Geduld der Stadt am Ende: Kult-Obststand an der Sternschanze soll weg
Sternschanze –
Sein Stand am S-Bahnhof Sternschanze ist vielen Hamburgern bekannt – seit 24 Jahren verkauft Mustafa Zeybek (59) hier frisches Obst und Gemüse. Nun möchte der Bezirk ihm allerdings den Saft abdrehen, am 19. Mai soll er den Platz räumen. Der Grund laut Zeybek: nicht ankommende Corona-Hilfszahlungen.
„Ich habe rund 4000 Euro Mietrückstände beim Bezirk Altona“, so Mustafa Zeybek. „Seit Beginn der Pandemie fallen Kunden weg. Ich konnte die Gebühren für die Fläche über Monate nicht mehr bezahlen“, erklärt er.
Nun solle er nach eigenen Angaben den Platz bis zum 19. Mai von selbst verlassen – ansonsten werde dieser kostenpflichtig geräumt.
Hamburg: Obsthändler im Schanzenviertel wartet auf Corona-Hilfe
Dabei seien dem Obsthändler Corona-Hilfszahlungen zugesichert worden, die demnächst ausgezahlt werden sollen und die Rückstände decken würden. Das Bezirksamt Altona lasse dennoch nicht mehr mit sich verhandeln. „Sie geben mir keine Zeit mehr. Ich soll gehen“, sagt Zeybek aufgelöst.
Die Zahlung der Gebühren für die Sondernutzung der Fläche sei bereits in der Vergangenheit nicht regelmäßig gezahlt worden, teilt das Bezirksamt Altona mit. Mittlerweile belaufe sich der Betrag auf 3840 Euro. Dieser Betrag sei im Haushalt des Bezirksamtes eingeplant – sollte das Defizit nicht ausgeglichen werden, fehle an einer anderen Stelle Geld für das öffentliche Wohl.
Hamburg Sternschanze: Obststand vor dem Aus
Die Erlaubnis auf Sondernutzung der Fläche sei bereits zum 31. März ausgelaufen – der Obststand werde demnach lediglich noch geduldet. Hätte der Obsthändler die Gebühren bezahlt, wäre eine letztmalige Verlängerung der Sondernutzungsgenehmigung bis Ende des Jahres ausgestellt worden.
„Der Obststand am Bahnhof Sternschanze war ursprünglich in der Unterführung der Max-Brauer-Allee beheimatet“, so Mike Schlink, Pressesprecher beim Bezirksamt Altona. Der Platz am Bahnhof in der Sternschanze sei vor mehr als 20 Jahren nur ein Alternativstandort gewesen. Seitdem habe der Eigentümer eine Sondergenehmigung für den Platz erhalten.
Obststand im Schanzenviertel: Räumung am 19. Mai
Sollte Zeybek tatsächlich am 19. Mai das Feld räumen müssen, drohe ihm die Arbeitslosigkeit, sagt er. „Ich ernähre mit den Einnahmen meine Familie“, so Zeybek. Außerdem habe er noch frische Ware in Wert von 3000 Euro – die müsse er dann wegschmeißen.
Georg Möller, Anwohner und Aktivist in der Schanze, möchte, dass der Obststand erhalten bleibt und unterstützt den 59-Jährigen beim Schriftverkehr mit der Behörde. Der Obsthändler sei für ihn am Schanzenbahnhof nicht wegzudenken. „Mustafa Zeybek ist nicht nur Anlaufstelle bei Bedarf von frischem Obst und Gemüse, er schlichtet auch Streit zwischen Passanten oder Obdachlosen“, erklärt Möller.
Existenz seit vielen Jahren bedroht
„Seine Existenz am Schanzenbahnhof wird Zeybek schon seit Jahren schwer gemacht“, so Möller. Ständig habe er sich neue Genehmigungen einholen müssen. Der Obsthändler passe nicht ins Bild der chic-werdenden Sternschanze.
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Bereits vor acht Jahren stand der Obststand im Schanzenviertel vor dem Aus. Damals wollte der Bezirk Altona das Areal aufhübschen – der Obststand sollte weg.
Zeybek musste zwar für sechs Monate weichen und durfte während dieser Zeit auf dem Grundstück von Tim Mälzers Bullerei stehen, aber danach erlaubte der Bezirk ihm, an den ursprünglichen Platz zurückzukehren.