in Hamburg gehören Femizide zur Lebensrealität von Frauen. Dennoch werden die Zahlen bis heute nicht gesondert erfasst.
In Bergedorf wird 2022 eine Frau getötet, ihr Bruder festgenommen. Er wird wegen Totschlags zu fünf Jahren und neun Monaten ohne Bewährung verurteilt. In Mümmelmannsberg wird im selben Jahr eine Frau getötet, gegen einen 35-Jährigen wird Haftbefehl erlassen. Ein Mann sticht seine Ex-Freundin vor den Augen des Kindes in Barmbek nieder. Er ist angeklagt wegen versuchten Totschlages.
Hamburg: „In 60 Prozent waren (Ex-)Partner die Täter“
Femizide, wenn Frauen ermordet werden, weil sie Frauen sind, finden statt – auch in Hamburg. Dennoch gibt es keine gesonderten Fallzahlen, nicht in der Hansestadt und auch nicht bundesweit. „Viele Opfer bleiben unsichtbar“, warnte Cansu Özdemir bereits im letzten Jahr gegenüber der MOPO. Die Linke hat deshalb in diesem Monat eine Anfrage an den Senat gestellt.
Die Antwort zeigt: Bereits in den ersten drei Monaten 2023 kam es zu insgesamt fünf Fällen von Totschlag mit einem weiblichen Opfer. Davon liegen drei Fälle im Bereich der Partnerschaft, beziehungsweise Ex-Partnerschaft. Zwei davon gelten als Versuch.
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Das bedeutet: Es gab in diesem Zeitraum mindestens einen Femizid und zwei versuchte Femizide in Hamburg. „In 60 Prozent aller vorsätzlichen Tötungsdelikte an Frauen in diesem Zeitraum waren also (Ex-)Partner die Täter“, heißt es in einer Pressemitteilung der Linken.
„Die Zahlen machen wütend und traurig. Dabei lassen sie offen, wie hoch die Anzahl an Femiziden wirklich ist. Denn Frauen werden auch außerhalb von Partnerschaften aus frauenfeindlichen Motiven getötet. Die Durchsetzung von tatsächlicher Gleichstellung ist für Frauen eine Frage des Überlebens. Sexismus tötet! Jede Tote ist eine Tote zu viel!“, sagt Cansu Özdemir, frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion.
2022 wurden acht der insgesamt dreizehn vorsätzlichen Tötungsdelikte an Frauen durch (Ex-)Partner verübt. In fünf Fällen wurde die Tat vollendet, in drei Fällen überlebte die Betroffene. In mindestens zwei Fällen gab es im Vorfeld Verfahren zum Erlass einer Einstweiligen Gewaltschutzanordnung, heißt es vom Senat. (vd)