Fliegen vs. Bus und Bahn: Ein Paar aus Hamburg macht den Selbstversuch
Ferienzeit ist Reisezeit – und mit dem Wegfall von Corona-Maßnahmen stehen Trips ins Ausland wieder bei vielen auf dem Plan. Meist wird dafür das Flugzeug als bequemstes und schnellstes Fortbewegungsmittel genutzt. Das wollte Lukas K. aus Hamburg so nicht akzeptieren – und wagte mit seiner Freundin den Selbstversuch.
Fliegen gilt laut Umwelt-Bundesamt als die klimaschädlichste Art der Fortbewegung. Darüber haben sich auch Paulina K. (26) und Lukas K. (27) aus Hamburg Gedanken gemacht. „Private Reisen möchte ich zukünftig gerne klimaneutral antreten“, sagt Lukas. Der 27-Jährige arbeitet als Filmemacher in der Werbebranche. Im Jahr 2021 trat er nach einer langen pandemiebedingten Flugpause wieder seine erste berufliche Reise an – und damit änderte sich auch seine Einstellung zum Fliegen.
„Es ist so selbstverständlich für uns alle geworden, wir steigen in ein Flugzeug und erwarten, dass wir wenige Stunden später in einem ganz anderen Land sind. Das Gefühl, eine große Distanz zurückgelegt zu haben verschwindet total“ sagt er. Und auch eine Umfrage von „Statista“ zeigt: Nur für 13,7 Prozent der Deutschen, spielt der Klimaschutz eine Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine Reise.
Von Hamburg nach Valencia: Ein Paar, ein Ziel, getrennte Anreise
So kam Lukas auf die Idee, einen Trip nach Valencia getrennt von Paulina anzutreten – er würde mit Bus und Bahn anreisen, Pauline mit dem Flugzeug. Doch während seine Freundin ganz leicht und schnell einen Flug bei einer der gängigen Suchmaschinen finden und buchen konnte, wurde Lukas schon bei der Deutschen Bahn vor Probleme gestellt. Zwar wurde eine Reiseroute angezeigt, nicht aber der Preis – und buchen konnte man so auch nicht. Auch die spezialisierte Metasuchmaschine „omio“ brachte keinen Erfolg.
„Über jeden Fluganbieter können auch richtige Reisen mit mehreren Stopps gebucht werden, für Bus- und Bahnreisen gibt es das aber nicht – obwohl es ein Leichtes wäre sich in Europa einfach zusammen zu tun“, kritisiert Lukas das Angebot im Netz.
Das Ziel in Valencia: Paulina vom Flughafen abholen
Letztlich landet er bei „Google Maps” und bekommt dort seine Route vorgeschlagen: Von Hamburg mit der Bahn nach Mannheim, dann mit dem TGV nach Paris und weiter mit dem Flixbus nach Valencia. In Paris muss er über Nacht bleiben und bucht sich daher in eine Jugendherberge ein. Drei Tage soll die Reise dauern.
Doch bereits den Hamburger Hauptbahnhof verließ er mit 40-minütiger Verspätung – das führte in Mannheim zu Problemen: Der TGV nach Paris wurde nicht mehr erreicht. Immerhin: „Die Bahn brachte mich in einem sehr guten Hotel in Ludwigshafen unter. Das Taxi dorthin zahlte sie auch“, berichtet Lukas. Dass er am nächsten Morgen allerdings selbstständig für seinen Weg zurück nach Mannheim sorgen muss, sei ihm zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen – Paris erreichte er dennoch, dank der eingeplanten Übernachtung auch pünktlich für die Weiterfahrt mit dem Flixbus.
Mit dem Bus nach Mannheim und von dort aus nach Paris
Doch dieser wurde gut eine Stunde vor Abfahrt storniert, ohne Angaben von Gründen. Dafür aber mit der Möglichkeit kostenfrei umzubuchen – auf den Bus am nächsten Tag. Für Lukas zu spät. Er improvisierte, um pünktlich in Valencia am Flughafen zu sein.
„Zum Glück hatte ich französisch in der Schule und konnte mir dadurch eine Fahrt mit der französischen Bahn an die Grenze nach Spanien buchen – leider nur noch erste Klasse Tickets.“ Von der Grenze sollte es um Mitternacht dann erneut mit einem Flixbus weitergehen nach Valencia – und dieses Mal wurde die Fahrt nicht abgesagt.
Als er morgens am Ziel ankommt, ist Lukas müde aber glücklich „Ich konnte Paulina sogar noch vom Flughafen abholen – wenn auch mit 15-minütiger Verspätung.“
Letztlich dauert seine Reise nach Spanien fast drei Tage. Die 26-jährige Fotografin Paulina fliegt nur drei Stunden – und spart auch noch: „Lukas hat am Ende fast 600 Euro für seine Hin- und Rückreise gezahlt – meine zwei Flüge waren nur halb so teuer.“
War’s das also mit dem klimafreundlichen Reisen?
Dennoch. Für Lukas steht fest: „Ich werde es wieder tun. Aber es muss noch viel getan werden, um das Fernreisen per Bus und Bahn attraktiver zu machen.“ Er würde sich wünschen, dass die Unternehmen besser zusammenarbeiten und die Reisekosten unter denen eines Fluges liegen würden. „Wenn man Bus- und Bahnreisen günstiger anbieten würde, würden mehr Menschen diese Transportmittel nutzen.“