Geiselnahme am Hamburger Flughafen: Vater angeklagt
Salman E., der im November 2023 mit seiner entführten Tochter und möglicherweise Sprengstoff im Auto auf das Vorfeld des Hamburger Flughafens durchgebrochen war und erst nach einem stundenlangen Nervenkrieg aufgab – das Drama, das sich auf dem Helmut-Schmidt-Flugplatz abspielte, soll nun vor Gericht aufgearbeitet werden.
Die Generalstaatsanwaltschaft, Abteilung Staatsschutz, hat Anklage gegen den 35-jährigen Mann erhoben. Es geht um den Verdacht der Geiselnahme, der Entziehung Minderjähriger, der vorsätzlichen Körperverletzung sowie Delikte nach dem Waffengesetz.
Geiselnehmer hatte schon längere Zeit kein Sorgerecht mehr
Dem Angeschuldigten wird vorgeworfen, seine vierjährige Tochter am frühen Abend des 4. November 2023 aus der Wohnung der Mutter in Stade entführt zu haben und mit dem Kind zum Helmut-Schmidt-Flughafen in Hamburg gefahren zu sein, wo er mit einem Audi ohne Kennzeichen die drei Schranken des Nordtors durchbrach und auf das Vorfeld gelangte. Salman E., der in Buxtehude lebte, hatte schon seit längerer Zeit kein Sorgerecht mehr und soll das Mädchen mit einer List aus der Wohnung der Mutter entführt haben.
Über den Notruf der Polizei soll er sodann mit dem Besitz von drei Bomben gedroht, zwei selbstgebaute, brennende Molotowcocktails aus dem Fahrzeug geworfen und mit einer halbautomatischen Kurzwaffe mehrmals in die Luft geschossen haben.
Salman E. wollte Angst und Schrecken verbreiten, um an ein Flugzeug zu kommen
Sein Ziel: Angst und Schrecken verbreiten, damit seine Forderung erfüllt werde – die Bereitstellung eines Flugzeugs zur ungehinderten Ausreise in die Türkei für sich und seine Tochter. Schon zuvor hatte er das kleine Mädchen gegen den Willen der Mutter monatelang in der Türkei festgehalten. Das Amtsgericht Stade hatte ihn im Mai 2022 dafür wegen Kindesentzugs zu einer Geldstrafe verurteilt.
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Erst gegen 14.30 Uhr am 5. November 2023 konnte der Angeschuldigte von der Polizei festgenommen werden, nachdem er seine vermeintliche Sprengstoffweste freiwillig abgelegt und seine Tochter einer Polizeibeamtin übergeben hatte. Bei seiner Festnahme trug der Mann außerdem ein Messer, 22 Schuss Munition, ein Reizstoffsprühgerät und eine mit einer Patrone durchgeladene und entsicherte Schusswaffe bei sich.
Während des 18-stündigen Einsatzes war der gesamte Flugverkehr am Helmut-Schmidt-Flughafen eingestellt, was weit über Hamburg hinaus zu erheblichen Beeinträchtigungen führte.