Gefahr für Mensch und Tier? Initiative will Deich-Rückverlegung stoppen
Zum Schutz vor Sturmfluten will Hamburg den Deich auf der Fläche Ellerholz in Wilhelmsburg weiter auf das Festland verlegen. So soll die Elbe mehr Platz bekommen. Doch bei den Anwohner:innen kommt das nicht gut an: Die Stadt plane an ihnen vorbei und zerstöre dabei auch wichtigen Lebensraum für Tiere.
Darum geht es: Die Elbvertiefung und erhöhte Wasserstände in der Nordsee könnten dafür sorgen, dass Sturmfluten künftig heftiger ausfallen und eine größere Gefahr für Hamburg darstellen. Um dagegen gut gewappnet zu sein, plant die Stadt unter anderem höhere und breitere Deiche an der Elbe – die dem Fluss über eine Verlegung weiter zurück auf das Festland zudem mehr Platz bieten sollen.
Deichrückverlegung Ellerholz: Planungen laufen seit Jahren
Im Wilhelmsburger Osten gibt es schon lange Pläne für eine solche Deichrückverlegung. Das Biotop Ellerholz sei einer Machbarkeitsstudie der Umweltbehörde von 2016 zufolge gut dafür geeignet: Es gehöre der Stadt Hamburg und es könnten dort gut Räume zum Ausgleich entstehen. Zudem sei das Biotop vollständig als landwirtschaftliche Fläche gekennzeichnet, werde zu diesem Zweck aber nur wenig genutzt. Ein gutes Gebiet also, um Hamburg mit einem höheren und breiteren Deich vor möglichen Sturmfluten zu schützen?
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Nein, findet die „Initiative gegen die Deichrückverlegung Ellerholz“. „Für den letzten Weißstorch auf der Elbinsel und bestehende ausgewiesene Biotope bedeutet die Maßnahme das Aus“, kritisiert die Initiative. Auch eine Schleiereule, ein Turmfalke und Fledermäuse würden ihren Lebensraum verlieren. Obwohl es sich bereits um ein geschütztes Biotop handle, wolle die Stadt „maximal“ in das Ökosystem eingreifen. Es sei schlicht das Gebiet, das „für die Stadt am einfachsten“ zu beplanen sei.
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Auch für die Anwohner:innen erwartet die Initiative negative Konsequenzen. „Der stark gestiegene alltägliche Lkw-Verkehr durch die Nachbarschaft zu Kühne+Nagel und zu den Logistik-Zentren auf der Peute ist schon jetzt eine grenzwertige Herausforderung“, heißt es. Durch die zu erwartenden jahrelangen Arbeiten und das Verlegen der Straße vor die Grundstücke verstärke sich das „immens“.
Dass die Stadt die Betroffenen nicht weiter in die Planungen einbeziehe, sei schockierend. Es fehle an Informationen über das Vorhaben und Möglichkeiten zur Beteiligung. Selbst ein runder Tisch im Juni sei nur auf Drängen der Initiative entstanden. Der Beirat für Stadtteilentwicklung Wilhelmsburg unterstützt den Protest: „Wir erwarten, dass die geplante Deichrückverlegung Ellerholz in Gänze auf den Prüfstand kommt“, heißt es im Beschluss vom 18. August. (fbo)