Geheimnisvoller See im Hamburger Westen: Hier liegt das Erdbebenzentrum der Hansestadt
Bahrenfeld –
Hamburgs Erdbebengebiet befindet sich unmittelbar an der Anschlussstelle Bahrenfeld der A7. Glauben Sie nicht? Doch, ist verbrieft. Immer wieder kommt es im Raum Bahrenfeld / Othmarschen / Groß Flottbek zu leichten Erdstößen und sogar zu „Erdfällen“. So ein beeindruckendes Ereignis führte im Mittelalter schließlich zur Bildung des Bahrenfelder Sees.
Die vielen Besucher, die zu jeder Jahreszeit rund um das Gewässer an der Ecke Osdorfer Weg/Theodorstraße spazieren gehen, ihre Hunde ausführen oder am Ufer grillen, ahnen vermutlich nichts von der spannenden Geschichte des kleinen Sees. Und die hat vor allem mit dem „Othmarschen Langenfelde Diapir“ zu tun. Das ist der Name des mächtigsten Salzstocks im Hamburger Untergrund.
Salzstock sorgt für Erdfälle
Der größte der neun Salzstöcken unter dem Stadtgebiet entstand vor etwa 275 Millionen Jahren und erstreckt sich von der Elbe bei Othmarschen 20 Kilometer weit über Schnelsen fast bis nach Quickborn. Er erreicht eine Tiefe von bis zu neun Kilometer – beim Altonaer Krankenhaus wiederum kratzt der Salzstock fast an der Erdoberfläche.
Salzstöcke haben die Eigenschaft, dass sie nicht besonders stabil sind. Dringt Grundwasser oder Sickerwasser ein, können sich große Hohlräume, Kavernen genannt, bilden. Wenn diese dann einstürzen, kommt es zum „Erdfall“. So entstand der gut 5000 Quadratmeter große Bahrenfelder See. Vor 100 Jahren war der noch bis neun Meter tief. Heute ist er vermutlich deutlich flacher.
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„Erdfälle“ hat es in den vergangenen Jahrhunderten im Bereich Bahrenfeld / Groß Flottbek immer wieder gegeben. So verschwanden am 8. August 1771 mal eben fünf große Eichen in einem Loch, das sich plötzlich aufgetan hatte.
Auch der kleine „Wobbe-See“ am Flottbeker Markt entstand durch einen „Erdfall“. Bis 2017 wurden hier Absenkungen des Bodens registriert. Immerhin knapp sechs Millimeter in 2,5 Jahren. Die Folge sind Risse an Gebäuden.
30 Mini-Erdbeben in Hamburg registriert
Insgesamt hat man im Raum Groß Flottbek seit dem Jahr 1800 etwa 30 Mini-Erdbeben registriert. Sie wurden alle durch „Erdfälle“ ausgelöst.
Zuletzt bebte die Erde hier am 8. April 2009 – immerhin so stark, dass Menschen Angst bekamen und ihre Häuser verließen. Nach einer Stunde gab es ein Nachbeben. Ausgelöst wurde das Beben vermutlich durch den Einbruch eines Hohlraums des Salzstocks in einer Tiefe von etwa 100 Meter. 1960, 1983 und im Jahr 2000 war es sogar zu relativ starken Erdbeben gekommen, bei denen Häuser beschädigt wurden und der Strom ausfiel.
Die Behörden stufen die Gefahr durch Erdbeben trotzdem als „äußerst gering“ ein. Na, denn …