FFP2 Maskenpflicht HVV Hamburg
  • Wer in Hamburg ohne FFP2-Maske mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, riskiert eine Strafe.
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FFP2-Maskenpflicht im HVV: „Senat vergisst arme Menschen – wieder einmal“

Die OP-Maske reicht nicht mehr: Seit dem Wochenende gilt im HVV wieder eine FFP2-Maskenpflicht – so will der Hamburger Senat die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante abfedern. Was mit Blick auf den Infektionsschutz sinnvoll erscheint, stellt Menschen mit wenig Geld vor finanzielle Herausforderungen. Der Sozialverband Hamburg und die Linke finden gegenüber der MOPO deutliche Worte – und fordern den Senat zum Handeln auf.

Wer seit Samstag in Bus, Bahn, Fähre, Taxi oder im Moia ohne FFP2-Maske erwischt wird, muss 40 Euro zahlen, Ausnahmen gelten nur für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren sowie Menschen mit gesundheitlicher Einschränkung und ärztlichem Attest: Bei ihnen geht weiter eine „medizinische Maske“ – also der meist blaue oder grüne, deutlich dünnere Mundschutz – durch.

Aufgrund der höheren Ansteckung der Omikron-Variante und der aktuellen Inzidenzentwicklung sei es „das Gebot der Stunde, dass die Fahrgäste in den Fahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs bestmöglich geschützt sind und auch andere schützen“, begründete Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) die erneute Einführung der FFP2-Maskenpflicht.

FFP2-Masken schützen besser – und sind deutlich teurer

In der Tat schützen FFP2-Masken deutlich besser als OP-Masken: Sie bestehen aus mehreren Lagen, verhindern effektiver, dass Aerosole durchdringen. Im Gegensatz zur OP-Maske schützt die FFP2-Maske auch die Träger:innen selbst. Voraussetzung für Fremd- und Eigenschutz ist allerdings, dass die Masken regelmäßig gewechselt werden: Es handelt sich eigentlich um Einmalprodukte, erkennbar an dem Hinweis NR („non reusable“, deutsch: nicht wiederverwendbar) auf der Verpackung. Sie lassen sich zwar bei richtiger Desinfektion trotzdem erneut verwenden (Hinweise dazu geben Wissenschaftler:innen der FH Münster hier) – das allerdings auch nicht beliebig oft.

Da beginnt das Problem: Wer täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, dem reicht für den Schutz vor Corona eben nicht eine einzelne FFP2-Maske. Beim Preis ist der Unterschied zwischen OP- und FFP2-Masken enorm: Liegt der Stückpreis für eine OP-Maske beim Kauf eines 50er oder 100er-Packs derzeit in Hamburger Supermärkten oder Drogerien meist unter 10 Cent, werden für eine einzelne FFP2-Maske in der Regel mindestens 80 Cent fällig. Vielerorts sind die sichereren Schutzmasken noch deutlich teurer.

Hamburger Sozialverband: Deutliche Kritik an FFP2-Maskenpflicht im HVV

„Menschen mit wenig Geld werden vom Hamburger Senat an dieser Stelle vergessen – wieder einmal während der Pandemie“, kritisiert Klaus Wicher, Hamburger Vorsitzender des Sozialverbands SoVD, im Gespräch mit der MOPO. Für sie werde die FFP2-Maskenpflicht im HVV zum großen Problem, führe noch mehr zur gesellschaftlichen Ausgrenzung. „Insbesondere für Familien, in denen Jugendliche leben, für die die FFP2-Maskenpflicht ja auch gilt, ist das schlicht nicht bezahlbar.“

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Ähnlich sieht es Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion in der Bürgerschaft. „Es ist eben keine gute Präventionspolitik, wenn der Senat sich lediglich auf die Verkündung der Maskenpflicht beschränkt und die damit verbundenen finanziellen Lasten auf die Bürger:innen abwälzt“, erklärt Celik gegenüber der MOPO. Gesundheitsschutz und Pandemiebekämpfung seien eine öffentliche Aufgabe, keine Privatangelegenheit.

Hamburg: Sozialverband fordert Gutscheine für Bedürftige

Wie ließe sich das Problem lösen? Der Sozialverband SoVD fordert vom Senat die Verteilung von Gutscheinen für FFP2-Masken. Organisatorisch sei das relativ leicht umzusetzen: „ Die Adressen von Menschen, die Grundsicherung, Hartz-IV oder Wohngeld beziehen, sind ja bekannt – es wäre ein Leichtes, diese Menschen anzuschreiben“, so Wicher. Dazu ließen sich leicht öffentliche Abhol- oder Verteilaktionen organisieren. Wicher: „Wer sagt: Das ist Organisatorisch nicht möglich – der will es einfach nur nicht machen.“

Auch Linken-Gesundheitspolitiker Celik fordert den Senat zum Handeln auf, er müsse dafür Sorge tragen, dass alle Menschen unabhängig von Einkommen mit Masken versorgt werden. „Deshalb beantragen wir einen Zuschuss für Leistungsbeziehende und die kostenlose Verteilung von Masken, insbesondere an Menschen mit geringen Einkommen.“

Zuletzt hat der Senat Leitungsempfänger:innen Anfang 2021 während der zweiten Corona-Welle einen Maskenzuschuss gezahlt: Sie bekamen für die Monate Februar und März jeweils zehn Euro – „damit sie sich selbstbestimmt die Masken beschaffen können“, erklärte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) damals. Zwischen April und Juni 2021 galt dann erstmals eine FFP2-Maskenpflicht im Hamburger ÖPNV.

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