Gefahr für die Bienen? Bienenzüchter kritisieren Trend zum „YouTube“-Imkern
Honig aus eigenem Anbau. Für immer mehr Menschen wird das zu einem neuen Hobby. Auf „YouTube“ häufen sich die Videos mit Anleitungen wie „Imkern leicht gemacht“ oder „Imkerei für Anfänger und Neueinsteiger“. Bei Schleswig-Holsteins Profi-Imkern kommt das gar nicht gut an. Sie wittern ganze Bienenvölker in Lebensgefahr.
Laut Landesverband der Imkerinnen und Imker in Schleswig-Holstein gibt es in dem nördlichsten Bundesland rund 4000 Bienenzüchter, die in verschiedenen Vereinen organisiert sind. Schätzungen zufolge sind noch einmal genauso viele als sogenannte „YouTube“-Imker aktiv. Menschen also, die sich im Internet Anleitungen besorgen und sich ohne Fachwissen als Bienenzüchter ausprobieren.
Imker-Landesverband warnt vor Aussterben ganzer Bienenvölker
„Die Bienen brauchen Fürsorge und eine gewisse Behandlung, sonst verenden sie grausam“, erklärt Landesverbandschef Christian Krug im NDR. „Es ist nicht damit getan, sie einfach hinzustellen.“ Aus Sicht von Krug birgt der Trend zum Hobby-Imkern zwei große Gefahren: Zum einen könnten Bienenvölker, die nicht genug betreut würden, verhungern. Zum anderen könnten sie von der Varroamilbe befallen werden. Dabei handelt es sich um einen Parasiten, der sich von Larven ernährt.
Liegt erstmal ein Varroamilben-Befall vor, werden die Völker nicht selten so geschwächt, dass sie in der Folge leicht an der Amerikanischen Faulbrut erkranken. Diese hoch ansteckenden Tierseuche ist anzeigepflichtig. Tritt sie auf, richtet das zuständige Veterinäramt einen Sperrbezirk rund um das Bienenvolk ein, um andere Völker zu schützen. Um das zu vermeiden, lassen Profi-Imker ihre Völker präventiv testen.
Kritik: „YouTube“-Imker riskieren Varroamilben-Befall
Christian Krug kritisiert, „Youtube-Imker“ täten das in der Regel nicht. Folge: In einigen Sperrbezirken im Norden werde die Quelle für den Befall schon seit Jahren nicht gefunden. Dazu gehöre auch die Region rund um Pinneberg. Problem: Wenn andere Bienen sich mit einem befallenen Volk beispielsweise ein Rapsfeld als Futterquelle teilen, besteht Ansteckungsgefahr! Und: Die Ansteckungsgefahr kann bis zu vier Jahre lang anhalten.
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Zwar gibt es für kranke Bienenvölker durchaus die Möglichkeit einer Heilung. Dafür brauche es laut Krug aber Fachkenntnisse seitens der Imker und die Bereitschaft, Geld zu investieren. Bei „YouTube“-Imkern ist diese Bereitschaft tendenziell weniger ausgeprägt.
Der Landesverband versucht nun, in den sozialen Medien für mehr Aufklärung zu sorgen und Fachkenntnisse zu vermitteln. Zusätzlich zu den Imker-Kursen, die in Bad Segeberg angeboten werden, will man nun in Zukunft auch selbst Online-Tutorials zum Thema bereit stellen. (ng)